Ode an die Provinz

ZELL. "Helden wie wir" heißt das Programm einer Kabarettveranstaltung mit Achim Konejung am Samstag, 10. Januar, um 20.30 Uhr in der alten Schule in Zell-Merl. Vorbei die Zeiten, als man die Provinz links liegen gelassen hat.

Denn wo kommen unsere neuen Helden her? Schumi? Kerpen-Süd. Daniel Kübelböck? Eggenfeld - wo immer das auch liegt. Und selbst unser kleiner Weltsheriff kommt nur aus Austin, Texas. Eine neue Völkerwanderung hat begonnen. Raus aus den Städten, ab ins Neubaugebiet am Stadtrand. Und dort verwirklichen sie ihren Traum vom Wüstenrotschlösschen mit Erker, römischen Säulen und Carport. Carport? Überdachter Autohafen. Damit der Nachbar den neuen Wagen auch immer sehen kann. Achim Konejung, Kabarettist und Kleinkunstpreisträger und nach Jahren in Großstädten selber auf dem Land ansässig, hat ethnologische Feldforschung über die Helden vom Land betrieben. Was sind das für Menschen, die da jedes Wochenende in die City einfallen, die Garagen zuparken, die Stammkneipen besetzen und zum Dank in die Vorgärten pinkeln? Die große Welt im Kleinen, das ist das Thema von Konejungs Show, denn er weiß aus eigener Erfahrung: die Achse des Bösen beginnt meist schon im Nachbardorf. Und die Schurkenstaaten liegen jenseits an der Landesgrenze. Und vor allem am Klavier beweist sich Konejung mit kräftigem Anschlag bravourös als Mischung aus Tom Lehrer und Randy Newman. Er demonstriert am Beispiel James Horner, wie sich nur mit den ersten vier Tönen der Tonleiter ein ganzer Hollywood-Soundtrack (für "Der Surm") zaubern lässt. "Helden wie wir" - das ist politisches Stand-up Kabarett mit musikalischen Seitenhieben, eine hinterlistige Ode an die Provinz und der schlagende Beweis dafür, dass man als Dorfdepp doch noch Präsident werden kann. Kartenvorverkauf: Buchhandlung Haas, Zell und Fahrkartenausgabe Bahnhof Bullay und Reisebüro Ritz in Zell.

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