Sie machen ein gutes Geschäft - Laden mit Herz ist knapp ein Jahr alt

Wittlich · Es war einmal "Ihr Platz" und ist längst der "Laden mit Herz": Das Secondhand-Geschäft, das Ehrenamtliche in Wittlichs Burgstraße stemmen, dient längst nicht mehr nur der Finanzierung der Arbeit des Kinderschutzbundes. Es ist ein wichtiger Baustein der Hilfe für Flüchtlinge.

 Nanu, ist der Laden jetzt auch am Dienstag geöffnet? Das ist richtig. Aber an diesem Tag ist geschlossene Gesellschaft: Dann können sich Flüchtlinge Kleidung aussuchen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Nanu, ist der Laden jetzt auch am Dienstag geöffnet? Das ist richtig. Aber an diesem Tag ist geschlossene Gesellschaft: Dann können sich Flüchtlinge Kleidung aussuchen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus Kimmling (m_wil )

Wittlich. Secondhand-Artikel zu günstigen Preisen anbieten und mit dem Erlös Projekte des Kinderschutzbundes (KSB) Bernkastel-Wittlich finanzieren: Diese Idee ist fast ein Jahr alt und längst eine Institution mitten in Wittlichs Innenstadt. Der Leerstand, ehemals "Ihr Platz", ist seit Dezember 2014 der Spezialladen "Kaufen mit Herz". Zum Start haben die drei Eigentümer der Immobilie dem Benefizprojekt drei Monate mietfrei als Starthilfe gegeben. Und das Angebot kommt an.

Immerhin ist vom Buch über die CD bis zum Geschirr und Ledermantel alles zu haben. Wurde zunächst freitags und samstags geöffnet, ist längst der Mittwoch dazu gekommen und seit Oktober auch der Dienstag. Dann ist aber sozusagen geschlossene Gesellschaft: Dieser Tag ist nur für die Flüchtlinge da, die sich dort per Gutschein kostenlos zum Beispiel Kleidung aussuchen.

Da hält eine junge Farbige sich eine kleine Tasche an die Seite, da prüft ein junger Mann mit einem Blick, ob die Trainingshose passt, ein anderer versinkt testweise in einer viel zu großen Winterjacke. Dazwischen der ältere Herr, den alle nur Abu Satellite nennen, denn er fragt immer wieder nach etwas, was sich wie "Satellite" anhört. Bislang konnte auch kein Dolmetscher klären, ob er damit einen Receiver, einen Fernseher oder doch eine Jacke meint. Auch an diesem Dienstag marschiert er immer wieder auf Michaele Schneider, hauptamtliche KSB-Mitarbeiterin, die die Arbeit koordiniert und zur Ansprechpartnerin für alles geworden ist, zu. Mittlerweile spricht sie offenbar auch ein bisschen Arabisch.

Irgendwie schafft sie es, Herrn "Satellite" freundlich wieder loszuwerden. In ihrem Arm hält sie ein Baby mit dunklen Augen im weißen Kunstfellanzug. Sieht aus wie ein Lächel-Bärchen. Sein Name: Bachar. Wie al-Assad, Präsident Syriens, das Land, aus dem so viele vor Terror und Gewalt fliehen.

Vielleicht kommen ja demnächst noch mehr Flüchtlinge nach Wittlich, die Stadt, in der aktuell rund 130 dieser Menschen leben.
So soll Gerüchten zufolge womöglich Platz im Ex-Hela-Gelände für 1500 Flüchtlinge geschaffen werden (der TV berichtete). "Das macht mir keine Kopfschmerzen, wenn da eine Afa (Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende, Anmerkung der Redaktion) hinkommt. Das wird unsere Stadt verändern, aber macht mir keine Sorgen. Was ich wünschen würde, ist, dass die Stadt und unser Helfersystem früher eingebunden werden, damit wir uns darauf einrichten können. Die Menschen müssen ja irgendwohin, die können im Winter ja nicht in Zelten schlafen", sagt Schneider.Große Spendenmenge


Und offensichtlich fühlen viele in Wittlich mit denen, die ihre Heimat verlassen mussten und wollen helfen: Die Spendenmenge ist groß. "Bei Kleidung haben wir reichlich Ware. Die Leute spenden, es ist unglaublich. Erstmals müssen wir über einen Annahmestopp nachdenken. Was wir aber unbedingt noch brauchen, sind Wintersachen in kleinen Größen, also S. Mit Sommersachen in großen Größen wie XL können wir im Moment absolut nichts anfangen. Was wir immer brauchen, ist Geschirr für die Wohnungsausstattung", sagt Michaele Schneider.
Wie viel von Beginn an im Laden schon auch im Sinne der Nachhaltigkeit und Schonung von Ressourcen für die gute Sache umverteilt werden konnte, weiß keiner. Das Ehepaar Mehlen gehört zu den 30 Ehrenamtlichen, die den Laden am Laufen halten. Sie sagt: "Wie viele Schuhe? Oje, Tausende? Wie viel Kleidung? Ach. Das ist unmöglich zu sagen. Sehr, sehr viel."

Derzeit kooperiere man mit der Bolivienhilfe und der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte IGFM und gebe Überschüsse an diese Organisationen ab. Alles andere wird verkauft, denn man braucht Geld für alles vom Strom über den Kleiderständer, Etiketten, Registrierkasse bis Plastiktüten.
Spenden für die ehrenamtliche Arbeit beim Kinderschutzbund wird auf folgende Konten erbeten: Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück, IBAN: DE 43 5875 1230 0060 2894 10, BIC: MALADE51BKS, Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank Wittlich, IBAN: DE83 5876 0954 0000 0692 35, BIC GENODED1WTL, bitte das Stichwort "Flüchtlingshilfe" nicht vergessen.

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