Sie verraten noch nichts

WITTLICH. Kreative Damen bei der Arbeit: Seit Wochen treffen sich fleißige Möhnen im Untergeschoss des Hauses von Anneliese Hees, um an ihren Kostümen letzte Hand anzulegen. In diesem Jahr sind es Schmuckstücke, die in Eigenregie entstehen.

Eine Fastnacht ohne Möhnen? Undenkbar! Dass sich der Einsatz der Spezies Möhne weit über die klassischen Aktivitäten des Weiberdonnerstag hinaus erstreckt, beweist das Quartett, das sich jeden Dienstagnachmittag bei Anneliese Hees trifft. Hier geht es um die traditionelle Fußgruppe der Möhnen, die am 22. Februar im großen Umzug mitgeht - einschließlich etlicher Enkelkinder und Kinder von Nichten, die Blut geleckt haben in Sachen Foosenoochd.Emsig stecken und nähen sie, probieren an und ändern, überprüfen Details, verwerfen gegebenenfalls noch einmal Ideen und konzipieren neu. Die Arbeiten befinden sich im Endstadium. Die Damen bei Anneliese Hees kennen sich gut, sind miteinander befreundet. Bei Karnevalsmusik im Hintergrund tauschen sie Neuigkeiten aus, und hin und wieder setzt sich eine an den gedeckten Pausentisch und nascht zur Tasse Kaffee - na was wohl? - ein Mäuschen. Die dienstälteste Möhne in der Runde - seit 1982 - ist Hannelore Kaspari. Inzwischen mit dem Posten der Obermöhne geadelt, zählt sie Kostüme der vergangenen Jahre auf: "Wir waren schon als Struwwelpeter, Clowns, Holländerinnen und Rokoko-Damen unterwegs." Letzteres zu nähen, war besonders aufwändig, obwohl: "Hauptsache, man hat einen Schnitt."In diesem Jahr hatten sie keinen. Schon im September hatte die Obermöhne die Idee für das Thema der diesjährigen Fußgruppe, die endlich einen würdigen Platz in der Zugabfolge erhält: Direkt hinter dem Wagen der Rot-Weißen, denen sie in dieser Session erst beigetreten sind, werden sie ihre Kamellen werfen und Schnäpschen ausschenken.In welcher Kostümierung die Möhnen gehen, verraten sie nicht. Es wird den Gästen des Fastnachtsumzugs wohl ähnlich gehen wie den Möhnen-Kolleginnen, als Hannelore Kaspari bei einem Treffen im Gasthaus Schneck den Prototypen des Kostümes präsentierte. Sie fanden es spontan klasse.Eine im Quartett - manchmal nähen sie auch zu mehreren - ist eine Mainzerin. Seit 35 Jahren lebt Monika Thomas in Wittlich und hat anfangs stark gelitten: Immer nur den Rosenmontagszug im Fernsehen sehen, wo die karnevalistische Freude ungebremst gelebt wird. Bis heute kommt der Schlachtruf "Kreiau" ihr nur schwer über die Lippen. "Das klingt so hart." Glück hat sie mit ihrem Gatten, der sie, ohne selbst ein Jeck zu sein, beim Feiern unterstützt. Wenn sie hinterher und zwischendurch "ein bisschen krank" ist, pflegt er seine bessere Hälfte. Das Gleiche gilt für Marianne Benischek und Anneliese Hees: Auch sie haben zu Hause tolerante Ehemänner. Bei Kasparis wird sogar gemeinsam gefeiert: Hannelores Mann ist Heiner, einer der drei Kasparis-Brüder, ohne die die Wittlicher Fossenoochd nicht existieren würde.Zwei Neuerungen halten die Möhnen in diesem Jahr bereit: Erstens verleihen sie dem Verbrennen der Fastnacht am Dienstagabend auf dem Marktplatz endlich einen größeren Rahmen. Auch die zu verbrennende Figur, "die Alt", wie die Möhnen sie nennen, bauen sie selbst. Zweitens hat Anneliese Hees eine neue Hymne getextet für den Moment, wenn die Möhnen mit der Leiter kommen, um das Rathaus zu erstürmen. "Es ist mir tierisch auf den Senkel gegangen, dass die Kapelle dann immer schlagartig das ,Bergweilerer Kampflied' anstimmte." Jetzt gibt's auf die Melodie der "Trämps von der Pfalz" eine auf die Säubrennerstadt passende Textversion.Wer Lust bekommen hat, bei den Möhnen mitzumachen, kann sich bei Anneliese Hees melden: Telefon 06571/4410.

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