Speiseeis-Abwärme für Schule und Schwimmbad

Morbach · Die Kühlanlage des Morbacher Unternehmens Servicebund Mettler produziert jährlich 2,4 Millionen Kilowattstunden Abwärme. Die Morbacher Gemeinde prüft, ob sich damit die Heizungen der Integrierten Gesamtschule und des Freibades über ein Nahwärmenetz unterstützen lassen.

Morbach. Was bei dem einen ein Abfallprodukt ist, kann ein anderer möglicherweise als Rohstoff nutzen. Dieser Kreislauf mit dem Namen Rohstoffmanagement ist ein wesentliches Merkmal der Morbacher Energielandschaft. Dort werden beispielsweise Sägespäne, die bei einem Unternehmen anfallen, mit der Wärme der Biogasanlage zu Pellets weiterverarbeitet.
Das Gleiche könnte nun auch mit dem Abfallprodukt Wärme in Morbach passieren. Denn der Lebensmittelgroßhändler Servicebund Mettler hat der Gemeinde angeboten, die Abwärme aus seinen Kühlanlagen zum Heizen öffentlicher Gebäude zu nutzen. In der Lagerhalle des Unternehmens werden auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern tiefgefrorene Produkte wie Speiseeis bei Temperaturen von bis zu minus 23 Grad gelagert. Weitere 1000 Quadratmeter werden auf null bis sieben Grad gekühlt, um beispielsweise Gemüse bevorraten zu können.
Die Abwärme nutzt Geschäftsführer Christoph Mettler bereits, um seine weiteren Lager- und Büroräume zu heizen. Darüber hinaus könnte er 2,4 Millionen Kilowattstunden Wärme über ein Nahwärmenetz abgeben. Das entspricht in etwa der Energiemenge, die die Gemeinde benötigt, um die nicht weit entfernte Integrierte Gesamtschule (IGS) und das Freibad zu heizen.
Die IGS benötigt jährlich etwa 180 000 Liter Heizöl, das entspricht 1,8 Millionen Kilowattstunden. Für das Schwimmbad werden 600 000 Kilowattstunden Energie benötigt. 400 000 davon stammen aus einer Solaranlage, 200 000 aus einer Wärmepumpe.
Die Initiative hat der Geschäftsführer selbst angestoßen, als eine neue 1,5 Millionen Euro teure Kühlanlage montiert wurde. Sie ist laut Mettler die größte ihrer Art in Deutschland, die mit dem umweltfreundlichen Gas Ammoniak betrieben wird. Mettler benötigt zum Betrieb der neuen Anlage nur noch etwa die Hälfte der Energie wie bisher.Gemeinde prüft die Idee


Mettler: "Ich habe mir überlegt: Wir pulvern so viel Energie raus, kann man die nicht anders nutzen?" Vor allem im Sommer läuft die Kühlung auf Hochtouren. Seine Vorstellung: Er stellt ein Rohr zur Verfügung, das die Gemeinde andocken kann, um die Abwärme abzunehmen.
Die Energie will Mettler kostengünstig zur Verfügung stellen. "Ich will nichts daran verdienen, aber die zur Abgabe notwendigen Investitionen müssen sich finanzieren lassen", sagt er.
Die Gemeinde Morbach will jetzt prüfen, ob es sich lohnt, ein Nahwärmenetz zu bauen, mit dem die Heizung der IGS unterstützt wird und mit dem das Freibad beheizt werden kann.
"Eine Umsetzung ist von den Ergebnissen abhängig", sagt Bürgermeister Andreas Hackethal. Die anfallenden Energiemengen belegten allerdings, dass eine nähere Prüfung Sinn habe, sagt Hackethal.

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