Zehn Jahre nach der Transplantation: "Nierenspende hat sich gelohnt"

Hetzerath · Vor zehn Jahren spendete Christiane Fußhöller ihrem damals 33-jährigen Sohn eine Niere. Beide haben die Operation damals gut überstanden. Der Sohn hat die vergangenen Jahre genutzt, um sich ein Haus zu kaufen und herzurichten. Trotzdem hören die Sorgen um den Gesundheitszustand nicht auf.

Hetzerath. "Ich würde es wieder tun, nicht nur für meinen Sohn, auch für meine Töchter und Enkel." Bestimmt erklärt Christiane Fußhöller, dass es für sie selbstverständlich war, dem Sohn die eigene Niere zu spenden.
Christoph Fußhöller, der mit 33 Jahren dreimal pro Woche für vier bis fünf Stunden zur Dialyse (Blutwäsche) musste, hatte sich zunächst gesträubt, die Niere von seiner Mutter anzunehmen. "Ich habe mich immer gefragt, kann ich das verantworten? Im Grunde genommen ist das ja Körperverletzung, wenn einem ein gesundes Organ entnommen wird."

MENSCHEN GANZ NAH


Nachdem die Ärzte aber auch dazu geraten haben, stimmte der Sohn zu. Drei Monate intensiver medizinischer und psychologischer Untersuchungen folgten.
"Das war eine sehr anstrengende Zeit, man wird von Kopf bis Fuß auf den Kopf gestellt, und dann war da die Ungewissheit, ob ich nicht selbst irgendeine Krankheit habe, die ein Spenden unmöglich macht", so Christine Fußhöller. Damals hat sie, um sich zu beruhigen und abzulenken, eine Decke genäht, die sie vor kurzem dem Sohn geschenkt hat. Seit der zweieinhalbstündigen Operation, bei der die gesunde Niere von Christiane Fußhöller ihrem Sohn transplantiert wurde, sind inzwischen zehn Jahre vergangen.
"Es hat sich gelohnt!", so lautet das eindeutige Fazit von Christoph Fußhöller. Er hat die Zeit mit seiner neuen Niere intensiv genutzt: Er hat ein altes Haus gekauft und renoviert, ist seinem Beruf als Kunstglaser weiter mit Leidenschaft nachgegangen und hat in seiner Freizeit im Garten gearbeitet. Dabei hat er seine Gesundheit immer im Blick gehabt. Damit sein Körper die Niere nicht abstößt, muss er täglich mehrere verschiedene Medikamente nehmen, die sein Immunsystem schwächen. "Man ist öfter krank, gerade Magen-Darm-Infekte sind immer sehr gefährlich, und der Ehec-Erreger wäre für mich wahrscheinlich tödlich", sagt er. Zweimal war es für ihn gesundheitlich sehr kritisch. Er hatte konkrete Abstoßungen der Niere: "Nur durch Glück und die richtige Reaktion der Ärzte habe ich die Niere noch."Ärztliche Kontrollen gehören für Christoph Fußhöller zum Alltag.
"Viele Ärzte haben wirklich gut gearbeitet, besonders Dr. Bertil Oser aus Bernkastel, der mich schon seit Jahren medizinisch begleitet." Doch auch die Gewissheit, dass er wahrscheinlich in einigen Jahren wieder an die Dialyse muss, weil die neue Niere vom eigenen Körper immer weiter geschwächt wird, lassen seine Zuversicht nicht sinken. Er sagt: "Ich bin froh, dass ich die Niere habe und es die Dialyse gibt. "chb
In Deutschland sind derzeit ungefähr 80 000 Menschen auf die Dialyse angewiesen. 20 000 bis 25 000 leben mit einer Spenderniere. Im Kreis Bernkastel-Wittlich gibt es 100 Dialysepatienten und 30 leben mit einer transplantierten Niere. Ursachen für eine Schädigung der Nieren sind häufig schlecht eingestellter Diabetes und Bluthochdruck. Mit einem Organspendeausweis kann man den Erkrankten helfen, aber auch die Lebendspende zwischen Verwandten nimmt durch medizinischen Fortschritt zu. chb Quelle: Dr. Bertil Oser, Ne-phrologe, Bernkastel-Kues

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