Altbürgermeister nimmt Dörfer unter die Lupe

Im Kreis Bernkastel-Wittlich beteiligt sich in diesem Jahr keine Gemeinde am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft". Vertreten ist der Kreis dennoch - sogar auf Bundesebene. Der Traben-Trarbacher Altbürgermeister Alois Weber ist seit 2004 als einziger Rheinland-Pfälzer Jury-Mitglied der Bundesbewertungskommission.

 Alois Weber ist der einzige Rheinland-Pfälzer in der Bundesjury des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukfunft“. TV-Foto: Winfried Simon

Alois Weber ist der einzige Rheinland-Pfälzer in der Bundesjury des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukfunft“. TV-Foto: Winfried Simon

Traben-Trarbach. Am Montag, 16. August, reist Alois Weber mit der Bahn nach Erfurt. Zwei anstrengende aber auch angenehme Wochen liegen dann vor ihm. Weber, von 1982 bis 2002 Bürgermeister der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach und fast genauso lange Stadtbürgermeister, ist bereits zum dritten Mal in der Bundesjury des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft". Seit 1961 ist mit Weber wieder ein Rheinland-Pfälzer in der Kommission, die Dörfer und Ortsteile unter die Lupe nimmt, die bereits auf Landesebene erfolgreich waren.

Mit einem Bus bereisen zwei Kommissionen die Republik — von Nord nach Süd und von Ost nach West. 15 Orte haben Weber und die anderen Jury-Mitglieder zu begutachten, unter anderem Picher in Mecklenburg-Vorpommern, Waffensen in Niedersachen, Kleinern in Hessen, Elshoff in Nordrhein-Westfalen und Ediger-Eller im Kreis Cochem-Zell.

Zusammenhalt im Ort ist wichtiger als Schönheit



Kommunalpolitiker und Vertreter von Verbänden wie der Deutsche Landfrauenverband, der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten, der Verband der Gartenbauvereine, der Deutsche Naturschutzring und der Zentralverband des Deutschen Handwerks gehören der Kommission an. Weber ist vom Deutschen Städte- und Gemeindebund nominiert worden. Sein Bewertungsbereich lautet "Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen" — ein Gebiet, in dem er sich auskennt. Während seiner Amtszeit kam Traben-Trarbach in den Genuss der Städtebauförderung. Großprojekte wie Sanierung Stadtturm, Brückenschenke, Umbau Loretta-Halle und die Umgestaltung des Bahnhofsgeländes in Traben wurden realisiert.

Und worauf achtet er, wenn er abends nach Begehungen und Gesprächen seine Bewertungen in ein Formblatt einträgt?

"Die Stimmigkeit ist wichtig", sagt er. Die Dorfgemeinschaft müsse stimmen, das Vereinsleben intakt sein, der Zusammenhalt zu spüren sein. Weber: "Es geht nicht nur um Schönheit." Ein Touristenort im Allgäu sei eben nicht zu vergleichen mit einem Dörfchen in Brandenburg. Da müsse man ganz andere Maßstäbe anlegen. Wenn eine Gemeinde zum Beispiel keine Schule mehr habe, könne sie ja nichts dafür. Aber eine Gemeinde könne selbst etwas tun für die Jugend oder die Senioren.

Die ehrenamtliche Tätigkeit macht dem 66-Jährigen sichtlich Freude. Der reisefreudige Ruheständler kommt viel rum und lernt Land und Leute aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen.

Natürlich bedauert er, dass im Kreis Bernkastel-Wittlich das Interesse der Gemeinden an dem Wettbewerb zurzeit so gering ist. Weber: "Ein erfolgreicher Ort kann damit gut werben. Vor allem aber stärkt ein Erfolg das Selbstbewusstsein eines Orts und seiner Bürger." Extra Bundeswettbewerb: 1961 wurde erstmals der Bundeswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" ausgerichtet. Seit dem Jahr 1998 heißt der Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft". Der Fokus liegt seitdem weniger auf der Verschönerung eines Ortes, sondern stärker auf einer ganzheitlichen und nachhaltigen Entwicklung eines Ortes, getragen von einem breiten Bürgerengagement. Zum Bundeswettbewerb 2010, ausgeschrieben vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, haben sich 30 Gemeinden beziehungsweise Ortsteile qualifiziert. Aus Rheinland-Pfalz sind es Ediger-Eller (Kreis Cochem-Zell), Duchroth (Kreis Bad Kreuznach), Rumbach (Kreis Südwestpfalz) und Rhodt (Kreis Südliche Weinstraße). (sim)

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