38.133 Radfahrer nutzen über sechs Monate den Kyllradweg - Kaum Hoffnung auf Lückenschluss bei Jünkerath

Jünkerath · Der Kyllradweg ist ein Besuchermagnet. Die Gemeinde Dahlem in Nordrhein-Westfalen hat am Kroneburgersee genau nachgezählt. So beliebt die Strecke ist, die Initiatoren wünschen sich weiter einen kompletten Lückenschluss - auch in Jünkerath-Glaadt, wo Radfahrer für ein kleines Stück durch ein Gewerbegebiet geführt werden.

 Beim ersten gemeinsamen Raderlebnistag wurden 1700 Fahrer auf der Strecke gezählt. TV-Foto: Archiv/Frank Auffenberg

Beim ersten gemeinsamen Raderlebnistag wurden 1700 Fahrer auf der Strecke gezählt. TV-Foto: Archiv/Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Was war das doch für ein Fest: Vor etwas mehr als anderthalb Jahren wurde zwischen Jünkerath und der deutsch-belgischen Grenze der Kyllradweg auf der ehemaligen Vennquerbahntrasse (siehe Extra) eröffnet. Bald zeigte sich, dass die vom Bund geförderte 5,5 Millionen Euro teure Radstrecke zurecht als Hoffnungsträger für den immer mehr Fahrt aufnehmenden Tourismus in der Region gesehen wurde. Zum ersten Mal liegen jetzt verbindliche Zahlen für eine volle Saison vor und die stimmen durchaus zufrieden. Allerdings wird weiterhin kritisiert, dass das 20 Kilometer lange Teilstück in Jünkerath-Glaadt die ehemalige Bahnstrecke verlässt und Radfahrer durchs Industriegebiet gelotst werden.

Zunächst ein Blick auf die erfreuliche Statistik: Um die Bedeutung des Angebots mit konkreten Zahlen zu belegen, habe die Gemeinde Dahlem mit Unterstützung des Naturparks Nordeifel genau nachgezählt. Von Mai bis Oktober 2016 registrierte eine Zählanlage am Kronenburger See alle Radler, die auf der Trasse unterwegs waren. "In diesen sechs Monaten wurden insgesamt 38 133 Radfahrer gezählt. Das lässt für ein gesamtes Jahr auf mindestens 50 000 Radfahrer schließen", sagt Jan Lembach, Bürgermeister im nordrhein-westfälischen Dahlem.

57 Prozent der Nutzer seinen ‚bergab' in Richtung Süden gefahren, 43 Prozent seien in Gegenrichtung unterwegs gewesen. Nicht überraschend ist der Spitzentag: Als die Anliegergemeinden zum ersten gemeinsamen Raderlebnistag einluden, wurden am Sonntag, 14. August, 1700 Fahrradfahrer registriert. Übrigens: 60 Prozent des Verkehrs wurden werktags verzeichnet.Alles eitel Sonnenschein?

Alle glücklich, alles eitel Sonnenschein? Nicht ganz - zwar wird der Kyllradweg gut angenommen, so recht will die Kritik aber trotzdem nicht verstummen. Der US-Amerikaner William Pratt, zusammen mit dem Niederkyller Arnold Knörr einer der Initiatoren des Umbaus der alten Bahnstrecke, setzt sich nämlich weiter für eine lückenlose Wegführung ein.

"In der Gesamtlänge von 66 Kilometern verlässt die Radroute die Trasse nur zwei Mal, jeweils für circa einen Kilometer. Die eine Auslassung liegt bei Glaadt in der Nähe des Bahnhofs Jünkerath", sagt Pratt, die zweite liege in Belgien beim Bahnhof Trois-Ponts. Ungeschützt würden die Nutzer an den Stellen von der alten Trasse geleitet: "Beide Auslassungen führen dazu, dass die Nutzer des Weges praktisch ungeschützt über Ortsstraßen mit abenteuerlichen Verkehrsverhältnissen geleitet werden."

Berechtigte Hoffnung darf Pratt allerdings derzeit kaum haben. Er fragte beim Landesbetrieb Mobilität Gerolstein nach, ob es Anstrengungen gebe, die Lücke zu schließen und bekam mitgeteilt, dass es keine konkreten Planungen gebe.
Harald Enders, Leiter des LBM Gerolstein, versteht den Wunsch nach einer durchgehenden Strecke, räumt allerdings im TV-Gespräch ein, dass der Aufwand, gerade an diesem vergleichsweise kurzen Teilstück, doch einfach zu hoch sei. Er stehe kaum im Verhältnis zum Nutzen: "Vor Jahren hat der LBM zudem auf Kosten des Bundes eine Radbrücke über die Kyll in Jünkerath erstellt. Eine Verlagerung parallel zur Bahnstrecke würde eine neue Kyllbrücke und aufwendige Stützwände erfordern. Diese Umlegung hat daher derzeit keine Priorität." Die Streckenführung sei gerade, übersichtlich und auch nicht zu schmal. "Zudem ist es auch der einzige Punkt entlang der Strecke, an der Radfahrer auch mal direkt an einer Bäckerei und einem Einkaufsmarkt vorbeifahren."

Für das vergleichsweise kurze Stück sehe er kaum Chancen, allerdings werde für eine andere Stelle gerade eine Machbarkeitsstudie vorbereitet. "Es geht um das Teilstück zwischen Jünkerath und Gönnersdorf, wo der bisherige Weg über Kreisstraßen führt und parallel zur Bahnstrecke verlegt werden könnte", sagt Enders. Diese neue Führung hätte den Vorteil, dass zwei Kreuzungen der Bundesstraße entfallen würden und das Höhenprofil einfacher werde.Extra

Die Vennquerbahn wurde 1912 als Verbindung zwischen der Vennbahn und der Eifelstrecke Köln-Trier eröffnet. 1981 fuhren die letzten zivilen Güterzüge über die Trasse. Bis 1999 wurde sie allerdings noch von der Nato für Transporte in Richtung Elsenborn genutzt. 2003 wurde die Strecke schließlich endgültig stillgelegt. Im Mai 2015 wurde auf der alten Trasse der Kyllradweg, in Belgien RAVel 54, mit Festen entlang der gesamten Strecke eingeweiht. Damit schließt sich die Strecke an den Radwanderweg auf der ehemaligen Vennbahn zwischen Kornelimünster und Luxemburg an. Von Jünkerath-Glaadt verläuft die Strecke an Kronenburg vorbei nach Losheim. Von dort geht die Trasse weiter nach Belgien, über Büllingen am Bütgenbacher See entlang bis nach Weywertz. aff

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort