Betrüger ergaunern mit Chef-Masche mehr als 150 Millionen Euro von Unternehmen

Trier · Mit einer dreisten Masche versuchen Organisationen aus dem Bereich der organisierten Kriminalität den deutschen Mittelstand auszuplündern. Seit 2013 beläuft sich der Schaden nach Informationen des Bundeskriminalamtes deutschlandweit auf mehr als 150 Millionen Euro. Die Dunkelziffer sei jedoch sehr hoch.

Man kann es wohl als das Wirtschaftsverbrechen des Jahres bezeichnen. Um 40 Millionen Euro haben Kriminelle den Automobilzulieferer Leoni erleichtert. Die Art, wie sie das MDAX-Unternehmen betrogen haben, hat viele Namen: "Chef-Masche", "Geschäftsführer-Trick" oder "CEO-Fraud" sind einige von ihnen.

Vereinfacht gesagt, geben sich Kriminelle per Mail oder Telefon als Chef aus und fordern Mitarbeiter der Buchhaltung auf, Geld auf ein Auslandskonto zu überweisen.

Leoni ist übrigens nicht das erste Unternehmen, das auf diese Masche hereinfiel. Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) in Mainz sind zwischen 2014 und 2016 allein in Rheinland-Pfalz insgesamt neun dieser Betrugsfälle bekannt geworden. Zur Höhe des Schadens gibt es auf Landesebene keine Angaben. Deutschlandweit sieht das anders aus. Etwa 150 Millionen Euro sollen Firmen seit 2013 durch diese Masche verloren haben, meldet das Bundeskriminalamt. Allerdings ist das nur die Spitze des Eisbergs: "Wir gehen von einem großen Dunkelfeld aus und vermuten, dass viele erfolgreiche Betrugstaten aus Angst vor Vertrauensverlust gar nicht erst angezeigt werden", sagt LKA-Sprecherin Dagmar Meyer.

"Dabei sollten die Betriebe nach einem Betrugsfall schnell aktiv werden und Anzeige erstatten", sagt Michael Kant, Leiter Recht und Steuern bei der Industrie- und Handelskammer Trier. Die Behörden könnten solche Fälle auch vertraulich behandeln.

Damit die Betrüger nicht zu leichtes Spiel haben, empfiehlt das LKA Unternehmen, sich genau zu überlegen, wo sie welche Daten veröffentlichen. Zudem sollten immer genügend Mitarbeiter wissen, wo sich der Geschäftsführer gerade befindet. Dann könnten falsche Anweisungen einfach enttarnt werden, so Meyer.Hintergrund

So werden Riesensummen mit der Chef-Masche ergaunert

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