Ex-Feuerwehrchef: Region auf Gau in Cattenom nicht vorbereitet

Trier/Cattenom · Käme es zu einem Atomunfall im französischen Kernkraftwerk Cattenom, wäre das Land nach Ansicht eines Experten nicht ausreichend für die Gefahrenabwehr gerüstet.

"Wenn es in Cattenom knallt, bricht in der Region das absolute Chaos aus", prophezeit Ortwin Neuschwander. Der Sicherheitsexperte und frühere Feuerwehrinspektor des Kreises Trier-Saarburg hält das Land für nicht ausreichend auf einen Atomunfall in dem französischen Kernkraftwerk unweit der deutsch-luxemburgischen Grenze vorbereitet. Defizite sieht er vor allem in der schnellen Information der Bevölkerung. Der Katastrophenschutzplan des Landes sieht lediglich die "Warnung und Unterrichtung der Bevölkerung" vor. Neuschwander hält eine Information allein übers Radio für nicht ausreichend. Wichtig sei, dass die Bevölkerung in unmittelbarer Umgebung des Atomkraftwerks schnell informiert werde, etwa auch über SMS oder das Internet. Neuschwander glaubt zudem dass, die Einsatzkräfte bereits mit der möglichen Evakuierung in einem Radius von 30 Kilometern rund um das Kernkraftwerk - was die größten Teile der Verbandsgemeinde Saarburg betreffen würde - überfordert wären. Auch sei nicht hinreichend geklärt, wohin die Bevölkerung dann gebracht werden sollte.

Im rheinland-pfälzischen Innenministerium sieht man sich hingegen ausreichend vorbereitet. Die Schutzmaßnahmen orientierten sich an den bundeseinheitlichen Empfehlungen für Katastrophenschutz bei Atomunfällen, sagt ein Sprecher. Allerdings ist der vor wenigen Monaten neu gefasste Alarm- und Einsatzplan für solche Fälle noch immer nicht veröffentlicht. Er befinde sich noch in der "behördeninternen Abstimmung", so der Ministeriumssprecher. Er muss zudem einräumen, dass der für den landesweiten Katastrophenschutz zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD) in Trier ein speziell auf Cattenom ausgerichteter Gefahrenabwehrplan mit konkreten Maßnahmen im Ernstfall nur auf Französisch vorliegt. Eine Übersetzung gebe es bisher nicht.

Hintergrund: Bürger erhalten nur wenige Informationen über Cattenom

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