Und die Lehrer schauen zu

Dürfen Schüler die Schulcomputer für private Zwecke nutzen? Die Schüler sagen Ja, fühlen sich aber durch die Lehrer überwacht und ausspioniert. Sie fordern ein Verbot der unbemerkten Computer-Kontrollen.

Mainz. (wie) "Denn sie wissen nicht, was sie tun": Unter diesem Titel stand Anfang der Woche eine Fachtagung zum Thema Internet und Jugendliche in Mainz (der TV berichtete). Für Felix Martens steckt mehr dahinter. Etwa der seiner Ansicht nach nicht vorhandene Datenschutz in den Schulen. Schüler könnten über die Schulcomputer systematisch überwacht werden, ohne dass sie es merken, kritisiert der 19-jährige Gymnasiast aus Mainz, der Sprecher der Landesschülervertretung der Gymnasien und Gesamtschulen (LSV) ist. Laut Martens ist die Gefahr groß, dass Schüler von Lehrern ausspioniert werden können. "Während ich in einer Freistunde in der Schulbibliothek sitze und meine E-Mails lese, kann ein Lehrer von einem anderen Rechner aus mitlesen - ohne, dass ich darüber informiert werde", sagt er. Martens spricht aus Erfahrung. Er habe selbst schon mal festgestellt, dass eine Bibliotheksaufsicht Zugriff auf seinen Computer hatte, ohne dass er etwas davon wusste. Seit einiger Zeit fördert das Land die multimediale Bildung, zehn Millionen Euro sollen in den nächsten vier Jahren dafür ausgegeben werden. Im vergangenen Jahr wurde an über 200 Schulen das Computernetzwerk "MSN plus" installiert. Dadurch werden alle Schulcomputer miteinander vernetzt und mit einheitlichen Programmen ausgestattet. Auch in der Region nehmen einige Schulen an dem Programm teil, etwa die Regionalen Schulen in Irrel (Eifelkreis Bitburg-Prüm), Gerolstein (Vulkaneifelkreis) und Salmtal (Bernkastel-Wittlich) sowie die Grundschulen Bernkastel-Kues und Daun und das Dauner Gymnasium. Durch dieses Netzwerk sei die Kontrolle durch die Lehrer einfacher geworden, sagt Martens. Es könne genau nachvollzogen werden, welcher Schüler wann und auf welchen Seiten im Internet war. Für Martens ein Verstoß gegen das Recht auf informelle Selbstbestimmung. Martens fordert ein Überwachungsverbot durch das Bildungsministerium. Er ist der Überzeugung, dass Schüler das Recht haben, in Freistunden Schulcomputer privat zunutzen. "Schule ist Lebensraum", argumentiert er. Beim für das Netzwerk zuständigen Landesmedienzentrum (LMZ) in Koblenz sieht man das jedoch anders. Man rate Schulen, die private Nutzung der Schulcomputer auch in Freistunden zu untersagen, sagt Heiko Hellweg vom LMZ. Man verstehe die Kritik der Schüler, gerade was E-Mails angehe. Sie unterliegen dem Fernmeldegeheimnis. Untersage aber die Schule die private Nutzung, dann dürften auch keine Mails von den Schulcomputern aus gesendet werden. Mittlerweile gebe es eine neue Software, die Schülern anzeige, wenn ein anderer Zugriff auf seinen Computerarbeitsplatz habe.

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