130 Polizei-Arbeitsplätze in alter Pakethalle

Trier · Nach jahrelanger Pause kommt wieder Bewegung in das Vorhaben, übers Stadtgebiet verstreute Polizeiabteilungen auf dem ehemaligen Postgelände am Hauptbahnhof zusammenzulegen. Das Land will das Projekt bis zum Frühjahr 2017 realisieren - aber die Stadt weiß offiziell noch nichts davon.

Trier. Es war eine gute Nachricht, die Triers Polizeipräsident Lothar Schömann vor wenigen Tagen per Rundmail an seine 1376 Kollegen verbreitete. Der Bauabschnitt 2 des Polizeistandorts Kürenzer Straße (Nähe Hauptbahnhof) sei von Innen- und Finanzministerium genehmigt; nun könne der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) mit der Realisierung beginnen. Auch einen Zeitrahmen nennt Schömann: Planungs- und Bauzeit betrage nach LBB-Einschätzung 51 Monate. Läuft alles nach Plan, hat Trier also im Frühjahr 2017 wieder so etwas wie eine zentrale Polizeidienststelle, die es seit dem Auszug aus dem mutmaßlich mit Schadstoffen belasteten ehemaligen Präsidium an der Südallee (2005) nicht mehr gibt. Seither sind die Dienststellen der rund 400 in Trier arbeitenden Polizeibeamten über das gesamte Stadtgebiet verstreut, an zeitweilig bis zu neun Standorten.
Das Provisorium geriet zum Dauerzustand, weil sich alle Pläne für einen Präsidiums-Neubau zerschlugen, obwohl das Land seit 2006 über ein Grundstück dafür verfügt: das Ex-Post-Areal am Hauptbahnhof.
Stadtwache Salvianstraße bleibt


Der Haken daran: Gleich gegenüber steht die einstige Abteikirche St. Maximin, und unter der Erde lauern Hinterlassenschaften aus Römerzeit und Mittelalter. Während Denkmalschützer zum Widerstand bliesen, ließ Mainz 2008 das Neubau-Vorhaben in der Versenkung verschwinden und kündigte stattdessen die Unterbringung der Polizei in bereits auf dem Postareal stehenden Gebäuden an. Als 2011 die Kriminaldirektion mit dem Großteil ihrer Kommissariate und 140 Beamten ins umgebaute ehemalige Post-Hochhaus (das dem Trierer Immobilienunternehmen und Projektentwickler Triwo AG gehört) zog, war Bauabschnitt 1 abgehakt. Abschnitt 2 kommt erst jetzt wieder ins Spiel: "Endlich!", sagt Präsident Schömann und zeigt sich "sehr erfreut", dass Mainz trotz der angespannten Finanzlage zu dem "für die Trierer Polizei sehr wichtigen Großprojekt steht". Zentrales Element ist die Aufstockung der Pakethalle auf 13 Meter Höhe: Auf insgesamt drei Etagen sollen Büros für 170 Beamte entstehen. Einziger echter Neubau auf dem 22 300 Quadratmeter großen Grundstück wäre ein Parkdeck für 100 Polizeifahrzeuge an der Schöndorfer Straße.
In gut vier Jahren soll es nur noch zwei große Polizeistandorte geben: in der Salvianstraße (bleibt Sitz des Präsidenten und der Innenstadt-Polizeiwache) und eben an der Kürenzer Straße. Dorthin sollen auch die bislang an der Südallee untergebrachte Polizeiinspektion Trier und die Kantine ziehen. Der alte Präsidiumsstandort wird demnach 2017 komplett geräumt sein.
Triers Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani zeigt sich verwundert: "Ist ja schön für die Polizei, aber ich weiß nichts davon", winkt sie genervt ab, als der TV sie um eine Stellungnahme bittet. "Mit uns hat seit zwei Jahren niemand über das Projekt gesprochen." Nun wolle sie selbst beim LBB darauf drängen, "dass uns die Planung vorgelegt wird, denn schließlich geht es auch um große Aufgaben der Stadt- und Verkehrsentwicklung".Meinung

Ab in die Partnertherapie!
Zum zweiten Mal erfährt Triers Baudezernentin vom Trierischen Volksfreund, was aktueller Stand der Dinge beim Polizeiprojekt am Hauptbahnhof ist. 2008 war es die Nachricht vom Verzicht auf einen Neubau auf dem archäologisch sensiblen Terrain in unmittelbarer Nähe zu St. Maximin. Und nun wähnen Land und Polizei das Vorhaben in trockenen Tüchern, ohne dass die Stadt mit ins Boot genommen wurde. Ein Unding! Nicht nur, weil das Rathaus die Planungshoheit hat. Sondern auch, weil die Verkehrsanbindung des künftigen Polizei-Großstandorts über die Kürenzer Straße erfolgen soll. Mit dieser parallel zur Bahn verlaufenden Straße hat aber auch die Stadt große Pläne. Sie soll ausgebaut, über das brachliegende Moselbahngelände verlängert und an die leistungsfähige Metternichstraße angebunden werden, um weite Teile der Nordstadt vom Durchgangsverkehr zu befreien. Dazu muss die Kürenzer Straße verbreitert werden - wohl bis auf das künftige Polizeigelände. Das macht Land, Polizei und Stadt zu Partnern. Und die sollten frühzeitig miteinander kommunizieren. r.morgen@volksfreund.de

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