90-Jährige wittert Betrugsversuch am Telefon - Polizei ermittelt

Trier · Der Wolf im Schafspelz: Ein Telefonbetrüger hat in Trier versucht, eine über 90-jährige Frau um Geld zu prellen. Der Unbekannte hat vorgetäuscht, Mitglied des gemeinnützigen Vereins Lebenshilfe zu sein. Die clevere Seniorin roch jedoch Lunte und kontaktierte ihren Sohn, der die Polizei einschaltete.

Gegen 10 Uhr am Donnerstagmorgen: Bei einer älteren Dame in Trier klingelt das Telefon. Ein Herr, angeblich vom gemeinnützigen Verein der Lebenshilfe Trier, meldet sich am anderen Ende der Leitung.

Mit freundlicher Stimme bittet er die über 90-Jährige um eine kleine Spende für den gemeinnützigen Verein: Es könnte Wäsche sein - aber Geld ginge natürlich auch. Und er fügt hinzu: "Ohne ihre Hilfe muss ein Heim für behinderte Menschen schließen, weil kein Geld mehr für Material da ist" Dieser Spendenaufruf sei auch nur eine einmalige Aktion. Sie könne 30, 60 oder 100 Euro spenden.

Die betagte Triererin willigt dem Anrufer zunächst ein, 30 Euro zu spenden. Der Unbekannte, an dessen Namen sich die über 90-Jährige nicht mehr erinnern kann, bedankt sich und erklärt, er werde ihr dafür mit der Post einen Überweisungsträger zukommen lassen.

Nach dem Telefonat erinnert sich die Seniorin jedoch an die Warnung ihres Sohnes. Dieser hatte seiner betagten Mutter von der Volksfreund-Berichterstattung über Telefonbetrüger erzählt und sie aus diesem Grunde vor fremden Anrufern gewarnt, die - ganz gleich unter welchem Vorwand - Geld haben wollen. Zudem kam der alten Dame die ungewöhnlich lange Ziffernreihe im digitalen Display ihres Telefons merkwürdig vor.

Misstrauisch und verunsichert kontaktiert sie ihren Sohn, der sofort Rücksprache mit Kerstin Reisen, Öffentlichkeitsreferentin des Vereins Lebenshilfe Trier, hält. Im Gespräch stellt sich schnell heraus, dass der gemeinnützige Verein keinen dieser Telefonanrufe getätigt hat, um Spenden zu akquirieren. "So etwas undurchsichtiges machen wir nicht", sagt Öffentlichkeitsreferentin Reisen.

Der Anrufer habe den Namen des gemeinnützigen Vereins Lebenshilfe Trier schlicht missbraucht, um die ältere Dame über den Tisch zu ziehen. Sohn und Reisen schalten die Kriminalpolizei ein, die sofort die Ermittlungen wegen versuchten Betrugs aufnimmt.

Dass der Betrüger für seine Masche den Namen des gemeinnützigen Vereins missbraucht, ist für Pressesprecherin Reisen doppelt schlimm. "Die meisten Leute wissen zwar, dass wir niemanden anrufen und um Spenden bitten." Andererseits sei der Verein aber in der Tat auf Spenden angewiesen. Zudem wolle die Lebenshilfe Trier wirklich Ende April/Anfang Mai eine große Charity-Aktion "1 Stunde für die Lebenshilfe Trier. Kleine Aktionen, die Großes bewegen." starten. Deshalb sei der Betrugsversuch traurig und dramatisch zugleich, da er dem Ansehen und der gemeinnützigen Aktion des Vereins schaden könne.

Derweil lägen der Polizei noch keine Hinweise zum Täter vor, sagt Monika Peters, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Trier. "Eine Rückverfolgung des Telefonanrufs ist zwar theoretisch denkbar, ob das in diesem Fall gemacht wird, ist jedoch noch unklar." Die Polizei warnt jedoch dringlichst ältere Menschen davor, per Telefon irgendwelche "Geldgeschäfte" zu tätigen oder Kontodaten preiszugeben.
Extra


Der gemeinnützige Verein Lebenshilfe Trier ( www.lebenshilfe-trier.de ) hat sich 1962 gegründet, um Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung Hilfe anzubieten. Am 27. April startet die Benefiz-Aktion "Eine Stunde für die Lebenshilfe": Alle Bürger sind eingeladen "mit kleinen Aktionen Großes zu bewegen". Am Samstag, 27. April, findet auch ein Benefizkonzert mit Rock- und Pop-Covermusik und Party in der Arena Trier statt. Karten: TV-Service-Center Trier und Bitburg, TV-Tickethotline 0651/7199-996, www.ticket.volksfreund.de

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