Bellen für den Stadtsäckel

TRIER. Hundebesitzer werden in Trier künftig stärker zur Kasse gebeten. Um 17 Prozent will der Stadtrat bei seiner heutigen Sitzung die Steuersätze erhöhen. Ein Aufschlag für Kampfhunde ist nicht vorgesehen. Wer einen Hund aus dem Tierheim holt, erhält Steuer-Rabatt.

 Bellendes Sparschwein: Von den Plänen zur Hundesteuer sind weder Hund noch Herrchen begeistert.Foto: Hans Krämer

Bellendes Sparschwein: Von den Plänen zur Hundesteuer sind weder Hund noch Herrchen begeistert.Foto: Hans Krämer

Ingeborg Friedrich wird heute Abend mit zwiespältigen Gefühlen in die Stadtratssitzung gehen. Die SPD-Stadträtin ist eine der wenigen stolzen Hunde-Besitzerinnen im Trierer Stadtparlament. Für ihren Labrador wird sie nach eigenem Beschluss künftig mehr bezahlen müssen. "Nicht schön, aber noch im verkraftbaren Rahmen", findet sie den Vorschlag der Verwaltung. 40 000 Euro mehr für die Stadtkasse

90 Euro pro Jahr kostet künftig der erste Hund (statt bisher 76), 135 Euro sind beim zweiten fällig (statt 115), der dritte schlägt mit 180 (statt 153) zu Buche. Ein erklecklicher Aufschlag, der unterm Strich 40 000 Euro zusätzlich pro Jahr in die Stadtkasse spülen soll. Die Stadt Trier folgt damit einer Empfehlung des Landesrechnungshofs, der die Kommunen dazu anhält, eigene Einnahmemöglichkeiten optimal zu nutzen. Trier lag bislang landesweit unterm Schnitt, passt sich jetzt den Größenordnungen von Koblenz und Mainz an. "Wir bewegen uns im Mittelfeld", betont Oberbürgermeister Helmut Schröer. In einem anderen Punkt will Trier bei der umfassenden Überarbeitung seiner Hundesteuer-Satzung dagegen von den Vorgaben des Rechnungshofs abweichen. Die Satzung sieht vor, für Hunde, die von ihren künftigen Besitzern aus einem örtlichen Tierheim geholt werden, eine einjährige Steuerbefreiung zu gewähren. Die Idee geht auf einen Antrag des Trierer Tierheims zurück. Der Vorsitzende des Tierschutzvereins, Leopold Kornberg, sieht darin "eine Chance, dass Tierheim-Hunde schneller vermittelt werden". Zudem biete die Regelung "einen Anreiz, auch ältere Tiere, die schwer zu vermitteln sind, bei sich aufzunehmen". Der Rechnungshof hat die geplante Entlastung schon im Vorfeld kritisiert. Schwer nachvollziehbar, denn die Stadt kalkuliert bei ihrer Steuer-Milde durchaus mit dem spitzen Bleistift. Die Steuer-Mindereinnahme beträgt bei den etwa 40 Hunden, die jährlich aus dem Tierheim ins Stadtgebiet vermittelt werden, rund 3000 Euro. Der Tagesssatz für die Betreuung eines Tierheim-Hundes, der häufig an der Stadt hängen bleibt, liegt bei 10,50 Euro. Gelingt es, nur einen Hund durch den Steuer-Anreiz zusätzlich dauerhaft zu vermitteln, sind die Kosten schon wieder eingespielt. So wird der Stadtrat in diesem Punkt wohl beim Trierer Sonderweg bleiben. Auch in Sachen Steuersatz für Kampfhunde verweigert sich die Stadt dem Trend. Während Kommunen wie Ludwigshafen mit 612 Euro pro Jahr eine Art Abschreckungs-Steuer für gefährliche Hunderassen erheben, zahlen in Trier die Besitzer von Pitbulls und Staffordshire-Terriern den gleichen Satz wie die Herrchen von Pudeln und Dackeln. Kein Extra-Zuschlag für 22 Kampfhunde

Gemeldet sind in Trier ohnehin nur 22 "Kampfhunde". Würde man die Steuern für sie hoch schrauben, befürchtet das Ordnungsamt, dass manche Besitzer ihre Tiere dann aussetzen oder abschaffen - mit der Konsequenz, dass letztlich die Stadt wieder die Tierheim-Kosten berappen muss. Die gültige Gefahrenabwehrverordnung für gefährliche Hunde biete genügend Kontrollmöglichkeiten und belaste die Hundehalter ohnehin finanziell schon erheblich, sagen die städtischen Ordnungshüter. Zudem würde die Erhebung zusätzlichen Verwaltungs- und Kontrollaufwand erfordern. Und das könnte die Extra-Einnahmen mehr als auffressen. Ihre Meinung in Kürze? E-Mail an echo@volksfreund.de

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