"Der Kampf der Kulturen ist in vollem Gange"

Steigende Kosten im Gesundheitswesen und Beitragserhöhungen haben die Teilnehmer aus Medizin, Pflege, Krankenhausverwaltung und Politik bei der Podiumsdiskussion zur Tagung "Die Folgen der Gesundheitspolitik?" in der Katholischen Akademie Trier prognostiziert. Ebenso rechnen sie mit einem umkämpften Wettbewerb der Krankenhäuser um Patienten.

Trier. (mehi) Zu optimistisch sei die Fragestellung "Von der Kultur des Heilens zu einer Kultur des Zahlens?", beurteilte Moderator und TV-Redakteur Dieter Lintz vor den rund 80 Zuhörern aus Medizin, Pflege, Krankenhausverwaltung und -trägern. Vielmehr müsse es heißen: "Lässt sich das zurückdrehen?", denn der Kampf der Kulturen sei in vollem Gange. "Nein", lautete die einhellige Meinung der Teilnehmer der Podiumsdiskussion "Droht ein Paradigmenwechsel?" Einen Nachwuchsmangel bei den Ärzten in den Krankenhäusern stellt Peter Schwerdtfeger, Vorsitzender der Bezirksärztekammer Trier, fest - eine Folge der Ökonomisierung im Gesundheitswesen.

Noch deutlicher werde dies in der Pflege, wo in den vergangenen zehn Jahren 50 000 Stellen abgebaut wurden, ergänzt Michael Isfort, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung in Köln. "Das geht nicht spurlos an der Qualität der Pflege vorbei." Die Entwicklung zeige in die falsche Richtung. Denn nur qualifiziertes Personal, das breit eingesetzt werden könne, biete ausreichende Versorgung.

Der saarländische Sozialminister Gerhard Vigener unterstrich dies und verwies auf das Projekt Agnes in Brandenburg, wo Gemeindeschwestern Hausärzte entlasten. Wenn Aufgaben unter Ärzten, Assistenten, ambulanter Medizin und Pflegekräften neu verteilt würden, könne die Effizienz in den Krankenhäusern gesteigert werden.

Diese mahnte Ulrich Kerle, kaufmännischer Direktor des Universitätsklinikums des Saarlandes, an. "Sonst gehen die Patienten zur nächsten Klinik, die mehr Leistungen bietet." Dass nicht alle Krankenhäuser überleben werden, dessen ist sich Vigener sicher. "Ich will und kann nicht eingreifen in den Wettbewerb, das ist Trägerentscheidung", sagt er. Er sehe seine Aufgabe darin, Krankenhäuser in der Fläche zu erhalten, um die Versorgung sicherzustellen. Zukünftig würden unverzichtbare Leistungen und solche, die unter betriebswirtschaftlichen Aspekten erfolgreich seien, an Bedeutung gewinnen. Denn steigende Lebenserwartung bei immer weniger Beitragszahlern leerten die Kassen. "Die Ausgaben werden weiter steigen und die Beiträge zwangsläufig auch", prognostizierte er.

Deshalb müsse auch die Berechnungsgrundlage in Zweifel gezogen werden. Ebenso sei es möglich, die Kosten durch Patientenrechnungen transparenter zu machen. Schwerdtfeger ergänzte, dass auch die Leistungen auf den Prüfstand gehören.

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