Der Traum vom Glück

Trier · Eunice und Felix aus Kenia wollen mit Hilfe von Marathonpreisgeldern der Armut entfliehen. Der gebürtige Trierer Simon Riedl hat einen Dokumentarfilm darüber gemacht, wie die beiden an der Verwirklichung ihres Traums arbeiten - und sich so einen eigenen erfüllt: Er ist als bester Nachwuchsproduzent für einen der renommiertesten Preise für Filmemacher nominiert worden. Heute fällt die Entscheidung.

Trier. Der gebürtige Trierer Simon Riedl ist im Rahmen des "First Step Awards 2015" der Deutschen Filmakademie als bester Nachwuchsproduzent nominiert und hofft, wie zwei andere Nominierte, auf den "No Fear Award" in der Kategorie Dokumentarfilm. Bei der Verleihung heute Abend in Berlin geht Riedl mit seinem Film "The Long Distance" ins Rennen.
Bereits die Nominierung spricht für sich. Die Auszeichnung wurde 1999 von Bernd Eichinger und Nico Hofmann initiiert und hat schon einigen Filmemachern zu Größe im Filmgeschäft verholfen.
Simon Riedl hat 2002 seine Koffer gepackt und ist von Trier nach Ludwigsburg gezogen, um zu studieren. Seit 2010 ist er an der Filmakademie in Baden-Württemberg tätig. Sein Film "Der späte Vogel" lief bereits auf dem jüngsten Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken. Nun war er im Rahmen seines Abschlussprojektes seit fast eineinhalb Jahren als Produzent für den Film "The Long Distance" tätig, der als sein Diplomfilm für den "No Fear Award" nominiert ist.
Der Film dokumentiert die Geschichte von Eunice und Felix: einer kenianischen Bäuerin und einem Kuhjungen, die sich beide den Traum vom großen Geld erfüllen wollen, um so der Armut zu entfliehen. Hohe Marathonpreisgelder in Deutschland und anderen Ländern und durchs Laufen reich gewordene Kenianer locken mit dem Versprechen auf ein besseres Leben, für sich selbst und für die Familien. Die Dokumentation begleitet Eunice Chelagat Lelay und Felix Kiprotich auf ihrem harten Weg zur Marathonteilnahme. Um ihre Leistung zu verbessern und ihre Chancen bei einem deutschen Athleten-Manager zu erhöhen, trainieren sie in einem Trainingslager auf 2000 Metern Höhe, bis sie endlich nach Deutschland reisen.
Ein abenteuerlicher Dreh



Der Dreh in Kenia war abenteuerlich. Riedl erzählt von fehlenden Stromleitungen, entzogenen Drehgenehmigungen und waghalsigen Verkehrsmitteln. Die Dokumentation beschönige nichts und spiegele zum Teil auch die Weltpolitik wider. Die Komplexität des Filmes bestehe darin, dass "alle eigentlich das Gute wollen", sagt Riedl, aber dadurch auch Probleme entstünden. Der Manager etwa möchte den Läufern zwar helfen, muss aber auch sein Geld verdienen und ist deshalb gezwungen, Druck auszuüben. Die Läufer wollen unter Vertrag bleiben und an Marathonläufen teilnehmen. Sie müssen deswegen aber Heimat und Familie verlassen.
An seinem Film schätzt Riedl vor allem, dass persönliche Schicksale vorgestellt werden und die Zuschauer Einblicke in eine fremde Kultur erhalten. Durch die Filmproduktion ist Simon Riedl selbst fünf Mal in Kenia gewesen und hat viel vom kenianischen Leben mitbekommen. Die Arbeit im Filmgeschäft begeistert den Produzenten schon seit seiner Kindheit. Durch Theater in der Schule kam er auf den Geschmack. Er habe aber schnell festgestellt, dass man im Genre Film mehr Möglichkeiten habe, verschiedene Welten zu verwirklichen, sagt er.
Zurzeit arbeitet er an seinem neuen Film "Blacktape", der sich mit der Geschichte des deutschen Hip-Hops beschäftigt und in dem Größen wie Max Herre, Thomas D (Fanta 4) oder Haftbefehl mitspielen. Der Film kommt voraussichtlich in diesem Herbst in die Kinos.

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