Der Verlauf des Trierer Stadtbaches

Eine Stadt und 1000 Fragen. Der TV hat eine Kettenreaktion ausgelöst: Wer eine Frage beantwortet, darf dem nächsten Trierer eine Frage stellen. Ob die Frage nun todernst ist oder gäggisch, ob sie an den Bischof geht oder an den Postboten - der Volksfreund wird versuchen, bis zum folgenden Samstag eine Antwort zu bekommen.

 Was vom Stadtbach übrig blieb: Das Simeonstift an der Porta Nigra nutzte den Bach, um seine Mühle zu betreiben. Die Mühle wurde 1904 abgerissen. Der Stadtbach-Kanal ist auf etwa 25 Metern Länge in der Kutzbachstraße vor dem Südflügel des Simeonstifts erhalten. TV-Foto: Roland Morgen

Was vom Stadtbach übrig blieb: Das Simeonstift an der Porta Nigra nutzte den Bach, um seine Mühle zu betreiben. Die Mühle wurde 1904 abgerissen. Der Stadtbach-Kanal ist auf etwa 25 Metern Länge in der Kutzbachstraße vor dem Südflügel des Simeonstifts erhalten. TV-Foto: Roland Morgen

Die Frage: Walter Schneider aus Trier interessiert sich sehr für den Trierer Stadtbach. Daher lautete seine Frage: Wer hat den Trierer Stadtbach zu welcher Zeit installiert? Von wo nach wo verlief er?

Die Antwort: Der Stadtbach ist ein Seitenarm des Olewiger Bachs. Historische Karten im Stadtarchiv zeigen den Verlauf: Über das Gelände des heutigen Polizeipräsidiums floss das Wasser durch die Straße Weberbach und die Liebfrauenstraße und weiter über Domfreihof, Sternstraße, Hauptmarkt und Simeonstraße Richtung Maar. Der Weberbach gab er ihren Namen: Dort siedelten sich ab dem Mittelalter die Wollweber und -färber an, die zum Waschen der Wolle und der gefärbten Stoffe fließendes Wasser benötigten. Bis vor knapp 200 Jahren floss der Bach dort offen, um 1820 begann man damit, ihn zu überdecken
Erstmals historisch fassbar wird der Stadtbach im 11. Jahrhundert. Als um 1040 das Simeonstift an der Porta Nigra errichtet wurde, wurde der Stadtbach umgeleitet und praktisch als Kanalisation in die vierflügelige Klosteranlage mit einbezogen. Der Hauptarm verlief jedoch an der Außenseite des Südflügels und wurde genutzt, um eine Mühle zu betreiben. Heute kann man am Südflügel des Stifts an der oberen Kutzbachstraße noch 25 Meter des steinernen Bachkanals sehen.
Wasser umzuleiten hatte an dieser Stelle Tradition. Den Bach, der damals außerhalb der frisch gegründeten Augusta Treverorum floss und deshalb noch kein "Stadtbach" war, leiteten vor 2000 Jahren die Römer um, um dort einen Friedhof anzulegen - den Ursprung des nördlichen Gräberfelds. Doch auf diesem Friedhofsteil war es keine 200 Jahre später vorbei mit der Totenruhe: Dort entstand das Nordtor der römischen Stadtbefestigung, heute bekannt als Porta Nigra.
Im Trierer Maarviertel endet der Stadtbach. Hinweise darauf, dass er hier geflossen sein muss, geben nicht nur die Bachstraße, sondern auch die Theobaldstraße. Sie ist nach der Theobaldsmühle des Simeonstifts benannt, die früher dort stand und mit dem Wasser des Stadtbachs betrieben wurde.
Bei der Mergener Mühle, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Hospitalsmühle umbenannt wurde, fließt der Trierer Stadtbach in die Mosel.
War der Stadtbach ursprünglich ein offenes Gewässer, verschwand er im Zuge der Kanalisierung Triers zu Beginn des 20. Jahrhunderts komplett von der Bildfläche. rm./mich

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