Ein "armes Schwein" will mal überlegen sein

TRIER. Anregungen, über das eigene Sozialverhalten nachzudenken, erhielten Fünft- und Sechstklässler beim Besuch des Theaterstücks "Schweinebacke" im Rahmen der Projektwochen zur Gewaltprävention. Im Vordergrund stand das Thema "Mobbing".

Mit dem Theaterstück für Grundschulkinder "Gleich knallt's", das vom Streit zwischen zwei Freunden handelt, hatte das Ein-Mann-Animationstheater Hein Knack die Projektwochen zur Gewaltprävention eröffnet (der TV berichtete). Eine weitere Produktion aus seinem auf jugendrelevante und kritisch-aktuelle Themen ausgerichteten Repertoire zeigte Schauspieler Heinz Diedenhofen nun vor Schülerinnen und Schülern aus fünften und sechsten Klassen im Trierer Ex-Haus. "Schweinebacke" griff das Thema "Ausgrenzung und Mobbing unter Schülern" in Form einer durchaus realistischen Geschichte auf: Max, der wegen seines Übergewichts von Mitschülern schikaniert wird, ist plötzlich verschwunden - die Polizei kündigt einen Besuch in der Schule an. Besonders Jan gerät unter Druck, denn er hat Max immer "Schweinebacke" genannt, ihn bedroht und sogar erpresst. In einem Monolog in gängiger Jugendsprache lässt Schauspieler Diedenhofen Jan die Entwicklung der Ausgrenzungsgeschichte reflektieren. Dabei bezieht er durch Zwischenfragen sein Publikum mit ein, das ganz klar Stellung bezieht. Auf die provokante Äußerung, "Mit der Verarscherei, das macht doch jeder, das ist doch nur Spaß!", schallt ein lautes "Nein!" durch den Raum. Eine Ablehnung, die sich auch dann lautstark äußert, wenn Jan seine Grausamkeiten gegenüber Max herunterzuspielen oder zu rechtfertigen versucht. Die Aufmerksamkeit und Beteiligung des Schülerpublikums lässt allerdings bald nach. Das liegt vielleicht am zu oft erhobenen Zeigefinger, vor allem aber daran, dass sich das Stück im engagierten Bemühen, die Mechanismen der Ausgrenzung zu beleuchten, Täter- und Opferverhalten zu erklären sowie Appelle an Eigenverantwortlichkeit zu platzieren, mit zu vielen weiteren Themen überfrachtet. Da gibt es einen Exkurs über Ursachen und Folgen von Fettleibigkeit, über Magersucht, Rauchen und Alkohol - wichtige Fragen, die durchaus mehr Raum verdient hätten, aber nicht unbedingt in diesem Zusammenhang. Die Unruhe unter den Zuschauern gipfelt im Versuch einiger, den Raum zu verlassen. Diedenhofen muss einschreiten: "Das ist hier nicht wie beim Fernsehen!" Happy End

Aber dann gelangen Stück und Aufführung zu einem Happy End: Jan analysiert, dass er nur gemobbt hat, weil er sich als "armes Schwein" mal überlegen fühlen wollte, beschließt Max zu suchen und nett zu ihm zu sein. Und die Schüler beteiligen sich am abschließenden Gespräch, in dem sie ihre Erfahrungen und Diedenhofen seine wesentliche Botschaft loswerden können: "Überlegt, wie ihr später werden wollt! Alles, was ihr jetzt tut, übt ihr fürs Erwachsensein ein!"

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