Vortrag Gandhi im Repair Café - Vortrag von Ex-OB Klaus Jensen

Trier · Triers Ex-OB Klaus Jensen erinnert in einem Vortrag an den indischen Widerstandskämpfer und Pazifisten und schlägt eine Brücke zur Gegenwart.

„Dass der Einzelne nichts tun kann, das war immer schon falsch. Mahatma Gandhi hat gezeigt, wie viel Gutes ein Einzelner mit Werten, Entschlossenheit und Disziplin bewirken kann.“ Klaus Jensen erinnerte in seinem Vortrag vor 85 Zuhörern nicht nur an den indischen Vorkämpfer der Gewaltlosigkeit, sondern entfaltete auch Gedanken, was Gandhi (1869-1948) den Menschen heute noch sagen kann. Denn immer noch führe Gewalt zu neuer Gewalt und nur die Haltung und Praxis des Gewaltverzichts könne die Spirale der Gewalt unterbrechen. Die Veranstaltung wurde initiiert von der Arbeitsgemeinschaft Frieden, der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner/innen und der Volkshochschule Trier in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz.

Jensen, der 1979 Motor bei der Gründung der Trierer Arbeitsgemeinschaft Frieden war und erster Friedensarbeiter dieser Organisation wurde, beschäftigt sich seit mehr als 50 Jahren mit dem Menschen und Politiker Gandhi. Jensen ging selbst in die Politik, wurde Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Sozialministerium und war von 2007 bis 2015 Oberbürgermeister von Trier.

„Niemals Unrecht erdulden, aber lieber Unrecht erleiden als Unrecht tun“ sei eine der Kernüberzeugungen des Inders gewesen. In diesem Geist habe er selbst gelebt und seine Anhänger inspiriert. „Dass sich Menschen seit Jahrtausenden darauf vorbereiten, als Soldaten Gewalt anzuwenden, wird als Selbstverständlichkeit gesehen“, so Jensen. Aber wer bilde – wie Gandhi – Menschen aus zum Frieden? Gandhi hatte Tausende Anhänger in Tugenden und Techniken der gewaltfreien Aktion schulen lassen.

Faszinierend sei, dass bei Gandhi Denken, Reden und Handeln eins gewesen sei. Nie habe der Zweck die Mittel geheiligt. „Gnadenlos konsequent“, ohne jede politische Korrektheit, aber humorvoll und mit Sinn für feine Ironie habe die „große Seele“ (so der Ehrenname „Mahatma“) seine Ziele verfolgt und die Unabhängigkeit Indiens gegen die britische Kolonialmacht erwirkt.

Dabei habe Gandhi stets sein Handeln und seine Überzeugungen infrage gestellt. Er habe kein Rezept für eine ideale Gesellschaft hinterlassen. „Experimente mit der Wahrheit“ lautete auch der Titel seiner Autobiographie. Gandhi habe Feindesliebe praktiziert. Dazu sei er von hinduistischen Schriften ebenso inspiriert worden wie von der Bergpredigt Jesu. Diese habe er hoch geschätzt, die laue Praxis vieler Christen dagegen kritisiert, ergänzte Thomas Zuche, der den Abend moderierte. Jensen benannte die Werthaltungen, die den Menschen und Politiker Gandhi prägten und seinen Erfolg begründeten: Er sei achtsam und respektvoll gewesen, vor allem gegenüber den Schwächsten der Gesellschaft, damals die Kaste der Unberührbaren. Er sei demütig aufgetreten und habe zuhören können. Quelle seines Glücks und seiner Erkenntnis sei die Meditation gewesen, zu der er sich nach Möglichkeit täglich in die Einsamkeit zurückgezogen habe.

Wo würde Gandhi sich heute engagieren? Klaus Jensen beantwortete diese Frage sehr konkret: „Er würde uns helfen, uns aus den Zwängen der Oberflächlichkeit und unseres Konsumlebens zu befreien und statt der medialen Berieselung zu einfachem Mensch-Sein anleiten.“

Nach Jensen würde Gandhi die Menschen motivieren und inspirieren, die sich auf die Suche nach einem einfachen und nachhaltigen Leben begeben, Gewaltlosigkeit praktizieren, Frieden und Gerechtigkeit fördern, die Natur bewahren. Und er würde ihnen sagen: „Sehr schön, aber es geht noch mehr!“ In Trier würde er Initiativen wie die Lokale Agenda 21 oder das Repair Café loben und den Lehrern und Schülern des Auguste-Viktoria-Gymnasiums für ihre tatkräftige Unterstützung von Projekten in Indien danken.

(red)
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