Gottschalk braucht drei Anläufe

Heide von Schütz und Sascha Gottschalk sind auf dem Kreisparteitag der Grünen als Vorstandssprecher bestätigt worden. Gottschalk wurde auch zum Direktkandidaten für die Bundestagswahl gewählt.

Trier. Die Kommunalwahl war erfolgreich, nun wartet mit der Bundestagswahl eine neue Herausforderung auf die Grünen. Zu ihrem Direktkandidaten für den Wahlkreis Trier/Trier-Saarburg wählte die Mitgliederversammlung am Mittwochabend im Warsberger Hof Sascha Gottschalk (30) aus Konz. Der Bankangestellte erhielt 25 Ja-Stimmen; neun Mitglieder votierten mit Nein, zwei enthielten sich. Gottschalk, nach eigenem Bekunden vor vier Jahren aus Unzufriedenheit über die Große Koalition zu den Grünen gestoßen, versteht sich als "Gesicht hinter dem Programm". Er will sich für einen neuen "Gesellschaftsvertrag" einsetzen: "Wir wollen Klimaschutz, Arbeit, Soziales und Gerechtigkeit miteinander verbinden. Ein Aufstieg soll wieder unabhängig von Herkunft und sozialem Stand möglich sein."

Der Rückenwind, den Gottschalk noch bei der Wahl zum Direktkandidaten hatte, ebbte bei seiner Bewerbung um den Posten des Vorstandssprechers merklich ab. Erst im dritten Wahlgang, als die einfache Mehrheit reichte, setzte er sich mit 16 Stimmen in einer Kampfabstimmung gegen Rasmus Klimpe durch. Zuvor hatte er die absolute Mehrheit verpasst; seinen 16 Stimmen standen im ersten Wahlgang neun für Klimpe bei sieben Enthaltungen gegenüber, im zweiten gab es sieben Stimmen für Klimpe bei zwölf Enthaltungen. "Ich weiß, dass mich nicht alle mögen, ich bin ja mit meinem Schlips auch gewöhnungsbedürftig", bemerkte Gottschalk, der im Bänker-Outfit von der Arbeit zur Grünen-Versammlung geeilt war. Eindeutiger als bei Gottschalk war das Votum für die Grünen-Sprecherin Heide von Schütz (66) aus Langsur. Die Rentnerin erhielt 26 Stimmen; sechs Mitglieder votierten mit Nein. "Ich möchte den Wahlkampf vom Ergebnis her so erfreulich gestalten wie den letzten, aber er soll noch besser organisiert werden", sagte von Schütz. In Abwesenheit wurde Petra Kewes (46) zur Kassiererin gewählt. Die Betriebswirtin löst Claudia Brinkmann ab, die aus beruflichen Gründen nicht mehr kandidierte.

Breiten Raum nahm die Nachlese der Kommunalwahl ein. Erfreuliche Ergebnisse, insbesondere in der Stadt Trier, die Aufstellung neuer Listen und Zuwächse bei der Mitgliederzahl (aktuell 146) vermeldete stolz das Sprecherduo. Reiner Marz berichtete, dass eine aus ihm, Anja Matatko und Gerd Dahm bestehende "Sondierungskommission" Gespräche mit anderen Parteien führt. Es seien noch keine Koalitionsverhandlungen, betonte Marz, man erkunde inhaltliche Gemeinsamkeiten und Hürden.

Meinung

Knapp an der Blamage vorbei

Die Grünen sind immer wieder für Überraschungen gut. Vor einem Jahr benötigte Vorstandsfrau Heide von Schütz zwei Wahlgänge, bevor sie in Amt und Würden war, diesmal ließen die Mitglieder ihren Frontmann Sascha Gottschalk gehörig zappeln. Erst weil im dritten Wahlgang die einfache Mehrheit langte, schlidderte er an einer Blamage vorbei. Dabei hatten ihn die gleichen Leute kurze Zeit vorher mit deutlicher Mehrheit zum Grünen-Direktkandidaten für die Bundestagswahl nominiert. Traut man also seinem Aushängeschild nicht einmal die Führung des Kreisverbandes zu? Oder verübelt man ihm, dass er beides will? Personalunion und Grüne - die Vorbehalte halten sich hartnäckig. a.follmann@volksfreund.de

EXTRA Grünen-Kreisvorstand: Sprecher: Heide von Schütz (Langsur) und Sascha Gottschalk (Konz), Kassiererin: Petra Kewes (Trier-Heiligkreuz), Beisitzer: Thorsten Kretzer (Trier-Nord), Stephanie Nabinger (Merzkirchen), Sabine Quijano (Kanzem), Hans-Peter Simon (Trier-Ehrang), Wolf Buchmann (Trier-Euren). Die Plätze einer Beisitzerin und der Parteijugend blieben vakant.

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