"Intimsphäre wird gewahrt"

EHRANG. Erkrankungen des Beckenbodens mit einhergehender Harn- oder Stuhlinkontinenz sind weithin tabuisiert. Das neue Beckenbodenzentrum (BBZ) im Ehranger Marienkrankenhaus bietet Betroffenen eine fachübergreifende Rundumbetreuung. Es wurde am Montag eröffnet.

Mehr als fünf Millionen Deutsche - davon überwiegend Frauen - leiden unter Erkrankungen des Beckenbodens, Tendenz steigend. Betroffene sprechen oftmals aus Scham nicht über ihre Probleme und erhalten somit auch keine Hilfe. Dabei gibt es zahlreiche operative oder konservative Möglichkeiten. Ein ganzes Bündel von Fachleuten bietet nun fächerübergreifend Hilfe an. Mit im Boot sitzen die gynäkologische, chirurgische und endoskopische Abteilung, die Schmerztherapie, Radiologie, Physikalische Therapie, Ernährungs- und Sexualberatung. Besonderes Augenmerk wurde in dem neuen BBZ auf ein freundliches und diskretes Ambiente gelegt: Das BBZ liegt in einem separaten Bereich mit eigenem Wartezimmer im dritten Obergeschoss. In Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten will das interdisziplinäre Team den Betroffenen helfen und Lebensqualität zurück geben. Bei der offiziellen Eröffnung des BBZ mit zahlreichen Vertretern des öffentlichen Lebens stellte der Kaufmännische Direktor, Stefan Eiden, das neue Angebot als "positives Beispiel einer Eigeninitiative" heraus. Das Marienkrankenhaus hat rund 150 000 Euro aus Eigenmitteln für den Umbau und das Inventar in dem BBZ finanziert. "Ich freue mich über jedes noch so kleine Modul, das Patienten die optimale Versorgung garantiert", meinte Gesundheitsministerin Malu Dreyer. Die Ministerin bestätigte das Ehranger Marienkrankenhaus als festen Bestandteil in der Krankenhaus-Landschaft mit leistungsstarken Angeboten. Auch der Geschäftsführer der Marienhaus GmbH, Bernd Molzberger, lobte das Marienkrankenhaus als "traditionellen Standort." In einer Power-Point-Präsentation stellten anschließend der Chefarzt der gynäkologischen und geburtshilflichen Abteilung, Wolfgang Günther, und der Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, Janus Patas, Therapiemöglichkeiten von Harn- und Stuhlinkontinenz vor. Die Erfolgsraten bei der Behandlung von Harninkontinenz seien sehr hoch. Allerdings suchten laut Statistik nur 15 bis 20 Prozent der Betroffenen Hilfe. Von der Stuhlinkontinenz seien mindestens 800 000 Menschen in Deutschland betroffen, die gleichfalls in der interdisziplinären Sprechstunde und Behandlung in Ehrang ein kompetentes Team vorfänden. "Auf die Wahrung der Intimsphäre wird bei uns geachtet", betonte Patas. Die Feier wurde musikalisch umrahmt von Marianne Collet-Stier (Querflöte) und Reinhold Neisius (Klavier).

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