"Keinen Krieg im Irak!"

TRIER. Während am Golf immer mehr amerikanische Soldaten zusammengezogen werden, haben am Samstag in Trier rund 250 Demon-stranten eine friedliche Lösung des Irak-Konflikts gefordert.

 Kundgebung auf dem Hauptmarkt gegen den drohenden Krieg im Irak: In Sprechchören forderten die Demonstranten "Nie wieder Krieg" und "Kein Blut für Öl.".Foto: Sebastian Hille

Kundgebung auf dem Hauptmarkt gegen den drohenden Krieg im Irak: In Sprechchören forderten die Demonstranten "Nie wieder Krieg" und "Kein Blut für Öl.".Foto: Sebastian Hille

Christoph Wälz ist einer derer, die den Weg auf den Hauptmarkt gefunden haben. Er will dem Ausdruck verleihen, was der größte Teil der Republik zu fordern scheint: Keinen Krieg im Irak. Keinen Krieg um Öl. Am besten überhaupt keinen Krieg.Der junge Student hat einen Stapel blauer Zettel in der Hand. "Sich dem Irak-Krieg widersetzen!" steht darauf. Er spricht Passanten an. Drückt ihnen das Flugblatt des Trierer Bündnisses gegen Krieg in die Hand und versucht so seinen Teil für eine friedliche Lösung am Golf beizutragen. Viele nehme die Zettel, manche lehnen sie ab. Einige bleiben stehen und schließen sich den Protestierenden an ­ einige wenige. Sie reihen sich ein zwischen den Kriegsgegnern und den Transparenten auf denen Parolen wie "Nie wieder Krieg", "Kein Blut für Öl", "Krieg ist keine Lösung" und "Krieg schafft keinen Frieden" zu lesen sind.Ähnliches schallt über den Hauptmarkt. Die Redner der Katholischen Studierenden Jugend, der Arbeitsgemeinschaft Frieden, der IG-Metall Verwaltungsstelle Trier und der PDS formulieren den Prostest: "Frieden kommt nicht mit Gewalt." Dass Nein der Bundesregierung gegen einen Krieg im Nahen Osten sei zwar sehr zu begrüßen, allerdings müsse man skeptisch bleiben, betonte Markus Pflüger, Demo-Organisator von der AG Frieden. "Es fehlt die Glaubwürdigkeit des Neins." Das Volk dürfe sich nicht durch die verbale Kriegsablehnung Schröders einlullen lassen. Es gelte, wachsam gegenüber der "Verdummungsrhetorik" zu sein. "Ein Nein zum Krieg hieße eigentlich das sofortige Verbot der Nutzung des deutschen Staatsgebiets und des Luftraums für Kriegsvorbereitungen", forderte der Friedensaktivist. Auch in den Augen der IG-Metall Verwaltungsstelle Trier ist der Krieg keine akzeptable Lösung zur Entwaffnung Saddam Husseins. Die Gewerkschaft lehne jeden Versuch einzelner Länder ab, globale militärische Überlegenheit zu beanspruchen und das Mittel eines Präventivkrieges anzuwenden. "Dies führt nicht zu mehr Sicherheit, sondern vergrößert die Gefahr, dass rechtlose Kriegsführung die zivile Lösung von Konflikten ersetzt", stellte Winfried Groß den Standpunkt der IG-Metall dar. Staaten dürften ihr Handeln nicht nach ökonomischen, machtpolitischen und geostrategischen Gesichtspunkten ausrichten. Doch das sehen nicht alle so. "Alles pure Heuchelei", wettert ein älterer Passant kopfschüttelnd. Er ist einer von denen, die weder eines von Christoph Wälz Flugblättern annehmen, noch Verständnis für den Protest haben.Keine Fußtruppe der Regierung

"Ich will keinen Krieg, aber wie kriegt man den Hussein denn sonst weg? Hier der Prostest geht doch nur gegen die Amerikaner." Das Nein der Bundesregierung sei bloße Wahlkampfrhetorik für die Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen. Eben diese Verknüpfung sei das Problem, sagt Christoph Wälz. "Die Friedensbewegung wird als Fußtruppe der Regierung gesehen. Das ist aber ein völlig falsches Bild."Der Funktion als Fußtruppe wurden die Friedensaktivisten nur im direkten Sinn des Wortes gerecht. Spontan entschlossen sie sich, die Kundgebung mit einem Zug durch die Innenstadt zu beenden. "Keinen Krieg im Irak" und "Wir wollen Frieden" skandierend zogen die Demonstranten durch Fleisch-, Nagel- und Brotstraße zurück zum Hauptmarkt.

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