Puppen, Holzenten und Schaumstoffschwerter

Trier · Als Uschi Seiler vor 25 Jahren ihren Laden in den Räumen von Donders am Dom eröffnet, ist sie für einen Großteil der Bevölkerung nur "die mit dem Holzspielzeug". Heute ist ihr Laden eine feste Größe in Trier - und Holzspielzeug nur noch ein Teil ihres Sortiments.

 Gruppenbild mit Handpuppen: Franz Josef Fries und seine Frau Uschi Seiler vor ihrem Laden. TV-Foto: Maren Meißner

Gruppenbild mit Handpuppen: Franz Josef Fries und seine Frau Uschi Seiler vor ihrem Laden. TV-Foto: Maren Meißner

Trier. "Mein Antrieb war, den Kindern die Möglichkeit zu geben, mit richtig gutem Spielzeug zu spielen", sagt Uschi Seiler, die 1986 die Rappelkiste eröffnet hat. Holzspielzeug war in den 1980er Jahren ein Nischenprodukt, "wir waren damals "die Alternativen", erzählt sie lachend.
Arbeitskreis Richtiges Spielzeug


Antiautoritäre Erziehung, Kinderläden, Öko-Bewegung und Anti-AKW-Protest - Schlagworte der alternativen Szene der 1980er Jahre, in deren Umfeld sich auch die Rappelkiste entwickelt hat. Spielzeug wurde meist bei klassischen "Vollsortimentern", also Geschäften mit einer breiten Angebotspalette, gekauft, zu denen Uschi Seiler mit ihrem Laden ein Gegengewicht bilden wollte. Im Jahr 1987 gründete sie dann mit einigen Mitstreitern den Arbeitskreis Richtiges Spielzeug (ARS), der bis heute besteht. Über 130 Geschäfte sind derzeit Mitglied.
Was vor 25 Jahren neu war, hat sich heute etabliert: "Das Bewusstsein für gutes Spielzeug ist da", sagt Franz Josef Fries, Mitinhaber und Ehemann von Uschi Seiler. Der Laden in der Liebfrauenstraße, der 1990 renoviert wurde, ist in zwei Bereiche eingeteilt: Eine Eingangstür für die Geschenke, eine andere für das Spielzeug.
Die Rappelkiste führt auch heute noch viele Traditionsmarken wie Haba, Brio und Sigikid. Seit den 1980er Jahren hat sich aber auch vieles gewandelt: Heute verkaufen Uschi Seiler und Franz Josef Fries auf insgesamt 200 Quadratmetern neben den traditionellen Marken auch Trendspielzeug. So stehen Speedminton-Schläger und Ma shoonga-Warrior (mit Schaumstoff überzogene "Schwerter") genauso im Laden wie Schaukelpferde und Kaufläden aus Holz, die heute noch genauso aussehen wie vor 25 Jahren. Egal, ob Springseil oder Babypuppe - für das in der Rappelkiste verkaufte Spielzeug gelten die gleichen strengen Qualitätsmaßstäbe. "Das Wichtigste ist, dass das Spielzeug in unseren Augen pädagogisch wertvoll ist", sagt Fries. Es solle die Kreativität und Fantasie der Kinder fördern und sie nicht zu reinen Zuschauern machen. "Sie sollen möglichst viel selbst machen können", sagt er und verweist auf das berühmte Beispiel eines Schuhkartons, der in der Fantasie eines Kindes zum Puppenhaus werden kann.

So schadstofffrei wie möglich


"Wenn ein Spielzeug aber alles vorgibt, zum Beispiel bei einem komplett eingerichteten Puppenhaus mit Figuren und Lichtern, konsumieren die Kinder nur." Ein weiteres wichtiges Kriterium: Das Spielzeug soll so schadstofffrei wie möglich sein - hier setzten die Inhaber auf ihre langjährige Kooperation mit den Unternehmen, deren Produkte sie anbieten.
Allerdings kämpft auch die Rappelkiste in Zeiten der zunehmenden Konkurrenz durch Internetversender um Käufer. Er berichtet von Kunden, die nach der Beratung im Laden den Barcode eines Produktes mit ihrem Handy scannen, um es dann zu einem günstigeren Preis im Internet zu kaufen. "Man muss sich klarmachen, was das für die Geschäfte in der Stadt bedeutet", sagt er. Trotz der veränderten Bedingungen blicken er und seine Frau positiv in die Zukunft. "Wichtig für unsere Kunden sind das Einkaufserlebnis und die Beratung", sagt auch Uschi Seiler, "und dass man bei uns jedes Spielzeug anfassen und ausprobieren kann." Für die Ladeninhaber selbst ist das Geschäft fast ein zweites Zuhause geworden: "Irgendwie leben mein Mann und ich ja in der Rappelkiste", sagt Uschi Seiler, "ich arbeite hier sehr, sehr gerne." Bereits das ganze Jahr über feiert die Rappelkiste das 25-jährige Jubiläum mit kleinen Aktionen und Veranstaltungen, drei weitere Veranstaltungen gibt es in den kommenden Monaten: Am 22. Oktober findet von 14 bis 17 Uhr eine Lesestunde statt, bei der aus verschiedenen Kinderbüchern vorgelesen wird. Am 25. November kommt der Puppenspieler Olaf Möller auf Einladung der Rappelkiste in die Volkshochschule Trier am Domfreihof. Er zeigt grundlegende Techniken und improvisiert mit großen Handpuppen. Am 10. Dezember laden Uschi Seiler und Franz Josef Fries tagsüber zur Weihnachtsbäckerei in die Rappelkiste ein. mem

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