Raus mit dem Bus, rein mit dem Bus

Trier-Süd · Einen Seufzer der Erleichterung dürfte man von den Anwohnern der Medardstraße hören: Die Stadt arbeitet daran, dass die Busse der Linien 3 und 83 nicht mehr die Engstelle mit nur etwa sechs Metern Breite im alten Fischerort passieren müssen. Anlieger der Saarburger Straße kritisieren diese Pläne allerdings, denn die neue Trasse führt durch die bisherige Sackgasse.

Trier-Süd. Das Ausmaß wie vor elf Jahren haben die Proteste zwar nicht, als es wortgewaltige Diskussionen in Sitzungen des Ortsbeirats und bei Bürgerinformationsabenden gab. Dennoch wehren sich etwa die Eltern, deren Kinder die Kita Spatzennest in der Saarburger Straße besuchen, gegen die Pläne der Stadt, die Bus trasse der Linien 3/83 aus der Medard- in die Saarburger Straße zu verlegen - wie bereits damals übergangsweise während Bauarbeiten in der Medardstraße.
Angst vor Unfällen



"Das ist gefährlich", sagt Alexandra Damble vom Kita-Team. Gefährlich nicht nur wegen des steigenden Unfallrisikos, sondern auch wegen der "Schadstoffe. Die Busse werden an unserem Außengelände und den Kindern vorbeifahren. Wir würden diese Pläne gerne verhindern." Marc Wiemann, zweiter Vorsitzender des Spatzennest e. V. berichtet von der Situation vor elf Jahren, als sich direkt vor der Kita die Ersatzbushaltestelle befand: "Das war wirklich gefährlich. Außerdem lag sehr viel Dreck an der Haltestelle direkt vor der Kita, weil dort kein Mülleimer angebracht war."
Auch jetzt hätten die Eltern Angst. Vor allem davor, dass Kinder aus der Kita einfach auf die Straße laufen. Zwar soll ein sogenanntes Drängelgitter angebracht werden und den Nachwuchs daran hindern, den Bürgersteig zu verlassen. Allerdings sei es bis jetzt eine ruhige Straße gewesen, und wenn sich ein Kind beim Bringen oder Abholen einmal losreiße, wäre das Gefahrenpotenzial viel zu hoch. Ihre Befürchtungen haben einige Eltern während der Offenlegung des Bebauungsplanes eingereicht, der dafür geändert werden muss. Auch andere Anlieger sind aktiv geworden, haben eine Liste mit 58 Unterschriften vorgelegt, 21 Betroffene lassen sich laut städtischem Pressesprecher Ralf Frühauf von zwei Rechtsanwaltskanzleien vertreten.
"Was uns stört ist, dass wir vorher nicht informiert worden sind. Aber es muss ein Dialog mit uns geführt werden, das wünschen wir uns. Der Bebauungsplan ist noch nicht ausgereift", sagt Wiemann. Am sinnvollsten wäre seines Erachtens die Streckenführung durchs Schammat. Allerdings lehnt die Stadt das wegen der zu hohen Kosten ab. Die vorgeschlagene Trasse durch Saarburger-/Konzer Straße würde sich auf "nur" geschätzte 220 000 Euro belaufen.
Für die Bewohner der Medardstraße war die Verlegung der Busse vor elf Jahren in die parallel verlaufende Saarburger Straße ein langersehnter Wunsch und brachte ihnen vorübergehend Entspannung. Das Problem: An ihrer engsten Stelle ist die Medardstraße noch nicht einmal sechs Meter breit, Gehwege sind dort so gut wie nicht vorhanden, geparkt wird trotzdem fast bis in den Engpass. Manchmal gebe es dort kein Durchkommen, berichten Anwohner wie Horst Orth. Weder für Busse, Autos oder Fußgänger, geschweige denn Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen.
"Keine Rennstrecke"



Orth wohnt seit 50 Jahren am Engpass, ist in Medard geboren. Er sagt: "Früher war die Medardstraße sogar die Hauptverkehrsstraße nach Konz und ins Saargebiet. Nach dem Bau des Uferdamms wurde es hier etwas ruhiger." Aber die Situation in der Medardstraße sei trotzdem schlecht. Er habe Verständnis für den Protest der Menschen in der Saarburger Straße. Aber: "Jeder will den Bus haben, nur nicht vor seiner Tür." Das Verfahren für die Änderung des Bebauungsplanes BS 30 Ä Schammatwiese läuft, er war zur zweiten Änderung offengelegt. Noch in diesem Jahr soll der Stadtrat die Satzung beschließen, Gelder sind im Haushalt 2012 eingestellt. Baubeginn: 2013.
Ortsvorsteherin Jutta Föhr begründet die vom Stadtrat favorisierte Lösung: "Es ist unhaltbar - für Anwohner und Busfahrer -, dass der Bus weiter durch die Medardstraße mit der Engstelle fährt."
Dies entspricht auch den Sanierungszielen, die unter anderem vorsehen, dass die Medardstraße gepflastert wird - allerdings erst, wenn dort kein Bus mehr verkehrt. Verständnis habe sie natürlich auch für die Besorgnis der Menschen in der Saarburger Straße, sagt Föhr. "Aber dort wird keine Rennstrecke eingerichtet. Der Durchgangsverkehr bleibt draußen."

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