Schon seit 65 Jahren halten sie "eisern" zusammen

Trittenheim · Als Klara und Alfred Reis 1951 geheiratet haben, fuhren sie mit ihren Fahrrädern zum Standesamt in den Nachbarort. Nicht aus Spaß, sondern weil damals viele vom eigenen Auto nur träumen konnten.

Trittenheim. Um ihre eiserne Hochzeit feiern zu können, mussten Klara und Alfred Reis weder aufs Fahrrad noch in ein Auto steigen. In unmittelbarer Nähe ihres Wohnhauses in Trittenheim gibt es mehrere fußläufig entfernte Restaurants. Daher bot es sich an, den eigenen Herd einmal aus zu lassen. Und das, obwohl es inzwischen sogar zwei gute Köche bei ihnen im Haus gibt. Seit Klara vor wenigen Monaten ins Krankenhaus musste, hat Alfred in der Küche das Sagen. "Er fing noch mit 86 Jahren an zu kochen", rechnet ihm seine 85-jährige Ehefrau das hoch an. Denn bis dahin hielt sich ihr Mann tunlichst raus aus der Küche. "Früher habe ich nie gekocht - ich konnte nur Kaffee kochen", gesteht er unumwunden ein. Doch inzwischen kommt er ganz gut zurecht, sodass er sich von seiner Frau erst gar nicht mehr reinreden lässt. "Manchmal schmeckt das Essen - und manchmal halt nicht", sieht er selbst kleinere Misserfolge gelassen. Denn glücklicherweise können sie an ihrem Wohnort ja notfalls auch mal eben schnell essen gehen.
Sich Mahlzeiten nach Hause liefern zu lassen, war etwas, womit sich beide nicht anfreunden konnten. "Das wollten sie nicht", zeigt Tochter Lydia Berens, die sich um die Hausarbeit in der elterlichen Wohnung kümmert, dafür Verständnis. Wie ihr Bruder und ihre Schwester wohnt sie zwar außerhalb, aber nur wenige Kilometer entfernt. Daher fühlen sich ihre Eltern gut umsorgt. Alle kümmerten sich um sie, wissen beide das sehr zu schätzen. "Ich habe gute Kinder - und einen guten Mann", sagt Klara. Auch ihre fünf Enkel und die älteren der vier Urenkel - der jüngste Familienzuwachs ist zwei Jahre alt - sind bedacht auf ihre Großeltern. Nun hoffen beide, dass sie in fünf Jahren ihre Gnadenhochzeit feiern können. Geheiratet haben sie am 7. September 1951 - im damals für sie zuständigen Amt in Klüsserath. Mit Fahrrädern fuhren sie dorthin - für heutige Brautpaare kaum vorstellbar. Klaras Mutter fuhr sogar auf dem Rad des künftigen Schwiegersohnes mit. Kirchlich getraut wurden sie acht Tage später in Trier, in der Kirche St. Paulin. Denn beide arbeiteten damals in der Stadt. Klara, eine ausgebildete Modistin, war als Hutmacherin tätig. Der aus Riol stammende Alfred hatte den Beruf des Gärtners erlernt, arbeitete später aber als Verputzer, Maurer und Fliesenleger sowie als Berufsfeuerwehrmann und Betriebssanitäter.
Zu ihrer diamantenen Hochzeit vor fünf Jahren gönnten sie sich eine Reise an den Gardasee, was auf der Hinfahrt für ein großes Hallo im Bus sorgte. Mitreisende hatten den Bericht im Trierischen Volksfreund entdeckt, der dem Paar auch damals zum Jubiläum gratulierte. urs

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