Sozial verträgliches Millionenprojekt

Trier · Jetzt geht's los: Die Glocke, Triers dienstälteste Gaststätte (seit 1803), wird mit einjähriger Verspätung saniert und umgebaut. Während das Vorderhaus an der Glockenstraße äußerlich unverändert bleibt, entsteht im hinteren Bereich ein völlig neuer Baukörper, der neben Gasträumen auch Hotelzimmer beherbergt. Wiedereröffnung: nicht vor 2015.

 Ein Kuriengarten als Bauhof: Auf kirchlichem Boden hinter dem Haus Zur Glocke (rot umkreist) steht der Kran, mit dem der Um- und Ausbau bewerkstelligt wird. Von dem voraussichtlich bis 2015 dauernden Bauprojekt soll in der Glockenstraße (kleines Foto: Glocke von vorn) nur wenig zu spüren sein. TV-Fotos (2): Roland Morgen

Ein Kuriengarten als Bauhof: Auf kirchlichem Boden hinter dem Haus Zur Glocke (rot umkreist) steht der Kran, mit dem der Um- und Ausbau bewerkstelligt wird. Von dem voraussichtlich bis 2015 dauernden Bauprojekt soll in der Glockenstraße (kleines Foto: Glocke von vorn) nur wenig zu spüren sein. TV-Fotos (2): Roland Morgen

Trier. "Gut Ding will eben Weile haben", antworten Anne und Peter Brommenschenkel auf die Frage, warum aus dem ursprünglich für Herbst 2012 anvisierten Start von Sanierung und Umbau der Glocke nichts geworden ist.
Im Frühjahr 2011 hat das Trierer Unternehmer-Ehepaar Brommenschenkel das Traditions-Wirtshaus (Gaststätte seit 1803) gekauft und versprochen, es auch weiterhin gastronomisch zu nutzen. Seit Oktober 2012 läuft der Glocken-Betrieb gewissermaßen im "Exil" auf der gegenüberliegenden Seite der Glockenstraße im Gasthaus Krim, das die Brommenschenkels gepachtet haben.Glockenstraße bleibt offen


Die seither geschlossene Glocke war - von außen nicht sichtbar - Schauplatz von archäologischen Untersuchungen durch das Rheinische Landesmuseum und baugeschichtlichen Forschungen von Architektin Nicole Graf (40) und Historikerin Marzena Kessler (39). Erst jetzt kommt offenkundig Bewegung ins Spiel.
Ein frisch aufgebauter 33 Meter hoher Kran signalisiert weithin sichtbar: Das spektakuläre Bauprojekt mitten in der Altstadt startet. Und es wird zu weitaus weniger Beeinträchtigungen führen als befürchtet. "Unser Bestreben, die Glockenstraße nicht lahmzulegen, ist der Hauptgrund, warum es so lange gedauert hat", betont Peter Brommenschenkel (58). Statt - wie ursprünglich vorgesehen - vor der Glocke steht der Kran dahinter, auf dem Grundstück der Philippskurie. Auch einer der beiden Bauhöfe ist auf kirchlichem Areal eingerichtet worden. "Um diese Lösung hinzubekommen, haben wir umfangreiche Gespräche mit allen Nachbarn geführt", berichtet Brommenschenkel. Resultat: "Hervorragendes Einvernehmen, für das wir sehr dankbar sind."
An der das Straßenbild prägenden Fachwerkfassade aus dem 18. Jahrhundert wird sich nichts ändern, aber dahinter wird nach den Plänen von Architekt Rudolf P. Weidert (76) vieles komplett anders. Die Theke im vorderen Gastraum wird per Mauerdurchbruch in den hinteren verlängert und die Küche vom Erd- ins erste Obergeschoss verlegt. An ihrer Stelle entsteht ein dritter großer Gastraum, der die Platzkapazität von bisher 80 auf 120 vergrößert. Weitere 80 Sitzplätze kommen im rund 800 Jahre alten Gewölbekeller dazu, der ein einheitliches Bodenniveau - 4,40 Meter unter der Straße - erhält und künftig per Aufzug barrierefrei erreichbar ist.Ein Drittel Volumen mehr


Das nicht unter Denkmalschutz stehende Hinterhaus (erbaut 1907 bis 1909) wird durch einen Neubau ersetzt, der ebenfalls über einen Aufzug verfügt und mit 17,5 Metern Höhe den Altbau um anderthalb Meter überragt. Von der Glockenstraße aus soll das nicht sichtbar sein.
Die "neue" Glocke wird um knapp ein Drittel Raumvolumen mehr verfügen, und - wie bis in die 1990 Jahre hinein - auch wieder Hotel werden: "Wir bauen sechs exklusive Gäste-Doppelzimmer, drei davon doppelgeschossig."
Auch in der Realisierung will gut Ding Weile haben. Peter Brommenschenkel bezeichnet die Glocke als "Wundertüte voller Überraschungen" und rechnet mit einer bis zu anderthalbjährigen Bauzeit. 2014 werde der Gastro-Betrieb "definitiv" weiter in den Räumlichkeiten der Krim laufen. Zu den Baukosten wollen sich die Brommenschenkels nicht äußern. Sie haben aber bereits 2011 durchblicken lassen, dass ihr "Herzensprojekt" nicht unter einer Million Euro machbar sein dürfte.

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