Gut Ding will Weile haben

Geduld ist gefragt: Der neue Wein braucht Zeit, bis sich die wunderbaren Fruchtaromen entwickeln.

 Winfried Simon

Winfried Simon

Foto: Klaus Kimmling


Winzer und Landwirte sind vom Wetter abhängig. Es entscheidet über Menge und Qualität der Ernte, über das Einkommen und manchmal über die berufliche Existenz. Sobald das Vegetationsjahr beginnt, gehört der Blick auf die Wettervorhersage zum täglichen Ritual eines Winzers und Bauern.

Die Zeit bis zur Ernte wird von Sorgen und Hoffnungen begleitet. Das war immer schon so. Allerdings sind heutzutage die Sorgen der Winzer andere als noch vor 30, 40 Jahren. Damals hieß es oft: Hoffentlich werden die Trauben reif. Ich erinnere mich an das Jahr 1984. Die Rieslingtrauben aus den geringeren Lagen waren noch so hart, dass unser 25-PS-Traktor es nicht schaffte, sie durch den Erntewagen zu drehen und die Maische auf die Presse zu pumpen. Wir spannten schließlich eine stärkere Maschine an. Die Mostgewichte waren beschämend niedrig, die Säurewerte umso höher. Aber irgendwie haben es die Winzer dennoch geschafft, daraus einen trinkbaren Wein zu machen.

Und heute? Miserable Traubenqualitäten an der Mosel gehören seit Mitte der 1980er Jahre der Vergangenheit an. Seitdem gab es ausschließlich gute und teilweise überragende Jahrgänge.
Aber: Eine zu frühe Rieslinglese wie in diesem Jahr bringt auch ihre Probleme mit sich. Es ist während der Weinlese zu warm, was die Fäulnis begünstigt. Und: Der spät reifende Riesling kann, wenn er schon Anfang Oktober gelesen wird, nicht seine Stärken komplett ausspielen.

Jeder weiß: Ein Apfel, der noch Ende Oktober am Baum hängt und nicht angefault ist, schmeckt wunderbar aromatisch. So ist es auch beim Riesling. Er braucht Zeit, bis sich die wunderbaren Fruchtaromen entwickeln.
Aber warten wir mal ab, bis der 2017er probierfähig ist. Lassen wir ihm Zeit zu gären und im Fass zu reifen.

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