Trier geht unter die Haut

Er ist bekannt aus der Fernsehserie "Tattoo - Eine Familie sticht zu", rappt mit Hip-Hop-Stars wie Sido und hat kürzlich seine eigene CD herausgebracht: Tätowierer Oliver Lonien. Obwohl Trier ihm manchmal spießbürgerlich erscheint, zeigt er Promis gerne seine Heimat. An welche Orte es ihn zieht, darüber plaudert er im TV.

Ich bin ein großer Fan von Leuten, die aus ideellen Gründen und mit Herzblut Dinge machen. So etwa die Jungs aus der Trierer Skatehalle. Zu ihnen gehört auch mein Sohn Filip (15). Ich schaue ihm und seinen Freunden sehr gerne beim Skaten zu, und mich begeistert diese Subkultur mit ausgeprägtem Gemeinschaftssinn. Die Halle schweißt die jungen Leute zusammen!
Ich war als Junge eher ein Einzelgänger mit wenigen Kumpels. Nach meiner Geburt in Bitburg waren wir direkt nach Trier gezogen. Bei einem Grundschulfreund guckte ich mir mein erstes Tattoo ab: einen Stern, den ich mir auf die rechte Hand tätowierte. Es sah einfach gut aus und erinnert mich noch heute an diesen Freund. Nach mehreren abgebrochenen Lehren und einer Ausbildung zum Schlosser fand ich mit 19 das, wonach ich suchte: Ich spielte in Dortmund als Schlagzeuger in der Punkband The Idiots. Nach fünf Jahren kehrte ich jedoch nach Trier zurück. Immer noch mit dabei: die Faszination am Tätowieren - und natürlich an der Musik.
Beeinflusst von der New-York-Szene und dem rebellischen Lifestyle erfüllte ich irgendwann auch Freunden den Wunsch, sie zu tätowieren. Ich hing mich sehr da rein und bildete mich ständig weiter. Mit viel Herzblut! Und irgendwann führte ich Dannys Tattoo-Laden in der Neustraße, und heute kommen Leute von überallher in meinem Laden in der Lorenz-Kellner-Straße. Auch hochkarätige Produzenten und Rapper. Etwa Mo Trip, Tino von den Söhnen Mannheims, Silla oder Nazar. Ich zeige ihnen dann auch Trier. Die Porta, die Simeonstraße und der Hauptmarkt mit den schönen alten Häusern gehören immer zu meiner privaten Stadtführung. Silla war ganz begeistert von der Ruhe in Deutschlands ältester Stadt und dem "persönlichen" Kino Broadway.
Manche aus der Künstlerszene schämen sich, zu sagen, dass sie aus Trier kommen. Ich nicht! Denn Trier ist meine Basis. Vor allem weil hier meine Familie lebt. Meine Mutter Antoinette hilft im Laden mit, meine Tochter Mira (17) arbeitet im Tattoo-Laden meines Bruders Daniel. Hier ist meine Heimat!
Das heißt aber nicht, dass ich alles gut finde. Manchmal fühle ich mich schon sehr beengt in der kleinen Stadt, und ich finde sie in einigen Bereichen auch spießbürgerlich. Anders als in Berlin etwa wird man sehr schnell abgestempelt. Mein persönliches Rezept dagegen: "Lass\' die Leute reden!", denke ich. "Ich mache mein Ding."
Trotz dieser Macken lebe ich gerne hier. Die Menschen sind urig, und ich finde es amüsant, dass sie eine Sprache sprechen, die außerhalb niemand mehr versteht. "Keilo", das Trierer Wort für Hund, ist mein Lieblingswort auf Trierisch. "Hol de Keilo weg" hört sich einfach nur gut an.
Apropos: Im Nells Park gehe ich oft mit meiner Freundin und meinem Hund spazieren. In den Tag starte ich gerne mit einem Frühstück in Nikos Café. Und bei Sonnenschein kann man gut auf den Terrassen der Kneipen am Viehmarkt, die nur wenige Hundert Meter von unserer Wohnung in Trier-Süd entfernt sind, sitzen.
Einen Besuch wert ist immer auch die Pianobar im Brunnenhof. Wenn Trier kleingemacht wird, dann halte ich auch mit der Nähe zu Luxemburg, Belgien und Frankreich dagegen. Nur eine halbe Stunde Autofahrt, und schon kann man vielfältige Angebote wie beispielsweise Kino in Luxemburg oder ein gutes Essen in den Nachbarländern nutzen.
Ein Video zu meinem Debüt-Album "Unter die Haut" habe ich auch in Trier gedreht. Mein Fazit: Hier bin ich zu Hause - und das bleibt auch so.
Aufgezeichnet von Katja Bernardy

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