Trommelkunst mit Tradition

Trommeln und ihre Stimmen, hier und da ein paar Flötentöne oder Harfenklänge - mehr brauchen die japanischen Männer und Frauen nicht, die sich "Tao" (Der Weg) nennen. Mit ihrer spektakulären Show "Die Kunst des Trommelns" haben sie die etwa 1000 Zuschauer in der Trierer Arena begeistert.

 Erst meditativ, dann in rasantem Stakkato: Den Fellen ihrer Trommeln entlocken die Tao-Künstler Klang-Kaskaden in Perfektion. TV-Foto: Cordula Fischer

Erst meditativ, dann in rasantem Stakkato: Den Fellen ihrer Trommeln entlocken die Tao-Künstler Klang-Kaskaden in Perfektion. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. (cofi) Dunkel. Ein dumpfer Trommelschlag. Dann noch einer. Eine ganze Stakkato-Reihe schließt sich an. Immer weiter ins Licht schlagen sich einzelne Trommler, die zur Einheit verschmolzen einen verwirrend vibrierenden Wirbel initiieren, der seine Kreise bis in den Fußboden, die Stühle und Körper ihrer Zuschauer findet. Es ist ein Rhythmus zum Spüren und Schauen. Denn mit unglaublicher Präzision, Koordination und Athletik malen die Männer und Frauen der Truppe in traditioneller, aber auf Bühnentauglichkeit getrimmter Kleidung nicht nur Bilder für die Ohren.

Obgleich Sprache und Ausdrucksform des japanischen Trommelns zunächst fremd erscheinen, gibt die ausgefeilte Dramaturgie jedes einzelnen Stücks eine Anleitung zum Verstehen mit: Meditation, Kampf, Tanz. Und auch das riesige Transparent, das neben Podesten und Riesentrommeln das puristische Bühnenbild im ersten Teil gestaltet, zeigt historische Szenen rund um Taiko und Wadaiko, die Trommeln und ihren Gebrauch.

Eine andere Welt, eine andere Zeit



"Another world, another time" hat die Tao-Trommel-Truppe ihr aktuelles Programm überschrieben, und tatsächlich entführt sie in eine andere Welt und eine andere Zeit. Mehr noch: Die Musik-Athleten heben die Zeit aus ihren Angeln - lassen tiefe Töne lang nachhallen, liefern sich einen verwirrenden Schlagabtausch, bei dem jeder Percussionist im wirbelnden Wechsel die Trommel seines Nebenmanns schlägt. So rasant sind die Rhythmen, dass die Schlagstöcke in der Bewegung verschwimmen. Nach Samurai-Art vollführt ein Künstler einen wahnwitzigen Tanz mit flirrend durch die Luft geschwungener Waffe. Und das Trio, das in beeindruckender Balance von Kraft und Eleganz, Einkehr und Kampfgeist, schweißtreibend die mehrere hundert Kilo schweren Trommeln bearbeitet, lässt die Zuschauer den Atem anhalten und die Anspannung in frenetischen Beifall gipfeln.

Seit ihrem Durchbruch Anfang des Jahrtausends - gegründet wurde das Tao-Ensemble 1993 - haben sich die Japaner weiterentwickelt und moderne Elemente in ihre Show eingebaut. Dabei verzichten sie aber immer noch weitestgehend auf Synthesizer-Effekte und widmen sich akustischer Trommel-Kunst in Perfektion, kombiniert mit einem Ausflug in brasilianische Gefilde. Doch eins ist sicher: Immer, aber immer wieder finden sie zurück zu ihren Wurzeln.

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