Von der Schulbank nach Bolivien

Der 19-jährige Lukas Witzmann hat sich für ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland entschlossen. Noch in dieser Woche macht er sich auf den Weg nach Bolivien.

 Einstimmung auf das Gastland: Lukas Witzmann vor einer bolivianischen Fotografie. Foto: Bistum Trier

Einstimmung auf das Gastland: Lukas Witzmann vor einer bolivianischen Fotografie. Foto: Bistum Trier

Trier/Butzweiler. (red) Im März machte er sein Abitur, feierte mit Freunden und Verwandten, doch in den nächsten 13 Monaten wird er nur noch sporadisch mit ihnen Kontakt halten können: Der 19-jährige Lukas Witzmann aus Butzweiler bei Trier macht einen "Sozialen Friedensdienst im Ausland" (Sofia). In dieser Woche geht es für ihn in die Region Sucre nach Bolivien, ins Partnerland des Bistums Trier. Seine Vorfreude auf die Arbeit in einem Landschulinternat überwiegt die Traurigkeit, von Freunden und Verwandten Abschied nehmen zu müssen.

"Seit ich 14 bin, hatte ich den Gedanken, nach dem Abitur ins Ausland zu gehen, eine andere Kultur zu erleben und das Leben von einer anderen Seite aus zu betrachten", sagt Lukas Witzmann. Doch erst als der Musterungsbescheid kam, suchte er gezielt nach Alternativen zum Wehrdienst.

"Als ich auf Sofia gestoßen bin, fand ich den Gedanken, einen Friedensdienst im Ausland zu leisten, eine perfekte Sache für mich." Noch während des letzten Schuljahres bewarb er sich beim Sofia-Büro im Bischöflichen Generalvikariat Trier. Das Auswahlverfahren war mit mehreren Treffen verbunden, bei denen die Motivation erfragt wurde. "Da wurde richtig nachgefragt", erinnert sich Witzmann.

Seitdem er Ende 2009 einen positiven Bescheid bekam, liefen die konkreten Vorbereitungen auf den Auslandsaufenthalt. Witzmanns Wahl fiel auf das Partnerland des Bistums Trier, Bolivien.

In der Region Sucre, auf 2800 Metern Höhe gelegen, wird er für eine Stiftung arbeiten, die mehrere Landschulinternate betreibt. "Ich werde in einem Internat für Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren arbeiten. Meine Aufgaben gehen von Kochen und landwirtschaftlicher Tätigkeit in dem Selbstversorger-Internat bis zu Hausaufgaben- und Lernbetreuung", sagt Witzmann. Da er in der Schule nur ein Jahr Spanisch gelernt hat, nahm er in Trier zusätzlichen Unterricht. Um die Kultur des Landes besser kennenzulernen, wird er die ersten vier Wochen in Sucre in einer Gastfamilie leben. Für seine Arbeit in der Schule hat Lukas Witzmann auch das Ziel, "den Kindern unser Bewusstsein für Umweltschutz näherzubringen".

Anders als er es aus Deutschland gewöhnt ist hat sich der Freiwillige bereits darauf eingestellt, dass es in seinem unmittelbaren Einsatzgebiet kein Internet gibt. "Da manche Landschulinternate bis zu zehn Busstunden von Sucre entfernt liegen, wird der Kontakt nach Hause wahrscheinlich nur alle paar Wochen stattfinden können", schätzt er. Doch auf die vielen zu erwartenden Entbehrungen wurden die Freiwilligen von Sofia gut vorbereitet. "Auch auf die Nachbereitungsphase legt das Programm großen Wert, denn der Kulturschock ist bei einer Rückkehr meistens größer als dann, wenn man von Deutschland aus in die Gastländer aufbricht", weiß Witzmann aus den Gesprächen mit Ehemaligen.

Aus ihren Berichten zieht er große Zuversicht: "Bei allen Freiwilligen kam eine sehr intensive Bindung zu Bolivien zustande; viele reisen immer wieder nach Lateinamerika, wo sie auch Freundschaften geschlossen haben." Nachdem alle Behördengänge erledigt sind, machte Lukas Witzmann in den Tagen vor dem Abflug letzte Besorgungen und verabschiedete sich von Freunden und der Familie. "Der Abschied ist noch nicht so ganz bei mir angekommen", sagt er. "Erst, wenn man im Flughafen an der Glastür steht, macht es dann wohl plötzlich klick. Aber in 13 Monaten sieht man sich ja wieder."

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