Fußball-Weltmeisterschaft Wenig Grund zum Feiern beim Public Viewing in Trier

Trier · Die Stimmung beim Public Viewing in der Arena Trier passt sich dem Spiel an. Erst wenige Minuten vor Schluss gibt es den ersten Jubel-Ansatz.

 Gutes Wetter, doch getrübte Stimmung: Fans beim ersten Gruppenspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Mexiko bei der öffentlichen Übertragung vor der Arena Trier. Gähnen und unzufriedene Gesichter überwiegten besonders nach dem Gegentor in der ersten Halbzeit (links). Einige Fans machten das Beste daraus (rechts oben) und feierten auch zur Musik von Gooseflash (rechts unten).

Gutes Wetter, doch getrübte Stimmung: Fans beim ersten Gruppenspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Mexiko bei der öffentlichen Übertragung vor der Arena Trier. Gähnen und unzufriedene Gesichter überwiegten besonders nach dem Gegentor in der ersten Halbzeit (links). Einige Fans machten das Beste daraus (rechts oben) und feierten auch zur Musik von Gooseflash (rechts unten).

Foto: Friedemann Vetter

Es war ein Tag, der Potenzial hatte: Pünktlich zum ersten Auftritt der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft bescherte der Fußballgott den Fans Trikot-Temperaturen. Gutes Wetter, noch besser gelaunte Fans und ein Turnierstart als Titelverteidiger. Es war angerichtet. Der Funke der Begeisterung schien jedoch nicht wirklich überspringen zu wollen. Dies lag auch – aber nicht ausschließlich am Ergebnis.

Rund 1000 Fans besuchten die Arena Trier, die aufgrund der fehlenden Fanmeile auf dem Viehmarkt Triers Public-Viewing-Anlaufpunkt Nummer eins beim ersten Spiel war. Sagen wir es so: hätte es geregnet, dann hätten noch mehr Fans den Weg in die Halle gefunden. So verteilte sich die Menge auf den Vorhof und das Halleninnere. Schon weit vor dem Anpfiff heizte die Band Gooseflesh den Zuschauern ein und brachte sie auf Betriebstemperatur. Es war durchaus zu spüren, dass Trier wieder heiß auf eine Weltmeisterschaft und ein neuerliches Sommermärchen ist.

Bei den Nationalhymnen dann die erste Auffälligkeit: Es fallen vier Fans in grünen Trikots auf, die die mexikanische Hymne Arm in Arm lauthals mitgrölen.

Eines scheint klar: Mexiko ist nicht weniger heiß auf die WM als Deutschland. Der zerfahrene Beginn des Spieles drückt auch die Stimmung im Vorhof der Arena. Es fehlt der letzte Kick, es scheint, als sei die WM noch nicht zu 100 Prozent in Trier angekommen. Was der Stimmung fehlt, ist ein Tor – idealerweise natürlich für die Mannschaft in den weißen Trikots. Leider tritt der gegensätzliche Fall ein: Mexiko geht in Führung und drückt die Stimmung in und vor der Arena damit weiter. Das Echo: Dieses Gegentor ist nicht unverdient und noch weniger überraschend.

Auf der Gegenseite überwiegt zur Halbzeit natürlich die Freude. Die anfangs angesprochene Gruppe mexikanischer Fans übt sich schon in der Pause in Extase und schwebt im siebten Fußballhimmel. Unerwartet, doch nicht vollkommen utopisch, wie Carlos Giner, gebürtiger Mexikaner und Student in Trier jubelt: „Ich habe das natürlich gehofft, denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber damit gerechnet habe ich nicht.“

Bei aller Euphorie findet der 22-Jährige auch mahnende Worte: „Es ist noch lange zu spiele. Ich kann jetzt mehr hoffen, aber ich weiß noch nicht, ob wir es schaffen.“

Die zweite Halbzeit beginnt. Das Spiel tut der Stimmung weiterhin keinen Gefallen. Vor und in der Arena herrscht Skepsis, man merkt die Angst vor der Niederlage. Immer wieder schallen Unmutsbekundungen gegenüber dem Spiel der deutschen Mannschaft durch die Menge. Erst in der 60. Minute überwiegt die Hoffnung. Ein Großteil der Fans hofft wieder auf den Sieg, als Marco Reus eingewechselt wird. Das gleiche Bild zeichnet sich bei Mario Gomez wenige Minuten später ab – doch jegliche Aufbruchstimmung beim Public Viewing verfliegt ebenso schnell wie die Halbchancen der deutschen Mannschaft. Immer mehr Fans sind sichtlich unzufrieden. Unglückliches Seufzen übertönt einzelne positive Stimmungen. Ein Bild, das sich beim Rudelgucken einfach falsch anfühlt.

Zwei Minuten noch zu spielen: Trier wacht auf! Julian Brandt erzielt um ein Haar den Ausgleich und die Fans setzen zum Jubel an – vergeblich. Da war sie: die Emotion, für die ein Fan das heimische Wohnzimmer gegen Schauplätze wie die Arena Trier eintauscht. Doch auch dieser Hoffnungsschimmer währt nicht lange, denn wenige Minuten später ist die Partie vorbei und die Aufbruchstimmung weicht wieder der Ernüchterung.

Eine Gruppe Deutschlandfans, die sichtlich unzufrieden scheinen, überzeugte die Stimmung ebensowenig wie das Spiel. Markus Rau, 26, aus Trier, geht hart mit der fehlenden Euphorie ins Gericht: „Die Stimmung war relativ bescheiden. Ich würde fast sagen, dass hier gar keine Stimmung war.“ Auf die Frage, ob die WM in Trier angekommen sei, antwortet er mit einem deutlichen „Nein“ und erklärt auch wieso: „Ich glaube nicht einmal, dass das am Spiel liegt. Ich zum Beispiel bin noch nicht in WM-Stimmung. Allgemein finde ich, dass das im Vergleich zu der Stimmung von vor vier Jahren noch relativ verhalten ist. Das hat man hier auch gemerkt.“

 Fans beim ersten Gruppenspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen México bei der öffentlichen Übertragung vor und in der Arena Trier.

Fans beim ersten Gruppenspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen México bei der öffentlichen Übertragung vor und in der Arena Trier.

Foto: Friedemann Vetter
 Fans beim ersten Gruppenspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen México bei der öffentlichen Übertragung vor und in der Arena Trier. Die Gruppe Gooseflesh

Fans beim ersten Gruppenspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen México bei der öffentlichen Übertragung vor und in der Arena Trier. Die Gruppe Gooseflesh

Foto: Friedemann Vetter

Carlos Giner wird an diesem Abend vermutlich deutlich besser gelaunt nach Hause gegangen sein.

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