Bewegung in Triers Party- und Kulturszene

Das Kulturgut am Domfreihof startet mit neuem Konzept ins neue Jahr. Unter anderem eröffnet nächste Woche das Café Kokolores. Die Zukunft der Diskothek Stockwerk am Stockplatz scheint dagegen zurzeit ungewiss.

 Artur Bonarski eröffnet am Freitag den Club „Grüne Rakete“ im Keller des Kulturguts am Domfreihof. TV-Foto: Friedemann Vetter

Artur Bonarski eröffnet am Freitag den Club „Grüne Rakete“ im Keller des Kulturguts am Domfreihof. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Einfach ist es offenbar nicht, in Triers Party- und Kulturszene zu bestehen: Weniger als ein Jahr nach ihrer Eröffnung schloss im Februar 2008 die Nobel-Diskothek Villa Conte am Stockplatz. Im Mai 2009 musste der pleitegegangene Verein Produktion seine Räume am Domfreihof aufgeben. Im vergangenen Herbst schlitterte das Chat Noir am Kornmarkt in die Insolvenz. Und dass die Immobilie am Stockplatz, in der derzeit noch die Diskothek Stockwerk beheimatet ist, seit Monaten zur Neuvermietung ausgeschrieben ist (siehe Extra I), dürfte wohl ebenfalls nicht vom großen Erfolg des im Oktober 2009 eröffneten Clubs zeugen.

Feten, Workshops und Theater



Zum Jahresende hat auch der Kellerclub "Flucht nach vorn" in der Judengasse seine Pforten geschlossen. Allerdings nicht wegen ausbleibenden Zulaufs. Vielmehr sorgten die gut besuchten Partys für zu viel Lärm, das Ordnungsamt musste einschreiten: Schalldämmung oder Schluss lautete die Anordnung. "Aber da in die Flucht nur 200 Leute reingepasst haben und ich neben reinen Partys auch Live-Bands oder Theateraufführungen anbieten wollte, hab ich mich auf die Suche nach anderen Räumlichkeiten gemacht", berichtet Ex-Flucht-nach-vorn-Betreiber Artur Bonarski.

Zusammengefunden hat sich der 33-Jährige schließlich mit dem Trierer Verein Kunst- und Kulturförderung, der Ende 2009 die Nachfolge des Produktion e.V. am Domfreihof angetreten hat und seitdem dort das Kulturgut betreibt. Ein neues Konzept soll das zuletzt ebenfalls teilweise eher spärlich besuchte Kulturgut nach vorne bringen: Die beliebten Partys der "Flucht nach vorn" mit Nischen-Musik von Alternative, Techno, Drum-and-Bass bis zu Reggae und Balkan-Beats ziehen in die zur "Grünen Rakete" umgetauften Kellerräume des Kulturguts um. Etabliert werden sollen die Tanz-, Zirkus- und Trommelkurse, die unter der Woche zum gemeinnützigen Kulturprogramm des Vereins gehören. "Die Workshops besuchen jeweils zwischen zehn und 20 Leute", berichtet Bonarski. Dazu kommen sollen ein Theater-Workshop und Aufführungen des Theatervereins Umriss. Am 14. Januar eröffnet im Erdgeschoss des Kulturguts zudem das Lese- und Internetcafé Kokolores mit einer Vernissage. "Wir wollen ein echtes Kulturzentrum mit Nischen-Partys, Theater, Workshops und mehreren Kooperationspartnern - auch den Trie rer Hochschulen - schaffen", erläutert Bonarski. Der studierte Betriebswirtschaftler ist auch Mitglied im Vorstand des Jugend- und Kulturvereins Ex-Haus und arbeitet seit zehn Jahren als Veranstalter in Trier. Für das neue Kulturgut hat er seine Selbstständigkeit aufgegeben. Denn die Kulturgut-Räume am Domfreihof gehören der Nikolaus-Koch-Stiftung, die diese an die Stadt vermietet hat. Das Rathaus darf wiederum nur an nicht-kommerzielle Pächter untervermieten (siehe Extra II). Bonarski hat sich deshalb vom Verein Kulturgut als Leitender Angestellter einstellen lassen. Extra I Seit November steht das 2007 für mehr als eine Million Euro renovierte Jugendstilhaus am Stockplatz, in dem seit Oktober 2009 der Club Stockwerk beheimatet ist, zur Neuvermietung. "Kein Kommentar", schweigen sich der aus Trier stammende Privatbesitzer und das Trierer Maklerbüro Raimund Müller über die Gründe für den offenbar gewünschten Pächterwechsel aus. Ronny Streiss, Sprecher der Il-Piano-Nuovo GmbH, die das Stockwerk betreibt, erklärt dagegen, dass eine Schließung des Clubs bislang nicht geplant sei. "Bei uns läuft der Betrieb normal weiter." Man sei sogar "bestrebt, sich konzeptionell zu erweitern." Extra II Vor rund eineinhalb Jahren sorgte die Neuvermietung der Veranstaltungsräume am Domfreihof 1b für Querelen: Nachdem der pleitegegangene Jugendkultur-Verein Produktion im Mai 2009 wegen Mietschulden ausziehen musste, gründete sich im Juni 2009 der Kunst- und Kulturförderung e.V. und bewarb sich um die Nachmiete. Vereinsvorsitzender ist Francesco Sanna, der auch die kommerzielle Diskothek Forum in der Hindenburgstraße und das Stockwerk am Stockplatz betreibt. Diese Verquickung rief Kritiker auf den Plan, die befürchteten, dass Sanna den Verein nur gegründet habe, um das Kulturgut betreiben zu dürfen und das von der Stadt zugesagte nicht-kommerzielle Angebot am Domfreihof nicht gesichert sei. Sanna selbst äußerte sich bis heute nicht auf Anfragen des TV zu der Neukonzeption des Kulturguts oder der Zukunft des Stockwerks. (woc) ProgrammDie Grüne Rakete im Kulturgut eröffnet am Freitag, 7. Januar, mit Live-Musik der Trierer Akustik-Jam-Band Foodcoma, den Trierer Punkrockern Love Academy und Live-Hip-Hop aus Köln und Trier mit ABC Showcase, Eisbär, Sahne, Mr. Nasop und D'jak. Später in der Nacht legen acht DJs auf. Am Samstag, 8. Januar, gibt's Techno- und House-Rhythmen, am Donnerstag, 13. Januar, lädt die Fachschaft Pädagogik der Universität zur Party ein, und am Freitag, 14. Januar, eröffnet das Café Kokolores mit einer Vernissage. Die Premiere der Kafka-Adaption "Der Hungerkünstler" des Theater Umriss ist am Freitag, 21. Januar. Das vollständige Programm gibt es im Internet unter www.gruene-rakete.de (woc)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort