Stockwerk am Stockplatz schließt

Trier · Die Diskothek Stockwerk am Trie-rer Stockplatz hat Insolvenz angemeldet. Es könnte das Ende der jahrzehntelangen Discotradition in dem Jugendstilhaus sein: Die Restaurantkette Enchilada hat Interesse an der Immobilie.

Trier. Der "place to be" wolle man für Trier sein, heißt es auf der Internetseite des Stockwerks. Die Disco also, wo man sein muss, will man zum Trierer Partyvolk gehören. Doch Anspruch und Wirklichkeit haben in den knapp 20 Monaten, in denen das Stockwerk seit Oktober 2009 geöffnet war, nicht zusammengefunden. Richtig viel los war nie. Und wird es auch nie mehr sein. Die Disco ist geschlossen.
Am Freitag hat Rechtsanwalt Kilian Görgen für die Il Piano Nuovo GmbH, die das Stockwerk betreibt, beim Trierer Amtsgericht Insolvenz angemeldet. Ob ein Insolvenzverfahren eröffnet wird oder - mangels Masse - nicht, entscheidet das Gericht nach Prüfung der finanziellen Lage der GmbH binnen vier Wochen.
Francesco Sanna, Geschäftsführer des Stockwerks, ist für den TV seit Tagen nicht zu sprechen. Auch seine leitenden Angestellten wollten sich nicht zu der Schließung äußern.
Dabei hatte der aus Trier stammende Besitzer die Stockwerk-Immobilie - wohl, weil Mietzahlungen ausgeblieben waren - bereits im November zur Neuvermietung ausgeschrieben (der TV berichtete).
Sanna ist nicht nur Geschäftsführer des Stockwerks. Mit der Forum Nuovo GmbH und dem annähernd gleichen leitenden Mitarbeiterstab betreibt er auch die Diskothek Forum in der Hindenburgstraße. Finanzielle Schwierigkeiten gibt es offenbar auch da: Trierer Abiturienten warteten monatelang auf ihren Gewinnanteil aus von den Schülern organisierten Partys (der TV berichtete). Und als das Forum wegen eines Kellerbrands im Oktober geräumt werden musste, baten die Betreiber wenige Tage später die evakuierten und verschreckten Gäste, doch bitte ihre Verzehrkarten vorbeizubringen, damit die Getränke aus der Feuernacht nachträglich abkassiert werden könnten.
In den vergangenen Wochen hat das Forum nach TV-Informationen außerdem Gläubiger angeschrieben mit der Bitte, auf größere Teile ihrer Rechnungen zu verzichten. Rechtsanwalt Görgen, der auch die Forum GmbH juristisch vertritt, wollte diese Versuche außergerichtlicher Einigungen allerdings weder bestätigen noch dementieren.
Neben Stockwerk und Forum betreibt Francesco Sanna seit Sommer 2009 auch noch das Kulturgut am Domfreihof.
Um die Immobilie von der Stadt anmieten zu können, hatte Sanna den Verein Kunst- und Kulturförderung gegründet. Denn die Stadt darf die Räumlichkeiten - die sie selbst von der Nikolaus-Koch-Stiftung angemietet hat - nur einem nicht-kommerziellen Betreiber verpachten. Im Januar 2011 sind die bis dato kommerziell veranstalteten Partys des ehemaligen Kellerclubs "Flucht nach vorn" aus der Judengasse in das Kulturgut umgezogen. Um den Regularien genüge zu tun, hat Sanna den Ex-Flucht-nach-vorn-Betreiber Artur Bonarski zum leitenden Vereinsangestellten gemacht.
Für die Sanna-Diskothek am Stockplatz hat sich derweil bereits ein Nachmieter angekündigt: "Ja, wir haben Interesse an dieser Immobilie", bestätigt Matthias Machauer, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Enchilada, eine Anfrage des TV. Mit mexikanischen und spanischen Restaurant-Konzepten ist Enchilada in mehreren deutschen Städten erfolgreich.
Ein Restaurant würde das Ende der jahrzehntelangen Disco- und Club-Tradition in der Immobilie am Stockplatz bedeuten. In den 1980ern tanzten die Trierer im legendären Natascha, in den 1990ern füllten die Studenten das Palais. Noch weniger erfolgreich als das Stockwerk war nur die Villa Conte: Die als Nobelclub gestartete Diskothek hielt sich nur von Februar 2007 bis Februar 2008. Dann war der Betreiber pleite.

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