Feier für Flüchtlinge - dank ehrlichem Finder und großzügiger Spenderin

Trier · Wenige Tage vorher kannten sich Abd-Alhamed Sbahiya und Marita Kohl noch nicht, dann feierten sie gemeinsam Weihnachten: Der ehrliche Finder und die großzügige Spenderin haben eine Sprachschul-Feier für Flüchtlinge ermöglicht, die allen Beteiligten unvergesslich bleiben dürfte.

 Fröhliches Feiern in unverhoffter Besetzung: die Flüchtlingsgruppe, Sprachschul-Mitarbeiter und ihre Trierer Gäste. Foto: privat

Fröhliches Feiern in unverhoffter Besetzung: die Flüchtlingsgruppe, Sprachschul-Mitarbeiter und ihre Trierer Gäste. Foto: privat

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. Mohamed Abdelkarim und Zeinab Rahimi stehen seit fast fünf Stunden in der Küche: Der Syrer und die Iranerin kochen gemeinsam mit anderen Flüchtlingen syrische, iranische und afghanische Gerichte für die Weihnachtsfeier des Deutschkurses, den alle seit Anfang Dezember besuchen.
Der Duft von Safran, Rosinen, Hummus, Zitronensaft und Minze durchströmt alle Kursräume der Trierer Akademie für Sprachvermittlung und Integrationsförderung (Tasi) und lässt für ein paar Stunden vergessen, was alle in den letzten Monaten in der Heimat und auf der Flucht erleben mussten. Es ist eine Weihnachtsfeier der besonderen Art.
Richtig ankommen in Trier - das wollen alle im Kurs, und dieser Wille wird deutlich, wenn man die Köche bei der Vorbereitung der Feier beobachtet.
Zwischen höchster Konzentration, den anderen das bestmögliche heimatliche Essen zuzubereiten, und arabischen Melodien, die abwechselnd mit iranischen Schlagern gepfiffen, gesummt oder lauthals gesungen werden: Diese Menschen wissen, dass sie wieder eine Perspektive haben.Neue Perspektiven, feste Ziele


Erst vor wenigen Tagen hatte Universitäts-Präsident Michael Jäckel die ganze Gruppe empfangen und den Frauen und Männern Mut gemacht, ihren Studienwunsch trotz aller Hindernisse nicht aus den Augen zu verlieren.
Daran arbeiten sie täglich und nehmen zudem weite Wege in Kauf, um von Klüsserath, Kanzem, Konz oder Waldrach zum Deutschkurs der Tasi in die Neustraße zu kommen, wo sie auf ihr Studium in Trier vorbereitet werden.
Während eines Rundgangs durch das römische Trier - landeskundlicher Bestandteil der Tasi-Kurse - kam im Palastgarten plötzlich Abd-Alhamed Sbahiya mit anderen Kursteilnehmern zu Akademieleiter Marc Borkam, einen unscheinbaren, vom Boden aufgehobenen Briefumschlag in den Händen.
Überraschender Inhalt: ein dreistelliger Euro-Betrag! Das Geld soll umgehend dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden, so die dringende Bitte der Flüchtlinge.
Da Absender und Zweck auf dem Umschlag vermerkt waren, war die Besitzerin bereits am nächsten Tag ermittelt: Die Triererin Marita Kohl zeigte sich über die ehrlichen Finder hoch erfreut und spendete den Großteil der Summe für die anstehende Weihnachtsfeier der Kursgruppe - und konnte sich selbst von den durch ihre Spende unterstützten Kochkünsten der Gruppe überzeugen. Safran-Berberitzen-Reis, Kichererbsen mit Minze und Hummus bi Tahina und andere Leckereien standen auf dem Speisenplan. Entsprechend euphorisch fielen die Reaktionen der Gäste aus. Zu ihnen zählte auch Andrea Tullius, an diesem Abend Begleiterin von Marita Kohl. Angetan von der festlichen und harmonischen Stimmung, lud sie spontan einen Flüchtling aus der Gruppe, den Syrer Waael, dazu ein, Heiligabend bei ihrer Familie zu verbringen. rm.

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