An Sünden lässt sich gut verdienen

HILLESHEIM. Es gehört zu den ältesten Ablasskreuzen im Kreis Daun. Genaue Angaben über den Stifter und die Beweggründe dafür sind allerdings nicht mehr bekannt.

"Und waren wir am Oberbettinger Weg oben, dann gab der Brudermeister am Ablasskreuz das Zeichen zum Wenden, und wir liefen zurück und beteten weiter den Rosenkranz", erinnert sich Joseph Meier (92). In seiner Kinderzeit gehörte es dazu, an den Bittprozessionen teilzunehmen, wozu man sich morgens um 6 Uhr in der überfüllten St. Martinskirche traf. Besonders an den drei Rogationstagen vor dem Fest Christi Himmelfahrt herrschte großer Andrang. Die Kirche in Walsdorf und die Kapelle in Bolsdorf waren Ziele, wohin die Hillesheimer pilgerten und dort an der Messe teilnahmen. Aber auch in die nähere Umgebung ging es zum Beten für eine gute Ernte und das Fernbleiben von Feuer, Blitz und Unwetter. Von weither sind die drei Kreuze auf der Höhe außerhalb der Stadt nach Oberbettingen zu sehen. Die Bezeichnung des Ablasskreuzes ist bereits 1590 auf einer Flurkarte eingetragen. Das aus einem Stück gehauene sakrale Denkmal gehört mit zu den ältesten Wegekreuzen im Kreis Daun. Der 3,30 Meter hohe Schaft ruht auf einem viereckigen Sockel, der oberhalb der Nische in ein sechseckiges Zwischenstück übergeht. Der Werkstoff des Nischenkreuzes ist Sandstein und stammt aus einem der seit dem Mittelalter genutzten Steinbrüche im Kylltal. Ablass ist für die Tilgung zeitlicher Strafen von Sünden gedacht mit Bußsakrament oder Verrichtung eines guten Werkes. Im Spätmittelalter trat an die Stelle eine nachgelassene Bußstrafe, die oftmals eine Almosenspende war und der Kirche als Geldquelle diente. Die Institution führte zu theologischen Missdeutungen. Daran entzündete sich die Kritik der Reformation. Ein weiteres Ablasskreuz steht zwischen Hillesheim und Berndorf am Mahlberg, einer ehemaligen Gerichtsstätte. "Im Kreuz ist Heil, Sieg und Erlösung. Aus Dankbarkeit gewidmet" ist auf dem linken Kreuz von 1870 neben dem Ablasskreuz eingemeißelt. Älteren Hillesheimern ist noch vage bewusst, dass es aus Errettung einer großen Gefahr war, so weiß es Magda Hennrich nach Erzählungen ihrer Mutter. Vor dem Zweiten Weltkrieg stiftete ein Metzgermeister dem Eifelverein neben dem Ablasskreuz zur Ehre Gottes eine junge Eiche. "Als Schulkind musste ich sie beim Einpflanzen festhalten, derweil mein Großvater das Wurzelwerk mit Erde umhüllte und einen Pflock einschlug und stolz verkündete, sie soll meinen Namen tragen und Johann-Christen-Eiche heißen", erzählt seine Enkelin Hanna Zinzius. Noch heute weiß sie nicht, warum das Bäumchen einging. War es der zu sonnige Standort ohne Beschattung oder die windige Höhe? "Mit Gottes Hilfe der Hölle entronnen" steht auf dem rechten Kreuz. Peter Etten geriet im 2. Weltkrieg in russische Gefangenschaft und schwor, wenn ich gesund heimkehre, werde ich ein Kreuz stiften. Im September 1949 war es soweit. "Seine Filzstiefel, mit denen er ankam, hängen heute noch auf dem Speicher als Erinnerung" berichtet eindrucksvoll seine Tochter Hedwig Hoffmann. Vor Jahren säuberten Hillesheimer Senioren Wegekreuze in der Gemarkung, so auch die drei Kreuze am ehemaligen Oberbettinger Weg.

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