Aus für Stadt-Ferienpark

Aus für den Ferienpark auf dem Gelände der ehemaligen Standortverwaltung (Stov) in Gerolstein: Die potenziellen Investoren aus den Niederlanden sind abgesprungen. Begründung: Wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise würden die Banken den Geldhahn zudrehen, zudem zweifeln die Investoren vor diesem Hintergrund selbst an dem Konzept.

 Das Filetstück in zentraler Ortslage bleibt leer: Rund um das ehemalige Krankenhaus entsteht nun doch keine Ferienanlage, da die Investoren abgesagt haben.TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

Das Filetstück in zentraler Ortslage bleibt leer: Rund um das ehemalige Krankenhaus entsteht nun doch keine Ferienanlage, da die Investoren abgesagt haben.TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

Gerolstein. Noch im Herbst vergangenen Jahres hatte Bert Wagemakers, Firmen- und Projektberater aus Gerolsteins Partnerstadt Gilze-Rijen sowie dort langjährig hauptamtlicher Beigeordneter, stolz verkündet, "für Gerolstein etwas auf die Beine zu stellen". Er habe ein niederländisches Investorenpaar an der Hand, das das Stov-Gelände kaufen und dort einen kleinen, aber feinen Ferienpark im Herzen der Brunnenstadt realisieren wolle - mit Bed&Breakfast-Haus mit 15 exklusiven Zimmern sowie neun zweistöckigen Wohnungen auf dem Areal.

Vereinbarter Kaufpreis "unter einer halben Million"

Mit der Bundesimmobilienbehörde in Trier, die unter anderem auch das dem Bund gehörende Gelände in Gerolstein vermarktet, hatten er als Projektberater sowie das junge Investorenehepaar frühzeitig Kontakt aufgenommen. Der letztlich vereinbarte Kaufpreis für das Areal hat laut Wagemakers "unter einer halben Million Euro" gelegen, anfänglich waren es nach TV-Informationen noch 700 000 Euro. Ein Kaufvertrag wurde bis heute aber nicht unterzeichnet. Jetzt das Aus.

Wagemakers begründet den Schritt zweifach: "Wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise sind verständlicherweise zurzeit alle nervös: Die Banken sind bei der Kreditvergabe wesentlich vorsichtiger geworden, daher ist die Finanzierung unsicher. Und die Investoren zweifeln vor dem Hintergrund, dass es wirtschaftlich bergab geht, daran, dass es genügend Nachfrage für den Ferienpark geben würde."

Projektberater vom Erfolg überzeugt

Der Projektberater, der sich nach eigenem Bekunden etwa ein Jahr mit den Planungen beschäftigt hat, findet die Entscheidung selbst "absolut schade", zudem ist er persönlich weiterhin vom Erfolg überzeugt.

Er sagt: "Man hat sich in den letzten Monaten nur in den Ferienparks umsehen müssen: Die waren alle voll! Und warum? Weil die Leute nicht mehr den großen Urlaub machen und in die Dominikanische Republik oder nach Indonesien fliegen, sondern sich ins Auto setzen und in einen Ferienpark fahren." Dennoch sei die Entscheidung gefallen.

Matthias Pauly (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein, der gemeinsam mit Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) die Gespräche mit Wagemakers geführt hatte, ist enttäuscht: "Es ist sehr schade, dass die Investoren abgesprungen sind. Das Projekt hätte einen enormen Kaufkraftzuwachs für die Stadt und das Gerolsteiner Land gebracht. Zudem bleibt das stadtbildprägende Areal, das absolut erhaltenswert ist, nun vorerst weiter ungenutzt."

Zudem sind Pauly und Schwartz ohnehin bestrebt, "das bestehende Hotellerie-Angebot zu ergänzen" und so "die Unterbringungsmöglichkeiten in der Stadt anzuheben". Das wäre mit diesem Vorhaben gelungen. Seit Juli 2006 liegt das 17 000 Quadratmeter große Stov-Gelände in Gerolsteins Stadtmitte brach. Das große Gelände, auf dem gut 100 Jahre das Krankenhaus und später (von 1964 bis 2006) die Standortverwaltung untergebracht war, hat für die Gerolsteiner einen hohen Stellenwert.

Was nun damit passiert, ist völlig unklar.

Meinung

Von Mario Hübner

Ungewisse Zukunft

Das Aus für das Ferienpark-Projekt auf dem Gelände der ehemaligen Standortverwaltung mitten im Herzen Gerolsteins ist eine schlechte Nachricht für die Brunnenstadt. Seit zweieinhalb Jahren liegt die Fläche samt Gebäude brach, und nach dem Absprung der Investoren ist nicht abzusehen, wann und wie das zentrale und stadtbildprägende Areal jemals wieder im Sinne der Stadt genutzt werden kann. Vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise dürfte auch nicht so schnell ein neuer Investor aufzutreiben sein, und die Möglichkeiten der Stadt, dort etwas auf die Beine zu stellen, sind mit Blick in die eigene Kasse auch sehr begrenzt. Wenn aber nichts getan wird, wird der Zahn der Zeit stark an dem altehrwürdigen Gebäude nagen. m.huebner@volksfreund.de

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