"Die Preise werden kaputt gemacht"

KOPP. Obwohl in Kopp nur 237 Menschen leben, gibt es mehr als 80 freie Baugrundstücke. Die Gemeinde profitiert jedoch nicht finanziell davon, weil alle in privater Hand sind. Deshalb muss die Gemeinde an ihre Budget-Grenzen gehen, um die Bebauungsplan-Kosten für den Laienweg aufzubringen.

Endlich ist es soweit: Im Laienweg in Kopp, in dem schon vor 40 Jahren die ersten Häuser gebaut wurden, wird jetzt ein Bebauungsplan aufgestellt. Damit kann die Straße ausgebaut werden. "Der Rat kam in eine Zwickmühle. Weil kein Bebauungsplan für den Laienweg vorlag, bekam ein Bauherr Probleme", erklärt Ortsbürgermeister Klaus Breuer. Ohne Bebauungsplan sei bisher nichts geregelt gewesen, und der Bauherr musste für die Genehmigung eines Vollstammhauses kämpfen. Dabei sind bereits Anfang der 60er Jahre im Laienweg die ersten Häuser gebaut worden. Von den neun Grundstücken sind vier bebaut. Bereits vor sieben Jahren wurde ein Bauantrag wegen Auflagen der Landespflegebehörde abgelehnt. Das Grundstück am linken Ende der Sackgasse wurde aus dem nun aufgestellten Bebauungsplan heraus genommen. Harald Brück, stellvertretender Leiter der Gerolsteiner Bauabteilung, beschreibt die aktuelle Sachlage so: "Es ist nicht ungewöhnlich, dass ohne Bebauungsplan gebaut wird." Der Bebauungsplan regle die "ordentliche Entwicklung". Neubauten seien der "Umgebungsbebauung" in Größe und Höhe anzupassen. Die Anlieger des Laienwegs bleiben gelassen beim Blick auf die Kosten, die wegen des Straßenausbaus auf sie zukommen werden. Die Straße gleicht mit dem Schotterbelag eher einem Feldweg mit Kanal-, Strom- und Telefonleitungen im Untergrund. Waltraud Schütze lebt seit 1987 in dem Haus Nummer fünf, das 1968 gebaut wurde. Die 69-Jährige meint: "Wegen mir brauchen sie das nicht machen, aber wenn es gemacht werden soll, ist es auch gut." Johannes und Margret Schmitz haben vor elf Jahren im Laienweg ein Haus gebaut. Ihre Meinung: "Einerseits ist es nicht schlecht, wenn die Straße ausgebaut wird. Andererseits könnte man jetzt auch warten, bis alle Grundstücke bebaut sind, damit die neue Straße nicht unter den Bauarbeiten leidet." Die Kosten für den Bebauungsplan "Laienweg" sind von der Ortsgemeinde zu bezahlen. Die 6000 Euro haben ein großes Loch in die Gemeindekasse gerissen. Ortsbürgermeister Breuer: "Um einen ausgeglichenen Haushalt zu haben, mussten wir exakt für diese 6000 Euro auf die Rücklagen zugreifen." Die Gemeinde hat ohnehin Schwierigkeiten, an neues Geld zu kommen.Demografische Entwicklung verheißt nichts Gutes

Denn über Grundstücksverkäufe funktioniert es nicht, weil sie keine besitzt. Breuer beschreibt die prekäre Situation: "Im Dorf gibt es bis zu 80 unbebaute Grundstücke, die alle in privater Hand sind." Viele Auswärtige, vor allem aus dem Rheinland und Ruhrgebiet, spekulieren mit dem Grundbesitz. Das Überangebot drückt die Preise, sorgt aber nicht automatisch für Zuzüge. Derzeit liegt für Kopp keine konkrete Bauvoranfrage vor. "Damit machen die auch die Preise in den umliegenden Dörfern kaputt", schimpft der Bürgermeister einer Nachbargemeinde. Die demografische Entwicklung verheißt für Kopp nichts Gutes. In den vergangenen zehn Jahren ist die Einwohnerzahl um 13 Prozent von 273 auf 237 gesunken. Der Anteil der Bürger über 60 Jahre stieg im gleichen Zeitraum von 30 auf 40 Prozent, während der Anteil der Kinder und Jugendlichen von 21 auf 16 Prozent fiel. Ortsbürgermeister Breuer bleibt trotzdem optimistisch: "Kopp stirbt nicht aus. Die Einwohnerstatistik spiegelt den landesüblichen Trend wider." Außerdem würden viele den Ort als Wochenend-Domizil schätzen. Das Wochenendhaus-Gebiet "Trostwiese" sei auf Grund der permanenten Nutzung schon in ein allgemeines Baugebiet umgewandelt worden.

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