Sie, der das Haus bis vor etwa einem Jahr gehört hat, sagt: "Das Haus stand immer unter Denkmalschutz. Da kann es doch nicht sein, dass es einfach abgerissen wird. Und das in einer Stadt, die europaweit für den beispielhaften Erhalt alter Bausubstanz ausgezeichnet wurde."
Weshalb sie sich so sicher ist? "Wir haben über Jahre versucht, das Haus umzubauen und auf Vordermann zu bringen. Aber bei allen Vorhaben haben wir die Antwort erhalten, dass das nur unter strikten Denkmalschutzauflagen möglich ist. Das war uns letztlich viel zu teuer." Daher hätten sie und ihr Bruder das Haus verkauft.
Nachgefragt nach dem Status des Hauses teilt die zuständige Kreisverwaltung in Daun mit: "Ja, das Haus stand unter Denkmalschutz. In Abstimmung mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz wurde dem jetzigen Eigentümer der Antrag auf Abriss des Gebäudes aber genehmigt. Seitens der Generaldirektion wurde bei Überprüfung dem Objekt nur ein bescheidener Denkmalwert zugesprochen." Also nachgefragt bei der Landesdenkmalpflege. Und die sagt, dass das Haus im Rahmen der laufenden Überprüfung der amtlichen Denkmalliste "aus gegebenem Anlass" neu bewertet wurde. Welcher Anlass das genau war? Keine Auskunft.
In die gleiche Kerbe schlägt Jürgen Mathar von der Bauabteilung des Rathauses in Hillesheim. Die ist zwar in Sachen Denkmalschutz nicht zuständig, aber wegen ihrer Ortskenntnis zu einem Besichtigungstermin hinzugezogen worden. Mathar sagt: "Es tut uns allen leid, dass dieses ortsbildprägende Haus verschwindet, aber es steht formal nicht mehr unter Denkmalschutz." Es habe "mehr als ein Jahr Termine wegen des Hauses gegeben". Dabei sei es auch um eine Folgenutzung und einen eventuellen Einbau eines Aufzugs gegangen. Letztlich hat dann die Kreisverwaltung die Abrissgenehmigung erteilt.
"Wir machen nichts, was nicht gesetzeskonform ist. Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz, und wir haben eine Genehmigung für den Abriss", sagt Eigentümer Friedhelm Knie, Hillesheims langjähriger Chef der benachbarten Löwen-Apotheke, der im Frühjahr die Geschäfte an Sohn Markus übergeben hat.
Knie zählt auf: "Risse im Mauerwerk, Schimmel im Keller, das Haus ist baufällig und verursacht nur Kosten." Daher sei die Entscheidung nach Überprüfung durch einen Architekten zum Abriss gediehen. Knie: "Es ist zwar schade, aber eine Sanierung wäre wirtschaftlich nicht machbar gewesen. Man kann die Augen nicht vor der Realität verschließen."
Auf die geplante Folgenutzung des 2000 Quadratmeter großen Grundstücks angesprochen, gibt sich Knie wortkarg. Er sagt nur: "Das werden jetzt erstmal Parkplätze für die Apotheke, sonst ist da noch nichts geplant."Meinung

Zweifel bleiben
Komisch: Da bemüht sich einer über Jahre, dass ihm die Fesseln des Denkmalschutzes ein wenig gelockert werden, damit Umbauten nicht grad so teuer werden. Aber nichts da. Die Behörde bleibt - sicherlich aus guten Gründen - hart. Und dann kommt ein anderer, und es geht ratzfatz: Das Haus wird nochmals überprüft und plötzlich fällt den Gutachtern auf, dass es gar nicht so erhaltenswert ist. Und schon ist es weg. Was bleibt, sind Zweifel - und für den neuen Eigentümer ein Filetgrundstück mitten in der Stadt. m.huebner@volksfreund.deExtra

Das um die Jahrhundertwende erbaute Haus Giels gehörte in den 30er Jahren einem Bauunternehmer, dessen Tochter einen gut gehenden Hutladen im Erdgeschoss führte. Nach Verkauf des Hauses wohnten noch andere Familien in dem Gebäude. Der letzte Eigentümer war Peter Giels, der hinter dem Haus als Nebenerwerb eine Landwirtschaft betrieb. fs