Heiligabend, ein Tag des Schreckens

Daun · Die Eifelvereinsortsgruppe Daun hat in der Kampbüchelstraße einen Gedenkstein enthüllt. Er erinnert an die Opfer eines Bombenangriffs an Heiligabend 1944. Damals waren im Keller eines Hauses 26 Menschen ums Leben gekommen. Der einzige Überlebende, Alfons Hein, war bei der Gedenkfeier am Montag dabei.

Daun. Seit fast 70 Jahren darf sich Deutschland über Frieden freuen, die Erinnerungen an die Zeit, als Krieg das Leben der Menschen dominierte, verblassen zusehends. Der Eifelverein Daun setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Schrecken des Zweiten Weltkriegs nicht in Vergessenheit geraten.
Dabei beschränkt er sich nicht nur auf Opfer auf deutscher Seite. Seit 2010 steht im Dauner Stadtteil Rengen ein Gedenkstein, der an den Absturz eines britischen Kampfflugzeugs 1943 erinnert, bei dem die siebenköpfige Besatzung starb. Zwei Tage vor Heiligabend 2015 versammeln sich mehrere Dutzend Menschen vor dem Haus Nummer 3 in der Dauner Kampbüchelstraße. Auf Einladung der Eifelvereinsortsgruppe, wieder geht es um einen Gedenkstein.
Besondere Geschichte


Denn mit dem Gebäude (in der Nähe des Regina-Protmann-Seniorenhauses) ist eine besondere Geschichte verknüpft: Am 24. Dezember 1944 verloren dort 26 Menschen ihr Leben. Soldaten, Männer, Frauen und Kinder aus der Nachbarschaft, Evakuierte und Ausgebombte hatten im Keller des Hauses Schutz gesucht, da Daun Ziel eines Bombenangriffs war. Aber die vermeintlich sichere Zuflucht wurde zu einem Ort des Todes.
Eine Bombe traf das Haus, fast alle waren tot, fünf Männer, zehn Frauen und elf Kinder. Nur einer überlebte: der damals zwölf Jahre alte Alfons Hein. Er hatte im Keller den fünf Jahre alten Manfred auf seinem Schoß. Als die Bombe explodierte, drang ein dicker Holzsplitter in die Brust des kleinen Jungen. Er war sofort tot. "Hätte Manfred nicht auf meinem Schoß gesessen, wäre ich auch ums Leben gekommen. So blieb ich unverletzt", sagt Hein. Fast genau 70 Jahre später steht er vor dem Haus in der Kampbüchelstraße und bekennt: "Es ist ein sehr bewegender Tag für mich." Er lobt die Initiative des Eifelvereins, an die Opfer zu erinnern.
Er ist nicht der Einzige, der eine besondere Beziehung hat zu dem Ereignis an Heiligabend 1944. Auch der 90 Jahre alte Gerhard Krag ist an diesem Morgen zur Gedenkfeier gekommen. Er war als Soldat Anfang Februar 1945 auf dem Marsch Richtung Westgrenze. Als er durch seine Heimatstadt Daun kam, bekam er die Erlaubnis, seine Eltern zu besuchen.
In der Kampbüchelstraße angekommen, wurde er mit einer schrecklichen Nachricht konfrontiert: Seine Eltern und seine beiden Geschwister hatten Schutz im Haus Nummer 3 gesucht und waren durch den Einschlag der Bombe getötet worden. "An diese schlimme Zeit und an den Verlust meiner lieben Familie muss ich noch ganz häufig denken", sagt Krag.
Weitere Tote zu beklagen


Aber nicht nur in der Kampbüchelstraße waren Opfer zu beklagen. Der Experte in Sachen Stadtgeschichte, Alois Mayer, berichtet, dass am 24. Dezember 1944 von 24 Flugzeugen in zwei Angriffen 80 Bomben auf Arensberg, Gartenstraße und den Kampbüchel geworfen wurden. In der Gartenstraße ließen dabei zwei Frauen, fünf Kinder und drei Männer ihr Leben.
Siegfried Horn, Vorsitzender des Eifelvereins Daun, und Stadtbürgermeister Martin Robrecht enthüllen den vom Dauner Steinmetzmeister Peter Pantenburg gefertigten Gedenkstein. Für Robrecht ist er ein "Stein des Anstoßes", der erinnern und mahnen, aber auch dazu bewegen soll, Frieden zu halten. Denn dass die Deutschen nun seit fast 70 Jahren in Frieden leben dürfen, "dafür sollten wir dankbar sein", sagt Horn.

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