Holländische Frikandellen als Kanonenkugeln

Kerpen · Touristischer Anziehungspunkt: Seit 2010 ist die Burg Kerpen im Besitz mehrerer niederländischer Familien, die hier Appartements an Gruppen oder an Einzelreisende vermieten. Jetzt kommt ein Bistro hinzu.

 Mittelaltermarkt auf dem Burghof: Jeden Samstag und Sonntag ist Burgfest in Kerpen. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Mittelaltermarkt auf dem Burghof: Jeden Samstag und Sonntag ist Burgfest in Kerpen. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Kerpen. Im Burghof hoch über dem Eifelörtchen lassen sich Händler in mittelalterlichen Kostümen ihr Mittagessen vom Lagerfeuer schmecken, weiter oben vor dem Burggebäude, in dem das neue Bistro untergebracht ist, nehmen Burgfräulein die Bestellungen der Gäste entgegen. Der Aufstieg zur Kerpener Burg lohnt sich: Der Kaffee ist günstig und der tolle Ausblick sogar umsonst.
Leni und Arie van Vliet sind die Burgherren: Sie betreiben das Bistro und vermieten die Appartements. Bis zu 24 Personen können auf der Kerpener Burg übernachten und sich ein ganzes Wochenende lang auf die Zeitreise zurück ins Mittelalter begeben.
An jedem Samstag und Sonntag ist Burgfest: Wir wollen das Angebot so günstig halten, denn so kommen viele Menschen zur Burg, und unser Programm spricht sich herum", sagt Arie van Vliet.
Im Burghof können die kleinen Gäste Bogenschießen oder ihren Papa am Pranger mit nassen Schwämmen bewerfen, was naturgemäß für ausgelassene Stimmung sorgt. Auch drei spannende Schnitzeljagden in und um die Burg herum können die Besucher erleben. Und sogar das Abseilen vom Burgturm unter fachkundiger Anleitung eines Ex-Marinesoldaten ist möglich. "Und wer das alles nicht will, setzt sich auf die Terrasse, schaut beim Kinderschminken zu und isst etwas Leckeres", sagt Arie van Vliet. Auf der Speisekarte stehen unter anderem "Fritten speciaal" und die beliebten holländischen Frikandellen. "Die heißen bei uns auf der Burg nun "Kanonenkugeln", lacht Leni van Vliet.
Das Ehepaar aus der Nähe von Rotterdam wohnt seit vier Jahren in Adenau. Dort sind sie Betreiber der Ringvilla, einer Pension mit 40 Betten. "Wir kümmern uns nun auch um das Burgbistro, da unsere Partner alle in den Niederlanden wohnen", sagt van Vliet. Pläne für die Zukunft gibt es zuhauf: "Hier kann man so viele Dinge machen", schwärmt Arie van Vliet. "Zurzeit denken wir darüber nach, mittelalterliche Gerichte anzubieten. Im Burghof ist Platz für einen Tisch für 200 Personen." Unbedingt wollen die van Vliets am Kerpener Weihnachtsmarkt teilnehmen: "Einige schöne Stände oben auf der Burg - das gäbe eine fantastische Atmosphäre."Extra

Die Bauzeit und die genauen Anfänge der Burg Kerpen liegen im Dunkeln. 1265 trug Theoderich II. von Kerpen die Burg dem Kölner Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg zu Lehen auf. Nachdem die Besitzer mehrfach wechselten, beendete das Reichskammergericht zu Speyer den Streit um die Besitzansprüche und sprach die Herrschaft Kerpen samt Burg der Herzogin von Arenberg zu. 1682 wurde die Burg von französischen Truppen zerstört. 1893 nahm sich Johann Heinrich Dün der heruntergekommenen Anlage an. Anfang des 20. Jahrhunderts kaufte der Eifelmaler Fritz von Wille die Burg und ließ dringende Sicherungs- und Ausbesserungsarbeiten vornehmen. Als der Künstler 1941 verstarb, wurde er auf dem Burggelände beigesetzt. Von 1969 bis 2007 war die Burg Kerpen Eigentum des Kreises Neuss, der sie als Landschulheim nutzte. Dann erwarb eine niederländische Familie die Anlage und unterzog sie im Jahr 2010 einer umfangreichen Renovierung. red

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