Kollektives Aufatmen

Entspannung im Gerolsteiner Land: Der Abschluss beim Gerolsteiner Brunnen, wonach es "nur" zu 25 betriebsbedingten Kündigungen kommt, sorgt weitgehend für Erleichterung bei den Mitarbeitern und politischen Verantwortungsträgern.

 Qualitätskontrolle bei Gerolsteiner: Wesentlich weniger Mitarbeiter als befürchtet verlieren ihren Job. Foto: Gerolsteiner Brunnen

Qualitätskontrolle bei Gerolsteiner: Wesentlich weniger Mitarbeiter als befürchtet verlieren ihren Job. Foto: Gerolsteiner Brunnen

Gerolstein. Die Nachricht von der Einigung zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung beim Gerolsteiner Brunnen, 135 Planstellen zu streichen, aber "nur" 25 betriebsbedingte Entlassungen vorzunehmen, ist Gesprächsthema im Gerolsteiner Land. Zwar wird jede Entlassung bedauert, doch angesichts der begründeten Befürchtung, dass 300 Stellen hätten wegfallen können, macht sich zumeist Erleichterung breit.

Das Schlimmste ist nicht eingetreten



Positiv gesehen wird, dass es bereits nach vier Monaten zu einer Einigung gekommen ist und dass diese relativ glimpflich ausfiel. So sagte Bürgermeister Matthias Pauly (CDU): "Hinter 25 Entlassungen stecken 25 Einzelschicksale beziehungsweise ganze Familien, aber ich bin trotzdem froh darüber, dass Geschäftsführung und Belegschaft einen Modus gefunden haben, mit Hilfe dessen eben nicht die schlimmsten Befürchtungen eingetreten sind."

Pauly sieht den gemeinsam eingeschlagenen Weg als "zukunftsfähig" an, und er ist optimistisch gestimmt, dass das Unternehmen nun seine gesteckten Ziele erreichen könne. Pauly: "Wenn es dem Brunnen als unserem wichtigsten Arbeitgeber gut geht, ist das gut für die Stadt, die Verbandsgemeinde, ja den gesamten Kreis." Gerolsteins Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) sagte: "Die erzielte Einigung ist gut, da wesentlich mehr Entlassungen befürchtet worden waren und die Auseinandersetzung einigermaßen harmonisch verlaufen ist." Zudem sehe er die "Krise auch als Chance", dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber nun weiterhin gemeinsam an einem Strang ziehen. Schwartz: "Ich bin zuversichtlich, dass der Brunnen nun wieder zu alter Stärke finden wird."

Hans-Peter Böffgen, Geschäftsführer der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land, sagte: "Ich bin froh, dass es nicht so schlimm gekommen ist wie befürchtet und dass relativ rasch eine Einigung erzielt wurde." Böffgen erhofft sich, dass der Brunnen "nun bald wieder zu alter Stärke findet" und er sich mittelfristig auch wieder stärker bei regionalen Veranstaltungen engagiert.

In der Belegschaft reicht das Stimmungsbarometer von Skepsis bis Euphorie. Viele Mitarbeiter reagierten mit Achselzucken und wollten nichts sagen. Ein Kollege aus der Produktion, der seit 18 Jahren bei Gerolsteiner beschäftigt ist, sagte: "Es kursieren zu viele Gerüchte. Wir warten auf konkrete Informationen. Vieles wurde schon gesagt, was am nächsten Tag nicht mehr stimmte."

Ein 54-jähriger Produktionsmitarbeiter äußerte sich optimistisch: "Im Vergleich zu den vielen Unternehmen in der Region, die schon lange Kurzarbeit machen, stehen wir bei Gerolsteiner gut da."

Herbert Kassel, seit 17 Jahren im Bereich der Etikettierung und Abfüllung beschäftigt, zeigte seine Freude über die Vereinbarung offen. Der 59-Jährige sagte: "Es ist das beste, was uns passieren konnte. Ich bin einer, der von der Vorruhestandsregelung profitieren wird." Nach seiner Meinung haben die neuen Vereinbarungen die gesamte Belegschaft positiv überrascht. Die Stimmung bessere sich nach zähen Zweifeln zu Beginn.

"Das Beste, was uns passieren konnte"



Auch ein langjähriger Mitarbeiter vom technischen Leitstand meinte: "Wir sind froh darüber. Vorher wäre unser Bereich eventuell betroffen gewesen. Jetzt ist er gesichert." Der Familienvater sagte erleichtert: "Ich bin Alleinverdiener, damit ist die Existenz meiner Familie gesichert." Theo Berg, seit 33 Jahren Mitarbeiter in der Produktion, ergänzte: "Klasse, dass nicht so viele Plätze wegfallen. Die Angst war schon da, vor allem, da wir vor sieben Jahren das Gleiche ja schon mal mitgemacht haben." Für ihn persönlich wäre eine Kündigung ein herber Schlag gewesen. Er meinte: "Wo will ich denn als 55-Jähriger in der Gegend einen vergleichbar guten Job finden?"

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