Mit kleinen Tieren zum großen Geld

ESCH. Sechs Jahre brauchte Lars Dörtelmann, um zwei Patente zu entwickeln. Der Tüftler hat einen speziellen Filter sowie eine neuartige Wasserpumpe erfunden, die das Plankton im Meerwasser erhalten. Das schaffte bisher keine andere Anlage.

 Lars Dörtelmann aus Esch schützt mit seiner Erfindung das Plankton im Meerwasser.Foto: Gabi Vogelsberg

Lars Dörtelmann aus Esch schützt mit seiner Erfindung das Plankton im Meerwasser.Foto: Gabi Vogelsberg

Nicht nur für private Meerwasseraquarien oder für große Becken in Zoos ist Dörtelmanns Erfindung von Bedeutung. Auch die Industrie will das Know-How des gebürtigen Wuppertalers nutzen. "Renommierte Firmen und Museen stehen schon auf der Matte", freut sich der 34-jährige Wahleifeler. Die "Deutsche Fischtechnik" aus Moringen, das Meeresmuseum aus Stralsund sowie etliche Fachgeschäfte haben Anfragen nach Esch geschickt. Lebensmittelhersteller ist hellhörig geworden

Zentral ist aber derzeit die sich anbahnende Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Agricola-Technik. Das Unternehmen aus Langenförden bei Hamburg züchtet Algen für die Lebensmittelherstellung - in gigantischen Meerwasserbecken, die Pumpen mit einer Filterleistung von 1000 Liter pro Minute brauchen. Auch das schafft Dörtelmanns Erfindung. Sein Patent mit der Nummer 19825150 sorgt dafür, dass der Filter, der den natürlichen Kreislauf im Meer nachahmt, nicht das Plankton im Wasser zerstört. Herkömmliche Filter tun das. Für Korallen, die das Plankton zum Überleben brauchen, ist das der Todesstoß. Seit 1996 beschäftigt sich der Unternehmer, der Terrarien und Aquarien baut und vertreibt, mit der Lösung des Problems. Als Umweltschützer ärgerte er sich darüber, dass ganze Riffe zerstört werden, nur damit Korallen in die Zoo- oder Privataquarien kommen. Da überleben sie aber nicht lange, weil Nahrung fehlt. Nachdem er die Lösung durch den so genannten "Eiweißabschäumer" gefunden hatte, entwickelte er die Anlage für die Fischzucht weiter. "In der Shrimpszucht werden unvorstellbare Mengen Fischmehl verfüttert, was nicht nötig wäre, wenn das Plankton erhalten bliebe", sagt Dörtelmann. Nach seiner Rechnung kommen zwanzig Kilo tote Fische, zu Mehl verarbeitet, auf ein Kilo Shrimps. Für den Spezialfilter setzt der 34-Jährige eine Sonderform der Kolbenwasserpumpe ein, die unter der Nummer 19825162 beim Patentamt in München registriert ist. Die Pumpe kann auf drei Arten betrieben werden: hydraulisch mit Wasserkraft, pneumatisch mit Luftdruck oder elektrisch. Für ein handelsübliches Meerwasseraquarium mit 500 bis 1000 Litern Inhalt würde Dörtelmanns Anlage etwa 2500 Euro kosten. "Das sind nur 500 Euro Mehrkosten gegenüber einer herkömmlichen Anlage", sagt der Erfinder. "Weil wir uns keinen Patentanwalt leisten konnten, hat es bis April 2002 gedauert, bis wir alles unter Dach und Fach hatten", berichtet Dörtelmanns Partnerin Heike Brokelt, die "beim Schriftkram" hilft. Aber Bewegung kam erst Ende 2002 in die Sache. Brokelt sagt: "Die Dauner Wirtschaftsförderungsgesellschaft hat uns sehr gut beraten." Daraufhin hätten sie sich einen Partner gesucht. Tatsächlich fanden sie jemanden, der das Projekt vorfinanziert. In etwa drei Wochen wird das Modell serienreif sein. Das europaweit gültige Muster ist angemeldet, die Prospekte sind fast fertig, die Marketingstrategie gedeiht. Rückblickend gibt er zu: "An der Sache habe ich nie gezweifelt, an der Umsetzung zeitweise schon."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort