Naturschützer: "Nur eine Beruhigungstablette"

Daun/Gerolstein/Trier · Abwarten: So lautet die Devise der Naturschutzverbände nach den jüngsten Äußerungen von Roland Wernig von der Planungsgemeinschaft in der Region Trier zum künftigen Gesteinsabbau in der Vulkaneifel. Er geht davon aus, dass es nicht, wie zunächst vorgeschlagen, zu einer Erweiterung der Abbauflächen kommt.

Daun/Gerolstein/Trier. Bei der Frage nach dem künftigen Gesteinsabbau im Landkreis Vulkaneifel, der nach Vorstellung des Landesamts für Geologie und Bergbau (LGB) von derzeit 400 auf mehr als 2000 Hektar erweitert werden soll, sind erstmals weitere Zahlen auf den Tisch gekommen.
Roland Wernig, Chefplaner der Planungsgemeinschaft in der Region Trier, die die planungsrechtliche Hoheit auch für den Landkreis Vulkaneifel hat und über den regionalen Raumordnungsplan die Nutzung von Flächen (wie für den Gesteinsabbau) regelt, hatte im Kreistag angekündigt: "In 25 von 37 Fällen wird es nicht zu einer Ausweisung eines Vorranggebiets für die Rohstoffsicherung kommen." Konkret stechen laut Wernig in 17 Fällen andere Nutzungen den Wunsch nach zusätzlichen Rohstoffabbauflächen aus - beispielsweise der Trinkwasserschutz.
3000 Unterschriften gesammelt


In acht Fällen werden die vom LGB als Rohstoff-Vorrangflächen vorgesehenen Areale zu sogenannten Vorbehaltsflächen abgestuft. Wernig: "Da kann es um Jahrzehnte alte Landwirtschaftsflächen gehen, die vorerst auch als solche weiter genutzt werden sollen. Künftig könnten sie aber auch der Rohstoffgewinnung dienen." Bleiben zwölf Fälle, bei denen bislang nichts aus planungsrechtlicher Sicht gegen einen zusätzlichen Gesteinsabbau spricht.
Die Zahlen sind das Ergebnis der ersten Abwägungsrunde, bei dem der Belang der Rohstoffsicherung mit 37 anderen Belangen (wie Trinkwasserschutz, Grundwasserschutz, Forstwirtschaft oder Landschaftsbild) abgeglichen wurde. Und zwar für das gesamte Areal der Region Trier.
Wernig sagt: "Unser jetziger Vorschlag ist relativ festgelegt. Wir können unsere Entscheidungen gut begründen."
Wernig äußerte sich aber noch nicht dazu, wo Gesteinsabbau künftig vorgesehen ist und wo nicht (siehe Extra). Bei den Naturschutzverbänden im Kreis haben die Äußerungen nicht für "Hurra"-Rufe gesorgt. So sagte Hartmut Schmidt, Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Eifelvulkane, die in den vergangenen Monaten 3000 Unterschriften gegen erweiterten Gesteinsabbau in der Vulkaneifel gesammelt hat: "Das ist nichts als eine Beruhigungstablette."
Die Naturschutzverbände würden weiterhin zu ihren Forderungen stehen: erstens, keine neuen Abbaugebiete geben, da die jetzigen 400 Hektar für die nächsten 50 Jahre ausreichten. Zweitens: Konzentration auf wenige große Gruben. Schmidt sagt: "Wenn an allen Ecken und Enden des Kreises gebuddelt wird, beeinträchtigt das die Natur und das Landschaftsbild viel mehr, als bei weniger großen Steinbrüchen."
Die Verbände würden daher "weiter nachhaken", "Politik und Bürger weiter für ein Umdenken sensibilisieren", "die Folgen des ungezügelten Gesteinsabbaus darlegen" und gegebenenfalls die Planung "gerichtlich überprüfen" lassen.
Schmidts zentrale Forderung lautet in diesem Zusammenhang: "Wir brauchen ein regionales Entwicklungskonzept zum Thema Rohstoffgewinnung, das sagt, wie viel Gestein in den kommenden Jahren maximal abgebaut werden darf, und das auch die Folgen für den Tourismus, den Landschaftsschutz, den Verkehr aufzeigt."
Mengenbestimmung gefordert


Hans-Peter Felten, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft (AG) Dauner Naturschutzverbände, sagte zu den aktuellen Zahlen: "Wir müssen abwarten, was genau dahintersteckt. Wenn trotzdem einige unverzichtbare Flächen angetastet werden oder neue Gruben hinzukommen, ist nichts gewonnen."
Immerhin sieht der Vorschlag des LGB neben der Erweiterung der bisherigen 35 Gruben im Kreis laut Felten auch die Ausweisung von 17 weiteren Rohstoff-Vorrang-Gebieten vor.
Seine Forderungen: "Wir brauchen erstens eine Mengenbestimmung, damit exakt nach Bedarf ausgewiesen werden kann. Und dieser Bedarf soll dann durch die Ausbeutung von wenigen großen Gruben, die es bereits gibt, gedeckt werden." Das weitere Vorgehen bei der Erstellung des regionalen Raumordnungsplans: Das jetzt von Chefplaner Wernig vorgestellte Ergebnis ist sowohl vom Planungsausschuss und dem Vorstand der Planungsgemeinschaft beschlossen worden. In einem zweiten Schritt werden laut Wernig einzelne Standorte noch durch Hinzuziehung von Spezialgutachten genauer bewertet - "beispielsweise die Bewertung des Landschaftsbildes durch die Obere Naturschutzbehörde". Danach, im ersten Halbjahr 2012, wird der erste Planentwurf vorgelegt. Dabei werden die beteiligten Behörden (also auch wieder das LGB) sowie die Öffentlichkeit gehört. "Da kann es natürlich zu Einsprüchen kommen, die eine nochmalige Überprüfung erfordern", sagt der Planer. mh

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