Verhandlung am Tatort

WALSDORF. (vog) 40 Minuten dauerte die Gerichtsverhandlung am Tatort. Der Prozess um den 46-jährigen Angeklagten, der im August 2003 sein Haus anzündete, ging im Lerchenweg weiter. Obwohl die Verhandlung öffentlich war, fanden sich keine schaulustigen Einheimischen ein.

Das erste Mal nach 16 Monaten sah sich Alfred S. dem Desaster gegenüber, das er mit 3,7 Promille angerichtet hatte. Angesprochen auf seine Gefühle, antwortet er den Fragestellern nur mit einem Achselzucken. Mit Handschellen gefesselt und bewacht von zwei Beamten der Justizvollzugsanstalt (JVA) stand er neben dem grünen JVA-Bus, der in der Hofeinfahrt parkte.Äußerlich abgeklärt

Äußerlich wirkte der alkoholkranke Heizungsinstallateur abgeklärt. Lediglich sein Kettenrauchen, trotz Handschellen zündete er sich geschickt eine Zigarette nach der anderen an, hätte auf unterschwellige Angespanntheit hinweisen können. Immerhin galt das Haus, in das er jahrelang unzählige Arbeitsstunden investiert hatte, als sein Lebenswerk. Mit Blick auf das nicht mehr bewohnbare Gebäude sagte Alfred S.: "Hier gibt es viel zu tun." Um sich ein genaues Bild vom Tatort zu machen, waren die Richterin und Schöffen, Staatsanwalt Sebastian Jakobs wie auch der Verteidiger nach Walsdorf gekommen. Intensiv nahmen sie das Grundstück samt Schuppen in Augenschein. Neben dem Stützpfosten am Hauseingang stand ein kleiner Benzinkanister. Ein ähnliches Modell hatte die Kripo als Behälter für den Brandbeschleuniger, den S. verwendet hatte, beschlagnahmt."Alles rundherum war trocken"

Staatsanwalt Jakobs kommentierte knapp: "Der ganze Schuppen ist voll mit Kanistern". Der psychologische Gutachter Dr. Philipp Massing war in seinen Ausführungen nicht näher auf die pyromanischen Züge des Angeklagten eingegangen. Er sagte lediglich: "Ich weiß, dass es früher schon mal einen Vorfall gegeben hat, aber aus rechtlichen Gründen darf ich diesen Punkt nicht ins Gutachten einbeziehen." Zwei Zeugen sollten dem Gericht bei der Bewertung der Frage helfen, ob für die Nachbarschaft bei dem Brand eine Gefahr bestanden hat. Unterschiedlicher hätten die beiden Aussagen nicht sein können. Kriminal-Hauptkommissar Norbert Spross erklärte: "Ich habe in den Bericht, nach Vernehmungen der Nachbarn, die Gefahr mit aufgenommen. Außerdem war es ein heißer Sommer. Alles rundherum war trocken. Auch das Gehölz im nahe liegenden Wald." Walsdorfs Wehrführer Michael Hahn sagte: "Wir waren mit Hilfe der Drehleiter aus Gerolstein und den Kameraden aus Hillesheim gleichzeitig mit sieben Leitungen im Einsatz. Da wurde das unmittelbar angrenzende Areal automatisch nass. Wir hatten das Feuer unter Kontrolle."Staatsanwalt bohrt nach

Staatsanwalt Jakobs bohrte allerdings nach: "Was wäre passiert, wenn Wind aufgekommen wäre?" Hahn antwortete: "Wenn wir nicht gelöscht hätten, wäre der Funkenflug gefährlich geworden." Allerdings musste der Wehrführer einräumen, dass es in seiner 20-jährigen Erfahrung "so einen Brand in Walsdorf noch nicht gegeben hat". Anderthalb Stunden habe man zum Löschen gebraucht. Mit dem Ortstermin in Walsdorf wurde die Beweisaufnahme in dem Prozess um Alfred S. abgeschlossen. Der nächste Verhandlungstermin ist am Freitag, 17. Dezember, um 13 Uhr am Amtsgericht Wittlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort