Mängelriesen, Mängelzwerge

Berlin. Die schlechte Nachricht: Immer mehr Autos auf Deutschlands Straßen weisen ganz erhebliche Sicherheitsmängel auf. Die gute Nachricht: Deutschlands Autos schneiden immer besser ab. Das sind die beiden Kernaussagen im Tüv-Auto-Report 2005, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Nachdem im vergangenen Jahr der Audi A 2 die populäre Klasse der bis zu drei Jahre alten Autos gewann, geht dieses Mal der erste Platz an den Boxster von Porsche, mit 2,6 Prozent ein Mängelzwerg. Schlusslicht in dieser Klasse mit 16,2 Prozent Mängeln ist der VW Sharan. Bei den vier und fünf Jahre alten Autos belegt der Toyota Yaris, ein Mini aus Japan, Platz eins. Und das vor so teuren Luxusfahrzeugen wie Mercedes SLK, Porsche 911 oder Porsche Boxster. Mängelriese ist hier der Chrysler Voyager mit 26 Prozent. Bei den bis zu sieben Jahre alten Autos siegt der Toyota Starlet mit sechs Prozent. Schlechtestes Auto in dieser Alterklasse mit 33,9 Prozent ist der Renault Twingo.Fahrer sparen bei der Wartung

Bei den bis zu neun Jahre alten PKW liegt der Porsche 911 mit sieben Mängelprozenten klar vorn, Schlusslicht mit 36,4 Prozent ist der Alfa Romeo 145/146. Erneut führt der 911er mit acht Prozent bei den Autos bis zu elf Jahren. Abgeschlagen hier mit 40,9 Prozent der Seat Toledo. Grundlage für diese Zahlen sind die Ergebnisse aus allen Tüv-Hauptuntersuchungen im vergangenen Jahr. Dazu Rainer Strang vom Tüv-Auto-Report: ,,18,7 Prozent aller Fahrzeuge weisen erhebliche Mängel auf. Das ist der absolut schlechteste Wert seit Jahren. Fast ein Fünftel aller Autos, in Zahlen ausgedrückt sind das 8,5 Millionen, sind als tickende Zeitbomben auf unseren Straßen unterwegs. Am häufigsten entdecken unsere Prüfer Mängel am Fahrwerk, kaputte Bremsen und Auspuffanlagen, undichte Motoren und Getriebe oder defekte Beleuchtungen." Noch 1996 hatte die Mängelquote bei ,,nur" 11,6 Prozent gelegen. Seitdem steigt sie mit jedem Jahr an. Die Studie belegt auch, je älter die Autos, umso schlechter ist es um die Sicherheit bestellt. Dazu Rainer Strang: ,,Diese Trend verschärft sich. Was besonders dramatisch ist, weil gerade ältere PKW wegen ihres verhältnismäßig günstigen Preises häufig von jungen Fahranfängern erworben werden." Der Tüv bescheinigt der Autoindustrie, dass sie mit jedem Jahr bessere Autos baute. Aber, so Klaus Brüggemann, Geschäftsführer des Verbandes aller Tüv-Vereine, gestern in Berlin: ,,Vor dem Hintergrund insgesamt gestiegener Kosten bei Treibstoff, Steuern und Versicherungen sparen immer mehr Autofahrer bei der Wartung und der Inspektion. Diese Rechnung ist brandgefährlich." Unter den Top Ten aller Altersklassen waren im jährlichen Tüv-Report folgende Marken besonders oft zu finden: Toyota 15 Mal, Mercedes neun Mal, Porsche acht Mal, Subaru und Mazda sieben Mal und Audi, Nissan und Suzuki je ein Mal. Tüv-Geschäftsführer Brüggemann kündigte gestern auch an, dass die PKW-Hauptuntersuchung (HU) ab Januar 2006 in wesentlichen Punkten ausgebaut werden soll. Künftig werden komplizierte Sicherheitseinrichtungen wie Antiblockiersystem (ABS) oder Elektronisches Stabilitäts-Programm (ESP) ebenfalls untersucht. Und statt der ,,Sichtprüfung" für Stoßdämpfer soll es dann eine ,,Wirkungsprüfung" geben. Die Hauptuntersuchung wird laut Tüv aber nicht teurer, da die Prüfung an anderer Stelle gestrafft wird. Heute zahlen Autofahrer zwischen 70 und 80 Euro für die HU.

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