"Mein Wein muss unverwechselbar sein"

Mertesdorf · Es gibt keinen Bereich, in dem die Region Trier so sehr in der nationalen und internationalen Klasse mitspielt, wie den Weinbau. Topwinzer von Mosel, Saar und Ruwer sind dekoriert mit Preisen und Auszeichnungen. Die Fachwelt feiert den Riesling von der Mosel in höchsten Tönen. Der TV stellt die Besten in einer Serie vor.

 Carl von Schubert legt Wert auf authentische Weine. Fotos: privat

Carl von Schubert legt Wert auf authentische Weine. Fotos: privat

Wenn Carl von Schubert einen Fuß vor die Tür setzt, hat er seinen Arbeitsplatz direkt vor der Nase. Keinen Steinwurf vom Weingut liegt die Weinbergslage von Maximin Grünhaus, ein Berg in Mertesdorf (Trier-Saarburg), eben so steil wie geschichtsbeladen. Rund 34 Hektar Rebfläche gehören zum Gut im Ruwertal, das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts von der Abtei Sankt Maximin bewirtschaftet wurde. Die Lagen Abtsberg (14 Hektar/ehemals der Wein der Äbte), Herrenberg (19 Hektar/einst für die Chorherren) und der Bruderberg (ein Hektar/für den einfachen Klosterbruder) schmiegen sich aneinander und erlauben Carl von Schubert, seine Reben in einem Schwung zu bearbeiten. Die rund 20 Hektar Steillagen - mit einer Hanglage bis zu 70 Prozent - bewirtschaftet der Winzer mit Raupenschleppern.

Solche Technik hatten die frühesten Winzer in der Lage freilich nicht.

Die erste urkundliche Erwähnung von Grünhaus geht auf den 6. Februar 966 zurück, doch römische Funde am Berg lassen vermuten, dass die Lage bereits in der Antike bewirtschaftet wurde. 1882 kaufte Carl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg Grünhaus. Das Gut schenkte der Freiherr seiner Tochter bei der Hochzeit mit Conrad von Schubert. Der Freiherr selbst führte das Stahlwerk in Neunkirchen/Saar und er gewann als Reichstagsmitglied unter Bismarck so großen Einfluss, dass man in Berlin von der "Ära Stumm" sprach. Auch die Dynastie der berühmten Orgelbauer Stumm geht auf einen Vorfahren der Familie zurück. Mit der Namensänderung von Stumm zu von Schubert am Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich auch das Etikett. Bis heute wird das unverwechselbare Jugendstiletikett für alle Rieslingweine des Gutes verwendet.

Unter diesen Vorzeichen spielt das Weingut in der ersten Liga. Die Fachzeitschrift "Feinschmecker" führt Maximin Grünhaus in der Liste der 16 besten Weingüter Deutschlands, der Gault Millau zeichnete von Schubert für den 2009er Maximin Grünhaus Herrenberg als besten Kabinett aus, und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung kürte die 2009er Bruderberg Riesling Auslese Jungfernwein zum Dessertwein des Jahres.

"Wir sind sehr stolz auf die Auszeichnungen", sagen Carl und Renate von Schubert. Seit 1981 leitet das Ehepaar das Gut. Zwei der vier Kinder werden dafür sorgen, dass die Zukunft des Maximin Grünhaus gesichert ist. Dabei gab es Höhen und Tiefen, Sorgen meist, wenn das Wetter Kapriolen spielte wie 1981, als durch einen Spätfrost fast ein ganzer Jahrgang zerstört wurde.

Für Gutsbesitzer von Schubert setzte 2004 eine neue Entwicklung ein. "Wir haben sehr viel in Kellertechnik investiert, viel in die Weinberge und mit Stefan Kraml auch nach langen Jahrzehnten einen neuen Kellermeister engagiert", sagt er. Dabei sei er immer seiner Philosophie treu geblieben. "Wir möchten einen authentischen, unverwechselbaren Wein, der lange haltbar ist." Schubert setzt auf die sogenannte Spontanvergärung, also einen Vorgang, der einzig durch Hefepilze, die die Trauben mitbringen, abläuft. "Bis in die 1970er Jahre war dies weltweit Standard, erst danach, mit der Einführung von Reinzuchthefen, wurde diese Gärung immer seltener", sagt Carl von Schubert. Doch gerade durch dieses Methode erhalten die Weine vom Abts-, Herren- und Bruderberg ihre besondere Note. Nur, wenn es zu kalt im Keller ist, steuert der Winzer den Gärprozess über die Temperatur. "Für unsere Weine brauchen wir viel Geduld. Doch es lohnt sich, denn sie sind sehr lagerfähig", sagt der Gutsbesitzer. "Weine von '72 und '74, keine großen Jahrgänge, sind heute noch ganz exzellent." Der älteste Wein, der tief in der Schatzkammer der Schubertschen Weinkeller lagert, stammt aus dem Jahr 1895 vom Herrenberg und ist selbstverständlich unverkäuflich.

Ganz anders die jungen Jahrgänge. Auf einer Rebfläche von 34 Hektar produziert der Winzer rund 180 000 Flaschen Wein. Davon gehen rund 40 Prozent ins Ausland, vor allem nach England, in die Schweiz, nach Spanien, Italien, Frankreich und natürlich Benelux. Die USA haben ihren Status als wichtigster Exportmarkt eingebüßt und in China versucht das Unternehmen gerade Fuß zu fassen. Von 2012 an wird es erstmals einen Roten (Spätburgunder) vom Maximin Grünhaus geben. "Aber nur in kleinen Mengen", erklärt von Schubert.

Insgesamt ist der Weinbau naturnah angelegt. Die Düngung erfolgt überwiegend organisch, die Böden werden mit den Wildkräutern begrünt. Insektizide lehnt der Winzer ab. "Mit 45 Hektoliter pro Hektar ist der Ertrag im Sinne der Qualität begrenzt", sagt er.

Wer den Weingutsbesitzer an seinen eigenen hohen Maßstäben messen möchte, sollte einen "Superior", einen Riesling vom Abtsberg versuchen. "Der Riesling kommt aus dem Herzen unserer besten Lage", schwärmt Carl von Schubert, als "schlank und muskulös" bezeichnet ihn Weinkritiker Stuart Pigott, und der Weinführer Gault Millau attestiert dem Wein "mineralische Tiefe".

19 Euro kostet der 2008er vom Abtsberg. Zudem bietet der Jäger auch Wildschweinspezialitäten an. Renate von Schubert hat 2003 ein Weinkontor eröffnet und bietet dort Rotweine von befreundeten Winzern aus der ganzen Welt an.

Zudem kann das Gut mit einem besonderen Service werben: Verliebte können sich auf dem Schlossgut das Ja-Wort geben. Seit 2009 gibt es ein Standesamt, und Tochter Anna-Helene gehörte zu den Ersten, die sich hier vermählten. "Hier ist unsere emotionale Heimat", sagt Carl von Schubert, der einen großen Wunsch hat: "Dass das Weingut auch in zehnter Generation diese unverwechselbaren Weine macht."

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