Geschichte Würdigt Binsfeld einen Hexenverfolger?

Binsfeld · Peter Binsfeld, Weihbischof im späten 16. Jahrhundert, gilt als „Chefideologe“ der Hexenjagd. In Binsfeld soll nun entschieden werden, ob eine Straße nach ihm benannt bleiben darf.

  Das Straßenschild mit einer kurzen Info zu dem Kleriker. Seine Tätigkeit als „Chefideologe“ im Rahmen der Hexenverfolgung ist nicht erwähnt.

Das Straßenschild mit einer kurzen Info zu dem Kleriker. Seine Tätigkeit als „Chefideologe“ im Rahmen der Hexenverfolgung ist nicht erwähnt.

Foto: Julia Nemesheimer

Clara-Viebig-Straße, die Cusanusstraße — bei hiesigen Straßennamen geht man gerne nach berühmten Töchtern und Söhnen aus der Region. In Binsfeld sorgt nun die Peter-von-Binsfeld-Straße für Furore. Am heutigen Donnerstag soll im Gemeinderat darüber beraten werden, ob die Straße umbenannt werden soll. Grund hierfür ist eine Anfrage von Horst Rodermund aus Niederöfflingen, der nicht nachvollziehen kann, wie man im 21. Jahrhundert noch Straßen nach Menschen wie Peter Binsfeld, der auch Peter von Binsfeld genannt wird, benannt lassen kann: „Durch den Einfluss von Peter Binsfeld kam es zu den schlimmsten Hexenverfolgungen im Trierer Kurfürstentum im späten 16. Jahrhundert.“ Für viele Binsfelder scheint das kaum eine Rolle zu spielen. „Ich hab da mal vage was gehört, aber für mich ist das relativ egal. Das ist ja schon Jahrhunderte her“, meint Günther Weber. Er wohnt seit vielen Jahrzehnten in der Straße und es hat ihn noch nie beschäftigt.

Inwieweit treffen nun die Anschuldigungen von Rodermund zu? Der TV ist dem nachgegangen.

Historischer Kontext  Es ist historisch nicht eindeutig belegt, ob Binsfeld tatsächlich aus dem gleichnamigen Ort stammte. Fest steht, dass er um 1545 geboren wurde und 1598 als Weihbischof in der Stadt Trier starb. Erste Informationen findet man in der Abtei Himmerod, wo er als „außerordentlich begabter Knabe aus niedrigen Verhältnissen“ aus einem nahen Dorf stammend aufgenommen und ausgebildet wurde. Historisch bezeugt ist zudem sein Theologiestudium am Collegium Germanicum in Rom von 1570 bis 1576. Nach einem Zwischenspiel in Prüm wurde er 1578 zum Propst von St. Simeon in Trier ernannt – obwohl hier Widerstand gegen seine Berufung herrschte. 19 Jahre war der Kleriker fortan, bis zu seinem Tod durch eine Seuche, als Weihbischof und Generalvikar in Trier tätig.

Hexenverfolgung 1589 veröffentlichte Binsfeld ein Werk zur Hexenverfolgung („Tractatus de confessionibus maleficorum et sagarum“), das in den folgenden Jahren mehrere Auflagen, deutsche Übersetzungen und Erweiterungen erfuhr sowie überregional genutzt wurde, insbesondere in Franken.

Wie Rita Voltmer, Historikerin der Universität Trier, schreibt, hat „Binsfeld die bereits im Gange befindlichen Hexenverfolgungen [...] kommentiert, legitimiert und deren Fortgang erheblich beeinflusst“.

Insbesondere in der Zeit von 1586 bis 1596 wurden im Gebiet der Reichsabtei St. Maximin rund 400 Menschen im Zuge der Hexenverfolgung hingerichtet. Binsfeld stand nachweislich in engem Kontakt mit den Verantwortlichen. Insgesamt galten Maximin mit der Stadt und das Kurfürstentum Trier als Epizentren der Hexenverfolgung. Die Schrift Binsfelds, die die Folter und Hinrichtung der Angeklagten legitimiert, hat dazu beigetragen. Wie Rita Voltmer schreibt, wurde sein Werk von „einer tiefsitzenden Teufelsfurcht [...] und eine pessimistische [...] auf ewige Verdammnis fokussierte Geisteshaltung“ geprägt.

Das sagt das Bistum Auch in der katholischen Kirche ist Peter Binsfeld Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzung.Heute sieht man die Opfer der Verfolgungen als unschuldig, die katholische Kirche bat um Vergebung für das Leid, das damals zugefügt wurde. Das Bistum kann die Debatte um die Straßenbenennung nachvollziehen: „An Peter Binsfeld zu erinnern, ist […] legitim und angebracht. Da der Akt einer Namensgebung aber gewöhnlich als ein Zeichen der Identifikation mit der betreffenden Person gilt, kann es hingegen in der Tat problematisch sein, wenn eine Straße nach Peter Binsfeld heißt.“ Es obliege der Zivilgemeinde, dies zu entscheiden, so Inge Hülpes im Namen des Bistums.

Im Gemeinderat soll heute entschieden werden, ob die Straße weiterhin diesen Namen tragen soll oder umbenannt wird. Zu einer Stellungnahme gegenüber dem TV waren weder der Ortsbürgermeister Walter Faber noch der erste Beigeordnete Werner Pitsch zu erreichen. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr in der Mehrzweckhalle der Schulturnhalle Binsfeld.

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