Der Herr der Bälle

Der Begriff "Allrounder" muss nicht nur mit positiven Attributen behaftet sein. Ex-Rad-Profi Rolf Aldag interpretierte ihn beispielsweise für sich selbst so: "Ich kann von vielem ein bisschen, aber nichts so richtig." Diesen Schuh muss sich Stefan Fleck nicht anziehen. Denn der 26-Jährige ist vielseitig im besten Sinn.

Trier/Morbach. Die Frage nach seiner Lieblingsposition beantwortet Fleck mit einem verschmitzten Lächeln: "Rechtsaußen". Was vor der Winterpause noch als Scherz abgetan worden wäre, ist inzwischen Wirklichkeit. Fleck, der "geborene Mittelfeldspieler", der außer zwischen den Pfosten schon fast auf jeder Position gespielt hat, die der Fußball kennt, ist von Trainer Arno Michels im Zuge der taktischen Veränderung beim Rheinlandligisten SV Morbach zum Stürmer umfunktioniert worden. "Ich gewöhne mich immer besser daran", sagt Fleck. Sein Coach ist da schon einen Schritt weiter: "Er macht das richtig gut." Es ist noch nicht lange her, da war es kaum vorstellbar, Stefan Fleck als Teil einer Rheinlandliga-Mannschaft zu sehen. Gemeinsam mit seinem ein Jahr älteren Bruder Michael kickte er beim SV Trier-West/Euren. Mit dem Wechsel zum FSV Tarforst war klar: Die Flecks gibt es nur im Doppelpack. Nach dem Wechsel zur Trierer Eintracht ging es steil nach oben. In der Saison 2004/05 war er Kapitän und Kopf der zweiten Mannschaft, die er zum Oberliga-Aufstieg führte. Im Jahr darauf gehörte der jüngere Fleck zum Stamm der ersten Mannschaft, bis er sich verletzte. "Ich habe mir das Syndesmoseband gerissen. Eugen Hach löste Trainer Michael Prus ab. Und Hach vertrat die Meinung, für verletzte Spieler kein Geld zu bezahlen."

Also wechselten Stefan und Michael Fleck nach Kutzhof, die zweite Adresse in Folge, bei der die Brüder nicht glücklich wurden. Kutzhof stieg in die Oberliga auf, trat aber dort nicht an, weil der Mäzen es mit den Steuerzahlungen nicht so genaunahm. Die Flecks landeten in Salmrohr. Der dritte Fehlgriff: Denn erstens stieg der Oberligist sofort wieder ab, zweitens war es laut Fleck nicht möglich, sich aufs Fußballspielen zu konzentrieren. "Da rührten zu viele Köche in einer Suppe."

Jetzt trennten sich die Wege der scheinbar Unzertrennlichen. Michael ging nach Grevenmacher, Stefan nach Morbach. Einen Wechsel, den er bis heute nicht bereut hat. "Guter Trainer, gute Kameradschaft, tolles Umfeld, prima Infrastruktur." Vier Begriffe für den Wohlfühlfaktor. Hinzu kommt die private Entwicklung. Mit Freundin Kathrin hat er eine gemeinsame Tochter. Leni-Zoe ist 15 Monate alt und steht im Mittelpunkt der Familie. Auch im Beruf hat der Kaufmann Fuß gefasst. Zunächst noch Kneipier und Inhaber eines Sportgeschäfts, sieht er den Tresen nur noch als Gast. "Aber selten, denn Familie, Geschäft und Fußball gehen vor." Sein Vertrag in Morbach läuft aus. Erste Gespräche hat es schon gegeben. Aber er ist ehrlich genug, um zwei Punkte anzusprechen, die ihn davon abhalten könnten. "Die Fahrerei ist stressig. Und ich würde gerne noch mal mit Michael zusammenspielen." Auch der Kontrakt des Torjägers in Grevenmacher endet nach dieser Saison.

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