Medaillen für Reiterinnen - Buggenhagens 13. Medaille

London (dpa) · Auf die Routiniers ist Verlass: Mit Silber und Bronze im Dressurreiten sowie Marianne Buggenhagens Rang zwei im Kugelstoßen haben die deutschen Athleten ihre Medaillenjagd bei den Paralympics fortgesetzt.

Bei ihren sechsten Spielen durfte die Behindertensport-Ikone Buggenhagen über ihre insgesamt 13. Medaille jubeln. Stunden zuvor hatten die Dressurreiterinnen Britta Näpel und Angelika Trabert zweimal Edelmetall gewonnen. Den starken dritten Wettkampftag in London komplettierten die beiden 200-Meter-Sprinter Heinrich Popow und Claudia Nicoleitzik mit zwei Bronzemedaillen.

„Das ist hervorragend, das ist das Größte, was ich gefühlsmäßig ertragen kann“, sagte die spastisch erkrankte Näpel, die vor vier Jahren schon Gold gewonnen hatte. Die individuellen Ergebnisse zählen auch für die Mannschaftsentscheidung am Sonntag im Greenwich Park, in der das vierköpfige deutsche Team nur knapp hinter England liegt. Eine Medaille sicher haben die Tischtennisspieler Holger Nikelis und Jochen Wollmert, die in ihren Klassen jeweils im Finale stehen. Leer gingen am Samstag dagegen Radsportler, Judokas und Schwimmer aus.

Anders die deutschen Leichtathleten, die im erneut vollbesetzten Olympiastadion über sich hinaus wuchsen. 80 000 Zuschauer bejubelten am Abend den Auftritt von Buggenhagen, die sich nur der Chinesin Yang Liwan geschlagen geben musste. Die Berlinerin gewann ihre insgesamt 13. Paralympics-Medaille. Pech hatte Martina Willing aus Brandenburg, die nur knapp an Bronze vorbeischrammte.

Diese Medaille durfte sich auch Popow umhängen - der Jubel des Leverkuseners kannte nach seinem 200-Meter-Lauf zu Bronze keine Grenzen. „Es hat sich so geil angefühlt, ich hatte letzte Nacht Krämpfe und nur drei Stunden geschlafen“, erzählte der unterschenkelamputierte Athlet. Titelverteidiger Wojtek Czyz wurde nur Fünfter. „Ich habe mich gestern beim Weitsprung total ausgepowert. Meine Zeit ist eine ganz klare Enttäuschung.“

Zu verspätetem Glück kam Claudia Nicoleitzik über die 200 Meter, die sie als Viertschnellste absolvierte. Weil eine Argentinierin aber disqualifiziert wurde, rückte die Saarländerin auf Rang drei vor.

Die Sympathien im Stadionrund waren am Freitag vor allem Houssein Omar Hassan zugeflogen, der im Schritttempo über 1500 Meter mit Abstand Letzter wurde. Sieben von acht Athleten waren schon im Ziel und in den Katakomben des Olympiastadions verschwunden, da sprangen die Zuschauer hoch, klatschten und brüllten. Der Beifall galt dem 35-Jährigen, der als erster Sportler aus Dschibuti bei Paralympics antrat. Der einarmige und mehrfach behinderte Sportler benötigte fast dreimal so lange wie der Laufsieger.

„Das ist der Wahnsinn hier, so etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte auch Zuschauer Gerd Schönfelder, der 16 Mal bei Winter-Paralympics Gold geholt hat, zur Stimmung in London. Vor allem beim Auftritt von Oscar Pistorius am Abend kochte die Stimmung über und der Superstar enttäuschte nicht: Über 200 Meter unterbot der Südafrikaner im Vorlauf über in 21,30 Sekunden die kurz zuvor aufgestellte Bestmarke des Brasilianers Alan Fonteles Cardoso Oliveira um 0,58 Sekunden. Für das Finale am Sonntag qualifizierte sich auch der Leverkusener David Behre.

Richtig unglücklich fühlte sich die ukrainische Diskuswerferin Maria Pomasan, der am Vorabend fälschlicherweise Gold verliehen worden war. Erst später fiel der Fehler beim Abmessen auf. Die Chinesin Qing Wu wurde zur Siegerin erklärt, Pomasan erhielt Silber. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) entschuldigte sich.

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