" Sie wollen doch nur Fußball spielen”

Trier · 380 der 650 Mitglieder beim VfL Trier unter 18 Jahre alt - Integration von Flüchtlingen im Fokus.

 Antje Gieche als Schriftführerin und ihr Ehemann Ralf als sportlicher Leiter sind tragende Säulen in der Vereinsarbeit des VfL Trier. TV-Foto: Johann Wacht

Antje Gieche als Schriftführerin und ihr Ehemann Ralf als sportlicher Leiter sind tragende Säulen in der Vereinsarbeit des VfL Trier. TV-Foto: Johann Wacht

Foto: (g_sport

Trier Das Training der F-Junioren läuft, Ralf Gieche, sportlicher Leiter, schaut zufrieden auf die Zukunft des VfL Trier. Dass die Jugendarbeit floriert, ist das Ergebnis harter Arbeit: "Knapp 40 Trainer und Betreuer arbeiten mittlerweile im Verein. Dazu kommen noch mal etwa 20 Personen in der Verwaltung."
Das Ziel sei es, pro Mannschaft zwei Verantwortliche zu haben. Es bestehe ein permanenter Bedarf an Jugendtrainern, so Gieche weiter. Das Potenzial des Vereins zeigt sich besonders in der Altersstruktur. Mit 243 Mitgliedern bildet die Gruppe der Sieben- bis 14-Jährigen mit Abstand die größte Gruppe. Für die Zukunft wünscht sich Gieche in jeder Altersklasse zwei Mannschaften, bei den E-Junioren sind es momentan sogar vier.
Doch nicht nur die Anzahl der Jugendteams ist aus seiner Sicht bemerkenswert: "Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich keine Flüchtlingsmannschaft haben will. Da war der Aufschrei erst mal groß. Als ich dann erklärt habe, dass ich die Kinder nicht separieren will, sondern alle zusammen in einem Team spielen sollen, standen die Eltern sofort hinter dieser Idee." Der VfL lebt Integration. Rund 25 Flüchtlingskinder spielen für den Verein. Sie verstehen sich zu Beginn auch ohne viele Worte, die Sprache lernen sie spielerisch nebenbei. Jedoch ist nicht alles so einfach. Da es sich bei einem Flüchtlingskind offiziell um einen Transfer eines "Nicht-EU-Ausländers" handelt, muss der Verein erst alle Formalien der Fifa für einen solchen Wechsel vollziehen. Während die Erteilung einer Spielberechtigung bei einem deutschen Kind nur einige Tage dauert, bedarf es bei den Flüchtlingskindern viele Wochen Wartezeit, inklusive mehrseitiger Formulare. "Die Kinder wollen doch nur Fußball spielen", sagte Gieche in Bezug auf die bürokratischen Hürden kopfschüttelnd. Doch auch, wenn die Kinder warten müssen, es funktioniert. "Sie bekommen Sportkleidung von ihren Teamkameraden oder nicht abgeholte Fundsachen vom Verein. Einige sparen auch lange, um sich selbst eine VfL-Jacke kaufen zu können", die Kinder seien sichtbar stolz, ein Teil des Vereins zu sein.
Die Strukturen für eine erfolgreiche Zukunft hat der Verein in den letzten Jahren ganz offenbar geschaffen. "Falls wir hier mal einen Trierer Ronaldo haben, wollen und können wir dieses natürlich nicht bei uns festhalten", sagt Gieche und weiß, dass besonders Talentierte zu größeren Clubs weiterziehen.
Trotzdem wolle man von der Jugendarbeit auch langsam im Herrenbereich profitieren. Immerhin schaffte die erste Mannschaft des Traditionsvereins aus Heiligkreuz in der vergangenen Saison den Wiederaufstieg in die Kreisliga B Trier/Saar. Dort überwintert man auf einem guten fünften Tabellenplatz.

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