Schwarzsehen war gestern

Hermeskeil hofft auf neue Impulse: Mit 54,5 Prozent der Stimmen ist Udo Moser am Sonntag in der Stichwahl zum Stadtbürgermeister gewählt worden. Der TV hat einen Tag nach der Wahl mit den Vertretern der Parteien gesprochen.

 Udo Moser (rechts) ist der neue Stadtbürgermeister von Hermeskeil. Sein Gegner Bernd Mende sieht seine Niederlage in Mosers Unterstützung durch die SPD. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Udo Moser (rechts) ist der neue Stadtbürgermeister von Hermeskeil. Sein Gegner Bernd Mende sieht seine Niederlage in Mosers Unterstützung durch die SPD. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Hermeskeil. Von der Mehrheit der Hermeskeiler Bürger gewählt, steht auch die Mehrheit der Fraktionen hinter dem neuen Stadtbürgermeister Udo Moser (Bürger für Bürger). Allein die CDU mit Mosers Gegner Mende und der scheidenden Stadtbürgermeisterin Ilona König können dem Sieg Mosers nichts Positives abgewinnen. "Der Aufruf der SPD war der ausschlaggebende Faktor, so wurde auch die Linke mobilisiert", erklärt Bernd Mende (CDU) seine Niederlage. Zur zukünftigen Zusammenarbeit im Stadtrat wollte der CDU-Kandidat sich nicht äußern. Erst bei der Fraktionssitzung am Mittwoch soll das weitere Prozedere besprochen werden. Deutlicher wird auch Mosers Vorgängerin Ilona König nicht. Udo Moser war über viele Jahre hinweg Königs zentraler Gegenspieler und ihr härtester Kritiker in der Stadtpolitik. Nur in Sachen Bahnhofsvorplatz, Feuerwehrmuseum und Standortverwaltung Gusenburger Straße hofft sie auch auf das neue Stadtoberhaupt.

Gewerbeverein hofft auf gute Zusammenarbeit

Ansonsten schlägt Moser vonseiten Königs eher Sarkasmus entgegen. "Es wird alles besser und schneller. Der große Umschwung kommt", kommentiert sie das Ergebnis. Verbandsbürgermeister Michael Hülpes (CDU) zeigt sich diplomatischer: "Wir werden versuchen, mit dem Stadtrat in guter Zusammenarbeit mit dem neuen Stadtbürgermeister das Beste für die Stadt zu machen." Deutlich spürbare atmosphärische Störungen gibt es zwischen CDU und SPD. Ralf Gluding (SPD) spricht von einem internen Mitgliederbrief der Christdemokraten, in dem an das Versprechen der SPD erinnert werde, "die BfB zu verhindern". "Wir haben diese Aussage nie gemacht", sagt der SPD-Mann. In Sachen Wahlausgang hingegen zeigt sich die SPD zufrieden - wenn auch nicht ohne Eigennutz. "Unser Engagement für die BfB hat sich positiv ausgewirkt", sagt Ralf Gluding. "Hundertprozentig!"

Vor allem dem großen Gegner CDU habe man deutlichmachen können, dass immer mit der SPD gerechnet werden sollte.

Moser, früher Leistungsträger und Fraktionsführer der SPD im Stadtrat, brach 2000 mit seiner Fraktion, trat aus und gründete die Liste Bürger für Bürger. Seine frühere Fraktion wandte sich im Wahlkampf 2004 mit einem Aufruf gegen ihn - Moser verlor die Wahl knapp gegen König.

Die Wende erklärt Gluding mit einer neuen Fraktion und der Qualifikation Mosers. "Die öffentlichen Auftritte und Leistungen Mendes sprechen nicht für ihn." Auch in Sachen Stadt Hermeskeil könne die SDP sich vorstellen, mit Moser zusammenzuarbeiten. Die Unterstützung geht sogar so weit, dass Gluding es nicht ausschließt, Impulse aus der Hauptstadt zur Unterstützung weiterzuleiten.

Impulse und Zusammenarbeit erhofft sich auch Angelika Kohlhaas, Vorsitzende des Hermeskeiler Gewerbeverbands (HGV) vom neuen Stadtoberhaupt. "Er blickt auf eine lange politische Erfahrung zurück und weiß, wo in Hermeskeil anzusetzen ist." Ein Punkt, an dem auch Volkmar Winter (Die Linke) ansetzt: "Es gibt Defizite in Hermeskeil, auch im Gewerbe - und genau da muss man nun vorankommen." Die Meinungsverschiedenheiten zwischen HGV und der Stadtspitze sollen endgültig beigelegt werden. Für Winter ist Moser gerade wegen seiner versprochenen Volksnähe der richtige Kandidat, schließlich gehe es darum, in Hermeskeil etwas zu erreichen. Genau das will auch die Freie Wähler Gruppe, erklärt Fraktionssprecher Thomas Museler. Er zeigt sich in Bezug auf Moser realistisch: "Erst die Ergebnisse der nächsten Jahre werden zeigen, ob es die richtige Wahl war."

Meinung

Bitte nicht nur "mosern"

Da nimmt wohl landläufig jemand den neuen Bürgermeister zu wörtlich. Denn mehr als "mosern" kann die CDU zurzeit nicht. Man ist sarkastisch, meckert und schmollt. Kein Wunder. Die CDU hat die Wahl verloren. Die Triumphe der letzten Jahre sind vergessen. Doch mit Ablehnung können die Christdemokraten an dem Ergebnis auch nachträglich nichts ändern. Ein deutlich schöneres Bild gäbe die Partei als guter Verlierer ab. Schließlich hat auch die CDU die Chance, in den nächsten Jahren im Stadtrat die Belange der Hermeskeiler einzubringen. Und das sollte doch Ziel jeder Partei sein: die Wünsche der Bürger bestmöglich zu vertreten. Da ist in Zukunft Zusammenarbeit gefragt. Und bis es so weit ist, sollte die CDU sich den neuen Stadtbürgermeister Udo Moser nicht so ganz zu Herzen nehmen, dann klappt es eventuell auch wieder mit dem Bürgermeisteramt. c.junk@volksfreund.de

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